Freiarbeit

Eine Methode unter vielen anderen


Was soll ich heute zuerst machen? Nicht schon wieder ein Aufgabenblatt! Vielleicht schon eher das Puzzle zum Thema Größen. Oder mit Peter zusammen am Computer schreiben?
Nein, vielleicht ist es besser, noch einmal das schriftliche Multiplizieren zu üben, das kann ich nicht mehr so richtig. Und wenn ich dann noch Zeit habe, kann ich noch ein Arbeitsblatt für Religion bearbeiten. Ach je, ich sehe gerade, dass ich erst noch die Textaufgabe verbessern muss, die ich gerade vom Lehrer zurückbekommen habe. Nun, ich frage mal Marie, die hat die Aufgabe richtig gelöst und kann mir bestimmt helfen.


So oder ähnlich könnten die Gedankengänge eines Schülers zu Beginn der wöchentlichen Freiarbeitsstunde sein. Die Freiarbeit als methodische Möglichkeit des Unterrichtens ermöglicht es dem Lehrer, offenes Lernen umzusetzen. Differenzierungen nach Inhalt, Sozialform, Tätigkeitsform, Anspruchs~ und Abstraktionsniveau sind möglich. Die Schüler bestimmen selber über ihre Arbeit und führen sie ihrem persönlichem Rhythmus entsprechend durch. Sie lernen, ihre Arbeit zu organisieren, kritisch zu beurteilen, da in fast allen Fällen die Lösungen zur Selbstkontrolle vorliegen und sie werden zunehmend unabhängiger vom Urteil anderer. Versagenssituationen werden weitgehend vermieden, da die Schüler den Schwierigkeitsgrad ihrer Aufgaben selber bestimmen, die Ergebnisse bei vielen Aufgaben mit Hilfe von Musterlösungen eigenständig überprüfen können und durch kleine stetige Erfolgserlebnisse langsam mutiger und selbstbewußter werden. Der Lehrer tritt im Unterrichtsgeschehen zurück, er wird zum Beobachter, zum Berater. Kooperation und gegenseitige Verantwortlichkeit für den Lernprozess werden in die Hände der Schüler gelegt. Gegenseitige Hilfe und gemeinsames Arbeiten sind notwendig und können falschem Egoismus und Konkurrenzdenken Einhalt gebieten.
Erziehung zur Eigenverantwortlichkeit, zur kritischen Reflexion des eigenen Lernfortschrittes, Erwerb sozialer Kompetenzen, Förderung der Selbständigkeit und auch Kreativität, sind Erziehungsziele, die in den Richtlinien fest verankert sind. Die Einrichtung einer wöchentlichen Freiarbeitsstunde durch das Team der Klassenlehrer der Klassen 5 setzt hier einen deutlichen Akzent und erfordert eine ständige Reflexion und offenen pädagogischen Austausch.
Die gesteckten Ziele sind sicher nur langsam zu verwirklichen und es bedarf eines langen Atems. Nicht immer haben Schüler den Sinn der Freiarbeitsstunde richtig verinnerlicht, der ein oder andere mag sich auch gerne um die Arbeit herumdrücken, sich seine freie Zeit nehmen. Hier ist der Lehrer gefordert, indem er berät, Zielsetzungen verdeutlicht und den Schüler auf dem Weg zu eigenverantwortlichem Lernen mit der jeweils nötigen Freiheit, Gelassenheit und Konsequenz begleitet.
Freiarbeit lohnt sich, auch wenn der zusätzliche Arbeitseinsatz für den Lehrer zunächst hoch ist und nur in Teamarbeit und kollegialem Austausch zu schaffen ist, das zeigen die folgenden Schülerkommentare zur Freiarbeit deutlich. Freiarbeit ist den Schülern wichtig und motiviert sie, auch wenn der eine oder andere Schüler die wöchentliche Freiarbeitsstunde vor allem wegen der entfallenden Hausaufgaben schätzt.

Schülerkommentare aus der Klasse 5b:


Ich finde Freiarbeit gut, weil man alles wiederholen kann, was man im Unterricht nicht verstanden hat. Oder man kann was machen, was man im Unterricht immer durchnehmen wollte. Man hat eine gute Auswahl.
Ich finde Freiarbeit gut, weil man da viele verschiedene Möglichkeiten hat, sich für den Unterricht etwas auszusuchen. Man darf z.B. lesen, Stationsspiele spielen und verschiedene Mathezettel machen zu den einzelnen Themen. Deshalb finde ich Freiarbeit so gut, weil jeder etwas anderes machen kann.
Die Freiarbeit gefällt mir sehr gut, weil freie Arbeitswahl ist. Man kann das machen, was einem Spaß macht, z.B. Legespiele, Rechenzettel und Puzzle. Natürlich gibt es auch noch vieles mehr. Bei der Freiarbeit kann man Sachaufgaben machen (und für richtige Lösungen Punkte sammeln). Wenn jemand 10 Punkte hat, darf er sich von einem Bastelbuch was aussuchen. Das macht mir sehr sehr viel Spaß..
Ich finde Freiarbeit ganz gut, weil man dort in den Bereichen, die man durchnimmt, üben kann und weil man keine Hausaufgaben aufkriegt. Und man kann den alten Stoff wiederholen, weil man vielleicht Probleme hatte. Man kann auch sehr viele und gute Mathespiele und Konzentrationsübungen machen.
Freiarbeit ist gut, weil man da keine Hausaufgaben aufkriegt. Man kann auch Einiges nachholen oder das Thema im Unterricht üben und dabei überprüfen, ob man es drauf hat.
In Freiarbeit können alle möglichen Fächer mit einbezogen werden. Bei uns sind es bis jetzt nur Mathe und Religion. Bei der Freiarbeit hat jeder einen Ordner, wo die Blätter, die er abgeschlossen hat oder noch nicht ganz fertig hat, hinein gelegt werden. Und es gibt Ordner vom Lehrer wo Aufgaben und Lösungen drin sind. Mittlerweile wird auch mit Computern Freiarbeit betrieben.... Eins steht fest: es ist besser als Mathe, weil man sich die Themen selber aussuchen kann zwischen Geometrie und Größen oder Addieren, Multiplizieren oder Potenzieren.
Veronika Landwehr