Unterricht in Politik und Sozialwissenschaften am KvG (2003)


"Wir stehen auf MZ!" "Zeitungsflirt" im Politikunterricht der Klasse 10
Der Politikunterricht in der Sekundarstufe I soll die Heranwachsenden mit den gesellschaftlichen Strukturen bekannt machen und zur Teilnahme am politischen Leben befähigen.

Dabei wird deutlich, dass Schülerinnen und Schüler politische Strukturen oft als gegeben und unveränderlich wahrnehmen. Ein wichtiger Aspekt des politischen Unterrichts ist es, aufzuzeigen, dass diese Strukturen von Menschen geschaffen wurden und dass diese Menschen sich bei der Schaffung und Entwicklung von Strukturen von Werten leiten ließen und lassen. Aufgabe des politischen Unterrichts an einer christlich geprägten Schule ist es daher, politische Strukturen, die Organisation politischer Entscheidungsprozesse und auch die Entscheidungen selbst vor dem Hintergrund der Werte zu sehen, die uns durch unseren Glauben vermittelt werden. Damit wollen wir keine Trennung von unserer Verfassung aufbauen: Eine christliche Exklusivität jenseits der Verfassung ist für uns nicht vorstellbar; sie wäre sektiererisch. Daher ist es wichtig, auch deutlich zu machen, dass in einer pluralistischen Demokratie eine Vielfalt von Werten und Meinungen in politische Entscheidungsprozesse strukturiert und nachvollziehbar einfließen muss. Methodisch schlägt sich dies darin nieder, dass Schülerinnen und Schüler immer wieder aufgefordert werden, die Perspektive ihrer Betrachtung zu wechseln und den eigenen Standpunkt nicht zu verabsolutieren. Die Einübung dieser wichtigen demokratischen Grundtugend stellt vor allem reproduzierbaren Wissen, dessen Vermittlung dabei nicht gering geachtet wird, einen Grundstein demokratischer Erziehung dar. Insofern soll ein ganzheitlicher Ansatz zu einem persönlichkeitsfördernden Unterricht führen.

Die Obligatorik des schulinternen Lehrplans lässt auf den Ebenen der Themen und der Unterrichtskonzeption dem einzelnen Lehrer Planungsspielräume, die in der täglichen Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern abgestimmt und gefüllt werden. Dabei ist das Prinzip der Aktualität sicherlich von zentraler Bedeutung. Entsprechend dem Altersfortschritt der Schülerinnen und Schüler werden einzelne Inhalte in einem Spiralcurriculum mehrfach auf unterschiedlichen Niveaus aufgenommen.

Das schlägt sich auch in der Ausweitung des Methodenrepertoires nieder, das den Schülerinnen und Schülern durch die Arbeit zur Verfügung gestellt wird.
Wo dies unter Berücksichtigung der Unterrichtsökonomie möglich ist, öffnet sich die Schule außerschulischen Lern- und Arbeitspartnern und versucht so, soziales, wirtschaftliches und politisches Lernen in Realsituationen zu ermöglichen.
So gibt es u. a. eine Exkursion zum Gericht in der Jahrgangsstufe 8, häufig durchgeführte Wahlanalysen in Zusammenarbeit mit der Universität, die regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt und der örtlichen Wirtschaft im Bereich der Berufswahlvorbereitung (Jahrgangsstufe 10).
Auf die Inhalte dieses Unterrichts aufbauend wird auch im Fach Sozialwissenschaften in der Sekundarstufe II auf gesellschaftliche Kompetenz, kritisch-selbstreflexives Nachdenken und engagierte Bearbeitung gesellschaftlicher Probleme Wert gelegt.
Da das Fach als Integrationsfach verschiedener gesellschaftswissenschaftlicher Disziplinen konzipiert ist, können sich inhaltlich, methodisch und didaktisch Anknüpfungspunkte an andere Disziplinen wie z.B. Religion, Geschichte, Pädagogik, aber auch Biologie, Mathematik und Kunst ergeben.

Das Fach ist als Integrationsfach der Disziplinen Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft konzipiert. Ziel des Faches ist es aber nicht, enzyklopädische Kenntnisse über alle gesellschaftlichen Entwicklungen zu vermitteln, sondern sozialwissenschaftliches Orientierungs,- Erklärungs- und Handlungswissen in Bereichen von gesellschaftlicher Bedeutung. Gerade für Jugendliche, die in diese Welt hineinwachsen, ist es wichtig, gesellschaftliche Themen, die unsere Zeit bestimmen, wie den beschleunigten globalisierten sozialen Wandel, die zunehmende Arbeitsteilung und Dynamisierung der Arbeitsmärkte, die wachsenden Konzentrations- und Technisierungsprozesse mit ihren ökologischen Folgen oder die steigenden Partizipations- Legitimations- und Kommunikationsansprüche zu erkennen, zu verstehen und beurteilen zu können.
Dazu trägt auch das obligatorische Berufsfindungspraktikum am Ende des 12. Jahrganges bei, das durch Orientierungswissen über den Arbeitsmarkt, Industrie- und Dienstleistungsbetriebe, über Berufsfelder und Qualifikationsanforderungen mit vorbereitet wird.
Die integrative Anlage des Faches lässt auch vielfältige Verbindungen zu anderen Fächern wie Religion, Geschichte, Pädagogik, aber auch zu Fächern wie Biologie, Mathematik oder Kunst zu.

KvG-Schuldokumentation 2002/03