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Exkursion in eine andere Zeit

Pädagogikkurs der Klasse 10 des KvG besuchte den Mühlenhof

Unser Differenzierungskurs Pädagogik startete am Dienstag den 8. 11. 2005 gemeinsam mit Herrn Nießen zu  einer Fahrt zum Mühlenhof  in Münster, der nahe dem Aasee gelegen ist. Nachdem wir nun das „Alte Dorf“ erreicht hatten, hatten alle Schüler/Innen kurz Zeit, um den 1961 eröffneten Park in Augenschein zu nehmen und erste Besichtigungen durchzuführen. Da das Herbstwetter mitspielte, gab es viel Sehenswertes zu entdecken. Insgesamt sind rund 30 historische Bauten, einige nach alten Vorbildern rekonstruiert, deren Inneneinrichtung die früher herrschenden Lebensgewohnheiten und Arbeitsweisen der westfälischen Landsleute, Bauern und Gutsbesitzern zu entdecken. Zu Bestaunen gab es eine große Windmühle, einen Gräftenhof, das rauchdurchzogene Mühlenhaus mit einem gemütlichen Herdfeuer; außerdem sahen wir Geschäfte aus längst vergessenen Zeiten, wie z. B. eine Wäscherei, ein Schuhgeschäft, einen Kaufladen, eine Schmiede und eine Imkerei.

02Unser eigentliches Vorhaben dieses Ausfluges war jedoch, anlehnend an unser momentanes Unterrichtsthema „Schule heute - Schule früher“,  der Besuch der alten Dorfschule, wo wir einmal die Schule wie in alten Zeiten erleben wollten. Pünktlich erwartete uns die Lehrerin Frau R. vor der alten Dorfschule, die ursprünglich 1834 in Ringel erbaut wurde und nun seit einigen Jahrzehnten hier steht. Unsere kundige Leiterin führte uns, geordnet nach Größe und Geschlecht, in das alte Landschulhaus. Nachdem Johanna, eine Mitschülerin, die alte Schulglocke geläutet hatte, konnte es losgehen. Alle mussten ihre Jacken und Rucksäcke aufhängen und begaben sich nun, ebenfalls geordnet, in die verschiedenen Bänke.

03Das Schulhaus, bestehend aus nur einem einzigen etwa 80m² großen Raum, war streng eingeteilt. Zentral fand man einen antiken Holzofen, im vorderen Teil des Raumes das Pult, die Tafel und einige Plakate (mit Kaiser Wilhelm) an den Wänden, die zum Beispiel das Alphabet zeigten. Ansonsten waren sehr enge Zweierpulte und zusätzliche Bankreihen im Schulzimmer aufgestellt. Frau R. erläuterte, dass alle Schüler von der 1. bis zur 8. Klasse in diesem Raum gemeinsam unterrichtet wurden und so erklärten sich auch die verschieden großen und kleinen Bänke. Einigen der größeren Jungen unseres Kurses fiel es schwer, Platz in den engen Bänken zu finden. Als dann endlich alle mehr oder weniger ihre Position gefunden hatten, händigte uns Frau R. Schiefertafeln und Griffel aus. Nun begann sie ganz langsam und geduldig einige Buchstaben der „Deutschen Schreibschrift“ auf eine große Tafel zu zeichnen und erläuterte ihr Vorgehen - für uns begann der schulpraktische Teil: Mit Hilfe unserer Tafel und des Griffels  mussten wir ziemlich schnell selbstständig Buchstaben und später sogar schon einige Wörter in der altertümlichen Schrift schreiben.
 
Alle amüsierten sich trotz konzentrierter Arbeitshaltung sehr. So lernten wir zunächst den einfachsten Buchstaben, ein  „i“ (daher kommt der Begriff  „i-Männchen“ für Erstklässler), dann ein „u“ bis hin zu so komplizierten Gebilden wie den Buchstaben „w“.  Da die Jungs etwas lauter waren, drohte sie einem an, ihn in die Ecke zu stellen, was doch Verwunderung hervorrief. Unsere Schreibübungen auf der Schiefertafel wurden kontrolliert und mussten am Stundenende mit Hilfe eines kleinen Schwammes wieder entfernt werden. Bei so viel Mühe scheint es nicht verwunderlich, welch saubere Schrift unsere Großeltern noch erlernten. Abschließend teilte die Lehrerin anstatt der früher üblichen „Fleißkärtchen“ jedem ein Alphabet der ehemals gelehrten „Deutschen Schreibschrift“ aus. Mit den energischen Worten  „Gued Gaohn“  verabschiedete Frau R. uns; unsere Antwort darauf - so lernten wir - lautete „Auck so“! Nach diesem interessanten und lebendigen Vortrag  bekamen wir noch einmal die Gelegenheit eigenständig die alten Gebäude sowohl von innen als auch von außen zu erkunden. Schließlich traten wir, nachdem wir rund 4 Stunden in eine längst vergangene, aber bezaubernde Welt eingetaucht waren und viele positive Eindrücke aus der guten alten Zeit sammeln konnten, den Heimweg  an.
Jennifer Edom, Julia Witte und  Julia Schröer, KvG-Jahrbuch 2005/06