Wappen von Suez
DER SUEZ-KANAL IN ÄGYPTEN

Der 163 km lange Suezkanal (arabisch:Qanat as-Suwais) ist ein künstlicher Wasserweg vom Mittelmeer zum Roten Meer über die nur 113 km breite Landenge von Suez. Der Suezkanal verbindet die zwei Hafenstädte Port Said und Suez miteinander. Seit der Errichtung ist es nicht mehr notwendig, rund um das Kap der Guten Hoffnung im Süden Afrikas und damit um den ganzen Kontinent Afrika von Europa nach Asien zu fahren.
Der Kanal wurde von der französischen Suezkanal-Gesellschaft unter Leitung von Ferdinand de Lesseps erbaut. Die Pläne dafür entwarf bereits ab 1838 der österreichische Eisenbahnpionier Alois Negrelli. Für die Schifffahrt wurde der Kanal am 16. November 1869 freigegeben.

Baubeginn des Suezkanals
Am 25. April 1859 begannen in Port Said, am Nordende des Kanals, die Bauarbeiten nach Negrellis Plänen. Das Maß der zu bewältigenden Schwierigkeiten war ungeheuer groß. Alles Material, alle Werkzeuge, Maschinen, Kohlen, Eisen, jedes Stück Holz musste aus Europa geholt werden. Der Hauptlieferant für Bauholz war der Holzindustrielle Leopold Popper (1820-1886) aus Bitschau (Bytca) in Nordungarn, heute Slowakei. Das Holz wurde in den Wäldern vom Trenciner Landkreis geschlagen und per Floß die Waag und dann die Donau abwärts transportiert. In Galatz wurde das Holz auf Seeschiffen verladen und durch die Dardanellen nach Port Said verschifft. Der Lieferant wurde in den Freiherrenstand zu Leopold Baron Popper de Podhragy ernannt.Darauf verlegte er den Hauptsitz seiner Firma nach Wien.

Bauvollendung des Suezkanals
Mit Maschinenkräften, die bis 22.000 PS repräsentierten, wurde trotz mancher Unglücksfälle (Ausbruch der Cholera und darauf folgender Desertion sämtlicher Arbeiter), trotz diplomatischer und finanzieller Schwierigkeiten rüstig weitergearbeitet, so dass schon 18. November 1862 die Wasser des Mittelmeers in den Timsahsee einströmen konnten, zu dessen Ausfüllung 80 Mill. m³ notwendig waren. Am nordwestlichen Ufer dieses Sees entstand die Residenz der Kanalverwaltung, die Stadt Ismailia, zu welcher die neue Eisenbahn von Kairo und Alexandria hingeführt wurde, während die alte Wüstenbahn Kairo-Suez aufgegeben wurde. Am 18. März 1869 erfolgte der Einlass der Mittelmeerwasser in den Bittersee, und am 17. November 1869 fand im Beisein vieler Fürstlichkeiten und einer ungeheuren Schar geladener Europäer die Eröffnung des Kanals unter Festlichkeiten statt, die den Khediven 20 Millionen Franken gekostet haben sollen. Angeblich komponierte Giuseppe Verdi seine Oper Aida für dieses Fest; dem wird jedoch widersprochen, Aida wurde erst 1871 in Kairo uraufgeführt. Verdi wurde gebeten, eine Hymne für die Kanaleinweihung zu schreiben, was er angeblich empört ablehnte - er wolle keine "Gelegenheitsstücke" schreiben. Da Aida nicht zum Eröffnungstermin fertiggestellt war, wurde stattdessen sein Werk Rigoletto aufgeführt. Ingenieur Negrelli hat dieses Ereignis nicht mehr erlebt.
1,5 Millionen Menschen, hauptsächlich Ägypter waren am Bau beteiligt, 125.000 starben während der Bauarbeiten, hauptsächlich an Cholera.

Der Suezkanal in der politischen Auseinandersetzung
Der Betrieb des Kanals war anfangs hochgradig unrentabel. Die Gebühreneinnahmen bis 1870 betrugen gerade mal 4 Millionen Francs; Ägypten stand vor dem Bankrott. 1875 übernahm die Regierung von Großbritannien dessen Aktienanteil und erhielt damit entscheidenden Einfluss auf den Kanal. Dieser verstärkte sich, als Ägypten 1882 von Großbritannien besetzt und Protektorat wurde.
Am 29. Oktober 1888 wird durch die Konvention von Konstantinopel der Suezkanal zu einer neutralen Zone erklärt und die freie Durchfahrt für Handels- und Kriegsschiffe proklamiert. Sie sollte in Friedens- und Kriegszeiten. Die Schutzherrschaft wird Großbritannien übertragen.
Gleichwohl wurde das Kanalgebiet im 1. Weltkrieg zum Kriegsschauplatz. Großbritannien rief am 29. Oktober 1914 in Ägypten das Kriegsrecht aus; die Mittelmächte versuchten bis Anfang 1915, den Briten die Kontrolle über den Kanal streitig zu machen.
Auch nachdem 1922 das Protektorat aufgehoben und das Königreich Ägypten errichtet worden war, behielt Großbritannien die Kontrolle über die Kanalzone. 1936 wurde diese vertraglich abgesichert. Eigentümer und wirtschaftlicher Nutznießer des Kanals, der inzwischen hohe Gewinne abwarf, blieb weiterhin die Compagnie universelle du canal maritime de Suez.

UNO-Truppen ersetzen Briten am Suez-Kanal

Die britische Kontrolle über den Kanal blieb auch im 2. Weltkrieg erhalten. Angriffe Italiens im September 1940 und des deutschen Afrikakorps ab Februar 1941 wurden zurückgeschlagen.
Unter dem ägyptischen Präsidenten Nasser wurde der Kanal am 26. Juli 1956 verstaatlicht, also zwölf Jahre vor Ablauf der Konzession der Kanalgesellschaft. Dies löste die Suezkrise aus. Am 29. Oktober 1956 griffen israelische, britische und französische Truppen Ägypten an. Durch das Eingreifen der UNO, der USA und der UdSSR wurde die Auseinandersetzung jedoch relativ rasch beendet und der Kriegsschauplatz bereits am 22. Dezember 1956 wieder geräumt. Versenkte Schiffe versperrten die Durchfahrt jedoch noch bis 1957.Im Sechstagekrieg rückte Israel am 9.6.1967 wieder bis zum Kanal und besetzte sein Ostufer vollständig.Von 1967-1975 war der Kanal gesperrt.

Fakten zum Suezkanal
Die Länge des Kanals beträgt 162,5 km, die Breite am Wasserspiegel 300 bis 365 (58-100) m, an der Sohle 180 (22) m, die Tiefe 21 (8) m (die Werte in Klammern sind die Werte vor dem Neubau im 19. Jahrhundert).

Lage des Suezkanals
Verlauf
Er beginnt am Mittelmeer bei Port Said mit zwei in das Meer hinauslaufenden Molen von 2.250 und 1.600 m Länge, welche den Vorhafen von Port Said bilden und den durch westliche Strömungen herbeigeführten Nilschlamm abhalten.

Menzalehsee und Ballahsee
Der Kanal tritt dann in südlicher Richtung in den Menzalehsee ein, wo er an beiden Seiten von Dämmen eingerahmt ist, verlässt denselben bei Kilometer 45 und erreicht die El Kantara genannte Bodenerhebung, welche er durchschneidet, um vier km weiter in den Ballahsee einzutreten. Nachdem er aus diesem wieder ausgetreten ist, folgen die Stationen El Ferdane und El Gisr. Dann tritt der Kanal in die weite, blaue Fläche des Timsahsees ein, an dessen Nordwestende die Stadt Ismailia liegt, und den er bei Tusûn verlässt, um die 16 km lange Felsenschwelle des Serapeums zu durchqueren.

Bitterseen
Die nun bei Kilometer 95 folgenden Bitterseen bilden eine etwa 220 km² große Wasserfläche, die rings von Wüsten umgeben und am Ein- und Austritt des Kanals mit Leuchttürmen versehen ist. Bei El Schaluf, am Südende der Bitterseen, machen sich bereits Ebbe und Flut des Roten Meers bemerkbar, das bei Kilometer 156 erreicht wird.

Südteil
Südöstlich der Stadt Suez ist die Kanalrinne noch vier Kilometer weit in das Meer geführt, um endlich bei neun Meter Tiefe die Reede von Suez zu erreichen.

Baukosten
Die Baukosten des Kanals beliefen sich auf etwa 19.000.000 Pfund Sterling, von denen 12.800.000 durch Aktienzeichnungen aufgebracht wurden, während den Rest der Khedive deckte. Letzterem kaufte England 1875 die übernommenen, noch unplazierten Aktien (176.602 Stück im Wert von 3.500.000 Pfund Sterling) ab. Bis Ende 1884 wurden mit Einschluss der Verbesserungen für den Kanal 488.000.000 Franken verausgabt, wogegen die Aktiva 76.700.000 Franken betrugen.

Einnahmen und Ausgaben
Die Einnahmen der Gesellschaft ergaben 1872 zum erstenmal einen Überschuss von 2.000.000 Franken, der 1887 auf 29.700.000 Franken stieg. Die Einnahmen bezifferten sich auf 60.500.000 Franken, die Ausgaben auf 30.800.000 Franken.
Heute betragen die Kosten für die Passage bis zu 7,50 SZR pro Tonne. Jährlich werden etwa 20 Milliarden USD eingenommen. So ist der Kanal zu einer der wichtigsten Geldquellen Ägyptens geworden.

SCHIFFSVERKEHR:
Auch der Schiffsverkehr beweist den vollständigen Erfolg des Unternehmens. 1887 benutzten 3137 Schiffe mit insgesamt 5.903.024 Nettoregistertonnen den Kanal. Die Zahl der Reisenden betrug 182.998 (einschließlich Soldaten).
Heute benutzen etwa 15.000 Schiffe jährlich die Durchfahrt, deren Ladung beträgt etwa 14 % der weltweit transportierten Schiffsfracht. Aufgrund ihres Tiefganges können heutige Öltanker den Kanal nicht ohne weiteres befahren, auch weil während der Sperrung von 1967 bis 1975 die Supertanker ohne Rücksicht auf die Kanaldimensionen konstruiert wurden. Deshalb wird der Großteil des geladenen Öls bei der Einfahrt in den Kanal abgepumpt und über Rohrleitungen an Land auf die andere Seite geschafft, um dann wieder auf das Schiff verladen zu werden. In Zeiten, in denen sich dieser Aufwand aufgrund geringer Öl- Nachfrage und billigen Schiffstreibstoffs finanziell nicht lohnt, benutzen die Schiffe die Route um Südafrika herum.
Das größtmögliche Schiff, das den Suezkanal passieren kann (125.000 - 200.000 metric tons ) wird als Suezmax bezeichnet.
Die Durchfahrt ist nach wie vor nur im Einbahnverkehr möglich, die Passage dauert 11 bis 16 Stunden im Konvoi. Weitere Ausbaupläne sind vorhanden, denn es handelt sich um die wichtigste Schiffsroute der Welt. So soll es bis 2010 Schiffen mit bis zu 22 m Tiefgang ermöglicht werden den Kanal zu passieren. Dann können auch Supertanker den Suezkanal befahren.

Entfernungsverkürzung
Die eingesparte Zeit beträgt für eine angenommene Dampferfahrt nach Bombay von Brindisi und Triest 37, von Genua 32, von Marseille 31, von Bordeaux, Liverpool ,London, Amsterdam, und Hamburg 24 Tage. Danach lassen sich die Zeitersparnisse in der Fahrt nach anderen Häfen berechnen. Freilich ist auch in Betracht zu ziehen, ob die zu transportierenden Waren den kostspieligen Kanalzoll zu tragen vermögen. Manufakturen, Stahl, feine Metallwaren, Seide, Tee, Kaffee, Baumwolle etc. dürfen als unbedingt kanalfähige Güter gelten, während eine lange Fracht vertragende Güter vorteilhafter den Weg um das Kap der Guten Hoffnung nehmen.

Tunnel unter dem Suezkanal
Seit 1980 stellt ein Straßentunnel unter dem Suezkanal (17 km nördlich von Suez) eine Verbindung zwischen Kairo und der Halbinsel Sin.

Quelle: de.wikipedia.org