Leiter der Forensik Amelsbüren im Philosophieunterricht


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Einen spannenden Einblick in die verantwortungsvolle Aufgabe eines Therapeuten für psychisch kranke Rechtsbrecher gewährte jetzt Prof. Dieter Seifert, der Leiter der forensischen Psychiatrie in Amelsbüren, den SchülerInnen des Philosophiekurses der EF. Sie hatten sich während einer Reihe zur Rechtsphilosophie mit der Frage auseinandersetzt, wie die Justiz mit Sexualtätern umgeht. Prof. Seifert machte dabei das Spannungsfeld deutlich, in dem er und seine Mitarbeiter sich bewegen müssen. So stehe der Schutz der Allgemeinheit an erster Stelle, wichtig sei es aber auch, die Menschenrechte der Rechts-brecher anzuerkennen und ihnen Hilfe anzubieten. Eindrucksvoll schilderte er die schwierigen sozialen Verhältnissen einiger seiner Patienten, die selbst Opfer extremen, oft familiären, Missbrauchs geworden seien und nun erstmals in ihrem Leben die Möglichkeit erhielten, als Persönlichkeit „nachzureifen“ und soziale Beziehungen aufzubauen. Ohne die Skepsis vieler Schüler gegen eine Entlassung von Sexualtätern gänzlich beseitigen zu können, warb er für Vertrauen in das Konzept der forensischen Kliniken, die durch sorgfältige Vorbereitung, juristische Überprüfung von Hafterleichterungen und ein sehr dichtes Netz von Nachbetreuung eine im Vergleich zu Gefängnissen recht niedrige Rückfallquote aufwiesen. Ein spannender Vortrag und ein kontroverses Gespräch mit interessanten Denkanstößen!
Mechthild Theilmeier-Wahner