Ellis Lehman mit einer Kindergruppe.

Ein Besuch aus Israel im LK Geschichte


Inzwischen wohnt Ellis Lehman in einem Seniorenheim in Jerusalem. Aber immer wieder reist die rüstige alte Dame nach Deutschland, um an Schulen darüber zu berichten, wie sie als Jüdin den Krieg in den besetzten Niederlanden überlebte.

Am 8. November 2005 war sie zu Gast im Leistungskurs Geschichte der Jahrgangsstufe 13 und beeindruckte die Schülerinnen und Schüler durch eine sehr anschauliche Schilderung ihrer Erlebnisse in einer Zeit, in der ihr als Jüdin das Recht auf Freiheit und Leben abgesprochen wurde.

Ellis Lehman wurde 1924 in den Niederlanden als Tochter eines Malers und einer Sängerin geboren. Mit ihrem Vater, ihrem Bruder und ihrer Stiefmutter - die Mutter starb sehr früh - überlebte sie die Verfolgung. Nach dem Einmarsch der Deutschen in die Niederlande 1940 wurde die Familie zunehmend diskriminiert und ausgegrenzt. Ellis Lehman, die aus einer assimilierten Familie stammte, wurde auf brutale Weise damit konfrontiert, dass sie nicht mehr „dazu gehörte", ihr Bruder wurde auf der Straße verprügelt und konnte nur heimlich behandelt werden. Als schließlich die Deportation in ein Vernichtungslager drohte, tauchte die Familie unter und lebte bis zum Kriegsende in verschiedenen Verstecken. Dabei fand die Familie aber auch viel Hilfe. So zahlte der Arbeitgeber ihres Vaters diesem den ganzen Krieg hindurch ein Gehalt, so dass der Vater die Leute bezahlen konnte, bei denen sich die Familie für jeweils eine gewisse Zeit versteckte, eine unglaubliche Leistung, wenn man bedenkt, dass alle versorgt werden mussten ohne aufzufallen. Frau Lehman sprach von dieser Familie mit größter Hochachtung.

Trotz aller Schrecken, die sie erlebt hatte, berichtete Frau Lehman sehr anschaulich und mit viel Humor. Die Schülerinnen und Schüler folgten ihrem Bericht eineinhalb Stunden lang, ohne dass das Interesse nachließ. Nur für Fragen war schließlich kaum noch Zeit. Doch auch dafür gab es rasch Abhilfe: Frau Lehman hinterließ an der Tafel ihre E-Mail-Adresse in Israel mit der freundlichen Einladung, sie mit Fragen zu „überhäufen".

Santa Bitter, KvG-Jahrbuch 2005/06