Lage des Nasser-Sees im Süden von Ägypten
Nassersee, Luftbild

Der Nassersee in Ägypten

Der Nassersee ist der im afrikanischen Ägypten durch den Staudamm as-Sadd al-, auch als Assuan-Hochdamm bekannt) im Niltal entstandene Stausee, der südlich von Assuan liegt. Ein Teil des Sees befindet sich auch im Sudan, bei Wadi Halfa, wo er Nubia-See heißt.

Der See ist etwa 500 km lang, seine Breite schwankt je nach Geländetopographie zwischen 5 und 35 km und sein Wasserinhalt umfasst etwa 165 Milliarden m³. Er ist flächenmäßig der achtgrößte See der Erde und volumenmäßig der viertgrößte.

Die Vorteile der durch diesen Staudamm möglichen Regulierung der Wasserdurchflussmengen des Nils im Bereich der landwirtschaftlich genutzten Randzonen werden durch die Tatsache beeinträchtigt, dass durch das Ausbleiben der jährlichen Überschwemmungen die Verfrachtung der hochnährstoffhaltigen Nilschlämme gleichfalls ausbleibt. Hierdurch ist die Fruchtbarkeit der Agrarflächen gesunken. In zunehmendem Maß wird nun mehr von den Bauern Mineraldünger zum Ausgleich des Nährstoffentzugs durch die Nutzpflanzen eingesetzt.

Der Anstieg des Grundwasserspiegels in der Peripherie des Nassersees bedroht zwischenzeitlich auch einige der im oberen Niltal befindlichen Baudenkmäler des alten Ägypten.

Der See beziehungsweise der Assuan-Staudamm ist auch der Grund, warum das Nildelta nicht mehr weiter ins Meer vorgeschoben, sondern durch die Brandung abgetragen wird.

Momentan entsteht am Nasser-See im Rahmen des Toshka-Projekts eine gigantische Pumpstation, um große Wüstengebiete westlich des Nils zu bewässern.

Name:

Nassersee
Lage:

südl. Ägypten

Fläche 5.248 km²
durchschnittliche Tiefe: 25 m
Zuflüsse: Nil
Abflüsse: Nil
Höhe über NN: 183 m
Größere Städte am Ufer: Assuan, Wadi Halfa
Fassungsvermögen: 130 Mrd. m³ Wasser

Technische Angaben

Seit jeher ist der Nil die einzige Lebensgrundlage Ägyptens. Er dient der Bewässerung eines relativ schmalen, ca. 10 km breiten Uferstreifens zu beiden Seiten des Nils, der die Ernährungsgrundlage für das gesamte Land bildet. Der Fluss ist aber launig, im Sommer überschwemmt er das fruchtbare Land, so dass es nicht bebaut werden kann – dafür hinterließ er den wertvollen nährstoffreichen Schlamm.

Die ständig zunehmende Bevölkerung Ägyptens im 19. und 20. Jahrhundert verlangte aber nun ein Eingreifen in den Flusslauf. Deshalb errichteten französische Ingenieure 1898 – 1902 eine erste Staumauer (arab. السد, es-Sadd) ca. 10 km südlich der Stadt Assuan. Trotz der zweimaligen Vergrößerung (1910, 1934) konnte er aber seinen Aufgaben nicht gerecht werden. Seine Tore mussten in den Sommermonaten während der Nilflut häufig geöffnet bleiben, Überschwemmungen konnten nicht verhindert werden. Der Staudamm ist 51 m hoch und 2 km lang, der von ihm gestaute See hatte eine Länge von bis zu 300 km und ein Fassungsvermögen von 5,4 Milliarden Kubikmetern.

Die weiter zunehmende Bevölkerung (um 1900 ca. 9 Millionen Einwohner, um 1980 ca. 42 Millionen Einwohner) und die weiterhin auftretenden Überschwemmungen waren wichtige Gründe, eine neue Staumauer, der Assuan-Hochdamm (arab.السد العلي, es-Sadd el-ʿAlī, deutsch der Hochdamm) zu planen und in den Jahren 1960 – 1971 (Einweihung am 15. Januar 1971) zu errichten. Man wollte mit der Regulierung des Nils einen Zugewinn an landwirtschaftlicher Fläche erreichen, ganzjährig Landwirtschaft betreiben können und das Land mit Elektroenergie versorgen können. Die Kosten des Dammes (320 Millionen ägyptischer Pfund) wurden durch einen sowjetischen Kredit aufgebracht, nachdem die Finanzierung durch westliche Banken zurückgezogen wurde. Der Damm wurde weitgehend von sowjetischen Ingenieuren und Arbeitern errichtet.

Der ca. 13 km hinter der alten Staumauer gelegene Hochdamm ist 3,6 km lang und 121 m hoch, der von ihm gestaute See ist ca. 500 km lang – davon etwa 310 km auf ägyptischen Boden –, zwischen 5 und 35 km breit und bedeckt Fläche von 5.250 km², sein Fassungsvermögen beträgt 165 Milliarden Kubikmeter. Der Wasserspiegel stieg gegenüber dem alten Staudamm um bis zu 60 m.

Man streitet sich heute, ob die Erwartungen des Dammes erfüllt werden konnten. Als Nachteile, die sich in erster Linie aus dem fehlenden Nilschlamm ergeben, stehen den Gewinnen heute die Notwendigkeit einer künstlichen Düngung, die Abnahme des Fischreichtums im Nil und der Entzug der Wirtschaftsgrundlage für die Keramik- und Ziegelindustrie gegenüber.

Das Toshka-Projekt

Da der Nil seit einigen Jahren mehr Wasser als gewöhnlich führt, musste seit 1996 ein Teil des Wassers in die Toshka-Senke geleitet werden, um ein Überlaufen des Nasser-Sees zu verhindern. Dieses Wasser verdunstete dort ohne Nutzen, was der Auslöser für das Toshka-Projekt war, das 1997 vom ägyptischen Präsidenten Mubarak offiziell angekündigt wurde. Hauptziel ist es, das Niltal, in dem fast die gesamte Bevölkerung Ägytens auf rund 5% der Landesfläche lebt, zu entlasten. Durch das starke Bevölkerungswachstum und durch Erosion wird dort die landwirtschaftliche Nutzfläche immer geringer. Zunächst sollen im neuen Tal vorwiegend eine exportorientierte Landwirtschaft und Viehzucht betrieben werden, später, begünstigt durch reiche Rohstoffvorkommen in diesem Gebiet, auch Bergbau und Metallindustrie, Fischzucht sowie Tourismus. Als Infrastruktur sind neben bereits vorhandenen Straßen später auch Schienen geplant. Strom liefert der Assuan-Staudamm. Bis 2017 sollen durch das Toshka-Projekt auf einer Fläche von 420000 Hektar Arbeitsplätze und Städte für 3 Mio. Menschen entstehen. Die Siedlungsfläche Ägyptens soll auf diese Weise von momentan 5% der Landesfläche auf über 20% vergrößert werden.

Zentrum des Projekts ist die Mubarak-Pumpstation (Mubarak Pumping Station), die das Wasser des Nasser-Stausees über 50 m hoch in den Scheich-Said-Kanal pumpt. Die Pumpstation, etwa 60 Kilometer nördlich von Abu Simbel direkt am Nasser-See gelegegen, besteht aus einer Beton-Konstruktion und ist etwa 30 m breit, 140 m lang und 60 m hoch. 24 riesige vertikale Pumpen sind hier enthalten, von denen 18 ständig arbeiten sollen, während 3 Pumpen gewartet und ebenfalls 3 in Reserve gehalten werden. 25 Mio. m³ Wasser werden dem See auf diese Weise täglich entnommen. Damit ist die Mubarak-Pumpstation die größte Anlage ihrer Art weltweit. Sie wurde am 12. Januar 2003 offiziell eingeweiht, jedoch noch nicht in Betrieb genommen, da der Scheich-Said-Kanal zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollendet war.

Das Toshka-Projekt ist nicht nur in Ägypten heftig umstritten. Kritiker fürchten, die Böden in den bewässerten Gebieten könnten versalzen und somit unfruchtbar werden. Überhaupt gibt es über die Fruchtbarkeit der Böden in diesem Gebiet unterschiedliche Ansichten, eventuell muss also mit viel Kunstdünger nachgeholfen werden, um die gewünschten Erträge zu erreichen. Auch muss wegen des Projekts der Wasserverbrauch in den anderen Landesteilen verringert werden, da Ägypten nur eine begrenzte Menge Nilwasser, nämlich 55,5 Mrd. Kubikmeter jährlich, zusteht. Diese Menge wird schon jetzt überschritten, was zu Problemen mit anderen Nilanrainerstaaten wie dem Sudan führen kann.

Alter Staudamm
Neuer Damm in Assuan (Assuan-Hochdamm)
Assuan-Staudamm:

Bauzeit:

1960 - 1971
Länge: 3,6 Kilometer
Höhe: 110 Meter
Höhe ü. N.N. 196 Meter (Dammkrone)
Finanzierung - Einnahmen aus Suezkanalgebühren
- Hilfen der Sowjetunion (incl. Arbeitskräfte)
Vorteile Nachteile
-Kontrollierte Bewässerung der Felder
-Steigerung der Anbauflächen
-Erzeugung von Energie
-neue Industrieanlagen
-Arbeitsplätze und Wohnungen
-Verbesserungen im Schiffsverkehr
-Schutz vor Hoch- u. Niedrigwasser
-Verlust von Siedlungen und Dörfern
-Verlust eines Kulturlandes
-Verlust an Palmen
-Versalzung des Nils durch Verdunstung
-Ausbleiben des Nilschlamm-Düngers

Alter Damm

Etwa sechs Kilometer südlich von Assuan befindet sich der alte Damm. Er wurde zwischen 1892 und 1902 von dem britischen Ingenieur Sir William Willcocks erbaut, um die Wassermassen des Nils vor allem beim jährlichen Hochwasser regulieren zu können. Der Damm besteht aus Granitblöcken, ist an der Sohle 35 m und an der Krone 12 m breit und ist etwa 2100 m lang. In den Jahren 1907-1912 und 1929-1933 wurde er bis auf 54 m erhöht. Durch 180 Schleusentore konnte der Wasserstand reguliert werden und auch der für die ägyptische Landwirtschaft wichtige, sehr fruchtbare Nilschlamm konnte den Staudamm passieren.

Neuer Damm

Der Sad el-Ali-Hochdamm wurde von 1960 bis 1971 gebaut. Er liegt 7 km südlich des alten Dammes und ist fast 4 km lang und 110 m hoch. Der Stausee dahinter ist 500 km (!!!) lang und reicht bis in den Sudan. Die Wasserfläche beträgt 5000 km².
Sein Bau war und ist nicht unumstritten. Zwar kann durch die Wasserkraft ganz Ägypten mit Strom versorgt werden und durch die immer gleiche zur Verfügung stehende Wassermenge des Nils konnte die landwirtschaftliche Anbaufläche vergrößert werden; die jährlichen Überschwemmungen brachten aber auch fruchtbaren Nilschlamm, der jetzt durch Kunstdünger ersetzt werden muß. Durch die fehlenden Niederschläge besteht immer wieder die Gefahr der Versalzung der Böden.

Quelle: de.wikipedia.org; wikitravel.org