Einblicke in die Werkstatt des Wissenschaftsjournalisten

WDR-Journalist Heiner Wember im Geschichts-LK

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2.2.16 Mit einer attraktiven jungen Frau im Schlepptau überraschte Heiner Wember jetzt die Schüler des Geschichts-LKs TW. Wember, WDR-Journalist und Autor der Geschichtssendungen „Stichtag“ und „Zeitzeichen“, war eingeladen worden, um die Schüler über Wissenschaftsjournalismus zu informieren, ein attraktives künftiges Arbeitsfeld für die Nachwuchshistoriker. Wie es sich für einen Journalisten gehört, holte der erfahrene Radiomacher die Schüler da ab, wo sie sich – wenn auch uneingestanden – recht gut auskannten: beim Thema Barbiepuppe.
Am Beispiel einer Sendung über das weltweit bekannte Traumgirl führte er in die Kunst des Radiofeatures ein. Historische Inhalte in einem vierminütigen Sendeformat zu vermitteln, das dazu noch unterhaltend sein soll, diese Aufgabe bedürfe neben gründlicher Recherche auch grundlegender Kenntnisse über die so genannten funkischen Mittel, die zur akustischen Illustration eingesetzt würden, um den Hörer in die Klangwelt des Geschehens hineinzuführen, erläuterte Wember. Ihm gehe es jeweils darum, eine in sich plausible Geschichte zu erzählen.
Der eigentliche Schwerpunkt der beiden Sendeformate des WDR liegt nicht auf seichten Boulevard-Stoffen wie der Barbie, sondern auf der Vermittlung – auch sperriger – historischer Themen. Wember ist Spezialist für den Bereich Nationalsozialismus und brachte aus seiner Medienwerkstatt ein Beispiel mit, an dem sich die Schüler selbst als Autoren erproben konnten. Der berühmte „Gerstein-Bericht“, den der gleichnamige Widerstandskämpfer als SS-Offizier über seine Eindrücke in einem Vernichtungslager verfasst und unter Lebensgefahr ins Ausland geschmuggelt hatte, sollte für einen journalistischen Beitrag gekürzt werden. Aufgrund der Drastik seiner Schilderungen entspann sich einer äußerst lebhafte Diskussion über die Grenzen journalistischer Offenheit. Ein spannender Nachmittag mit vielen anregenden Gesprächen und neuen Denkanstößen!