Der Assuan-Staudamm
von Thomas, Lars und Sebastian
Alte Staumauer
Etwa sechs Kilometer südlich von Assuan befindet
sich die alte Staumauer. Sie wurde zwischen 1899 und 1902 von dem britischen
Ingenieur
Sir William Willcocks erbaut, um die Wassermassen des Nils
vor allem beim jährlichen
Hochwasser regulieren zu können. Das Bauwerk besteht aus
Granitblöcken, ist
an der Sohle 35 m und an der Krone 12 m breit und ist etwa
2100 m lang. In den Jahren 1907-1912 und 1929-1933 wurde er bis auf
54 m erhöht. Durch 180 Durchlässe konnte der Wasserstand reguliert werden
und auch der für die ägyptische
Landwirtschaft wichtige, sehr fruchtbare
Nilschlamm konnte die Sperre passieren.
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NASA- Satellitenbild des Hochdamms
von Assuan |
Neuer Staudamm
Planung und Bau
Sieben Kilometer südlich der alten Mauer wurde
zwischen 1960 und 1971 mit sowjetischer Hilfe und den Einnahmen aus dem Suezkanal der neue Damm erbaut, der als Assuan-Staudamm
bekannt ist. Zunächst war der Damm von westlichen Ingenieuren der Firma Hochtief in Essen geplant worden.
Nachdem die USA und die Weltbank ihre
Zusage, den Dammbau mitzufinanzieren, zurückgezogen hatten, weil die ägyptische
Regierung 1956 die Volksrepublik China offiziell anerkannte,
betrachteten es die Sowjetunion, die um Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent bemüht war, ebenso wie die ägyptische Regierung unter dem damaligen
Staatspräsidenten Gamal Abd el Nasser als Prestigeprojekt.
Daher bauten 2000 sowjetische Ingenieure und
30.000 Arbeiter an dem Projekt, das umgerechnet etwa 2,2 Mrd. Euro kostete. Das Absperrbauwerk besteht aus einer gewaltigen Schotteraufschüttung mit einem Lehmdichtungskern
und einem Betonmantel. Der Staudamm ist mehr als 3800 m lang und 111 m hoch, an der
Sohle 960 m und an der Krone etwa 100 m breit. Etwa 100.000 Menschen,
hauptsächlich Nubier, mussten für das Projekt umgesiedelt werden. Die
Füllung des Stausees begann schon im Jahr 1964,
also noch während der Bauarbeiten und war erst 1976 beendet. 451
Menschen verloren während des Baus ihr Leben.
Ziele
Der Bau des Hochdamms hatte mehrere Gründe.
Sowohl die Landwirtschaft als auch der Aufbau einer
wirtschaftsstarken Industrie sollten durch den Staudamm gefördert werden. Der
Damm sollte gleich mehreren Zwecken dienen:
- Ausdehnung
der landwirtschaftlichen Nutzflächen um 535.000 Hektar durch Bewässerung.
- Umstellung
von traditioneller (saisonweiser) Bewässerung auf Dauerbewässerung einer Fläche von ca. 3.100.000 Hektar
- Ausdehnung
des Reisanbaus für den Export .
- Kontrolle
der abfließenden Wassermengen, um in Trockenperioden die Wasserversorgung
sicherzustellen und bei starkem Hochwasser das Nilland zu schützen.
- Verbesserung
der Schiffbarkeit des Nils.
- Stromerzeugung
Stausee
Der Stausee ist nach Inhalt der drittgrößte der
Erde und nach Fläche der siebtgrößte (jeweils ohne Berücksichtigung des
Viktoriasees).
Da die Flächenangaben von 5248 über 5500 und 5860 bis 6000 km² variieren, könnte
er auch der drittgrößte Stausee sein. Siehe hierzu unten die Liste der größten
Stauseen.
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Blick auf die Kraftwerksanlage am
Assuan-Hochdamm |
Wasserkraftwerk
Das Wasserkraftwerk verfügt über zwölf Francis-Turbinen mit einer Leistungsfähigkeit von je 175 MW,
zusammen 2100 Megawatt. Der erzeugte Strom wird bis Kairo geleitet.
Probleme
Da das aufgestaute Wasser des Nils bedeutende
Kulturdenkmäler des alten Ägypten bedrohte, wurden einige mit Hilfe der Unesco in höhere Lagen umgesetzt. Berühmt wurde die Umsetzung der Tempel von Abu Simbel und Philae. Trotzdem
versanken viele Kulturgüter in den Fluten.
Auch die durch den Damm neu geschaffene
Agrarsituation ist nicht unproblematisch: Der neue Staudamm verhindert den Durchlass des Nilschlamms, der aufgrund seines Nährstoffgehalts ein
wichtiger Dünger war und nun durch Kunstdünger ersetzt werden muss, was wiederum eine
sinkende Wasserqualität des Nils zur Folge hat. Dadurch ist
zwar eine erfolgreiche Düngerindustrie entstanden, allerdings können sehr viele
Bauern sich den teuren Dünger nicht leisten.
Durch die fehlenden
Nährstoffe im Wasser ist der Fischbestand ab Assuan zudem drastisch zurückgegangen, und sogar im Mittelmeer
sind die Effekte zu spüren: Besonders im östlichen
Mittelmeer sanken die Fischfänge nach dem Bau des Damms um fast die Hälfte, scheinen sich
aber langsam wieder zu erholen.
Bauzeit: |
1960 - 1971 |
Höhe des Absperrbauwerks: |
111 m |
Speicherraum: |
168.900 Mio. m³ |
Stauziel: |
ca. 183 m ü. NN |
Wasseroberfläche bei Vollstau: |
5248 (5860 / 5500 / 6000?) km² |
Dammvolumen: |
44,3 Mio. m³ |
Kronenlänge: |
3830 m |
Kronenbreite: |
40 m |
Kraftwerksleistung: |
2100 MW |
Der zurückgehaltene Nilschlamm ist jedoch nicht
nur für die Landwirtschaft flussabwärts ein Problem, sondern auch für den
Stausee selbst. Durch die zunehmende Verlandung des Sees kann immer weniger Wasser gespeichert werden. Schätzungen zufolge wird
der See in etwa 500 Jahren vollständig versanden und damit für die
Wasserspeicherung nutzlos sein. Nach Fertigstellung des Staudamms wurde
festgestellt, dass im Kraftwerk weniger als die Hälfte des errechneten Stroms
gewonnen wird, was zum einem am falsch errechneten Durchflussvolumen, zum
anderen aber auch an der unterschätzten Verdunstung im Staubecken durch die
viel größere Seefläche liegt. Kritiker merken an, dass der Stausee umzukippen
drohe, da der Wasserstrom nicht ausreiche, um genügend neuen Sauerstoff in den
Stausee zu befördern.
Flussabwärts und vor allem im Nildelta stellt
auch Erosion ein großes Problem dar. Durch den Mangel an Nilschlamm,
der vom Fluss transportiert wird, wird Ackerland weggespült und
Uferbefestigungen beschädigt. Auch die Fischbestände im Brackwasser des Nildeltas, wo momentan ein Großteil des ägyptischen Fischs gefangen wird,
werden durch das salzige Meerwasser geschädigt. Daneben gibt es eine
signifikante Erosion entlang der Küsten des östlichen Mittelmeeres,
da der vom Nil ins Meer gespülte Sand fehlt.
Durch die Umsiedlung der hauptsächlich nubischen Bauern ist viel von der nubischen Kultur verloren
gegangen.
Auch von einer steigenden Bilharziose-Gefahr wird
berichtet. Diese Krankheit wird von einer im Wasser lebenden Schnecke übertragen, die sich im Nasser-See sowie in den Bewässerungsgräben flussabwärts,
die früher zumindest einmal jährlich austrockneten, stark vermehren konnte. Es
wird versucht, die