„Lernen lernen“


Zielsetzung dieses Projektes ist, das Lernverhalten und den Lernerfolg der Schüler nachhaltig zu optimieren.
Das Projekt beinhaltet bisher Ausbildungsabschnitte in den Jahrgangsstufen 5 und 11 und wird ab dem Schuljahr 2002/2003 zusätzlich auch in den Stufen 7 und 9 angeboten. Nach einer Übergangsphase werden künftig die Inhalte für die Stufen 5, 7, 9 und 11 in Form eines Spiralcurriculums lückenlos aufeinander aufbauen.
Es geht darum, in den genannten Jahrgängen den Schülern die Rahmenbedingungen, Voraussetzungen sowie Techniken des Lernens altersgemäß so bewusst zu machen, dass sie Einsicht in diese Zusammenhänge haben und gezielt ihr Lernen kontrollieren und gestalten können. Da alle Schüler durch dieses Projekt erfasst werden, können die Lehrer zu bestimmten Zeitpunkten davon ausgehen, dass die vereinbarten Lerntechniken eingeführt sind, und ihren Unterricht darauf abstimmen.

Wesentliche Inhalte des Projektes sind die folgenden Punkte:
- Bestimmung des Lerntypus des Schülers mittels Test
- Kennenlernen und Einüben von Lerntechniken
- Lernerfolgskontrollen
- Bewusstmachen der Abhängigkeit des Lernerfolgs von Rahmenbedingungen wie - Arbeitsplatzgestaltung
- Vollständigkeit und Nutzung des Arbeitsmaterials
- Wechsel von Arbeitsphasen und Pausen
- Leistungsfähigkeit zu verschiedenen Tageszeiten
- neurophysiologische Grundlagen des Lernens
- Erlernen von Entspannungstechniken

Das Projekt kann dauerhaft nur dann Erfolge erzielen, wenn die hier vermittelten und eingeübten Inhalte auch Gegenstand des regulären Fachunterrichtes sind. Dies setzt voraus, dass die Fachlehrer aller Jahrgangsstufen informiert sind und sich beim Einüben bzw. Anwenden der vermittelten Lerntechniken und Lernerfolgskontrollen im normalen Fachunterricht einbinden lassen.
Unabdingbar ist auch das Einbinden der Eltern in dieses Projekt, damit sie ihre Kinder während des Prozesses sachkundig im häuslichen Bereich (u.a. bei der Erledigung der Hausaufgaben) begleiten können. Zur Zeit erhalten die Eltern noch über ihre Kinder Informationsblätter über Zielsetzung, Inhalte und Verlauf des Projektes. Ab dem kommenden Schuljahr werden die Eltern eigens auf der ersten Klassenpflegschaftssitzung über den Projektablauf informiert.
Im Einzelnen gestaltet sich das Projekt „Lernen lernen“ folgendermaßen:

Jahrgangsstufe 5


In der Jahrgangsstufe 5 nehmen alle Schüler im Klassenverband an dem zweitägigen Projekt "Lernen lernen" teil. Ziele des Projektes in dieser Altersstufe sind insbesondere die Vermittlung von Arbeitstechniken und der Abbau von Ängsten.
Die Klassenlehrer und eventuell zusätzlich Referendare betreuen die Schüler jeweils 4 Stunden an den beiden Projekttagen.
Folgende Inhalte sind Schwerpunkte des Programms dieser zwei Tage, wobei das praktische Erproben und Einüben im Vordergrund steht:

1.Tag:
- Lerntypentest (Es gibt verschiedene Lernwege -
auf welchem Weg lernt das jeweilige Kind am besten?)
- Entspannungsübungen (z.B. Fantasiereisen)
- Arbeitsplatzgestaltung
2.Tag:
- Hausaufgaben ("Alles dreht sich um das Thema Hausaufgaben")
- Entspannungsübung - Anspannungsübung (Fit in sieben Schritten)
- Klassenarbeiten (Wie bereite ich mich so auf Klassenarbeiten vor, dass ich sie angstfrei bewältige?)
- Zusammenfassende Schlussbesprechung

Es handelt sich hier keineswegs um ein statisches Programm. Themen können selbstverständlich geändert werden, wenn dazu konkret ein Anlass vorliegt. So kann z. B. als Konsequenz aus der Pisa-Studie der Umgang mit Texten, die richtige Lese- und Verständnistechnik mit als Inhalt aufgegriffen werden.
Schüler und Eltern erhalten umfangreiches, begleitendes Arbeits- und Informationsmaterial, das auch nach Abschluss des Projektes weiterhin gute Dienste leisten kann.

Jahrgangsstufen 7 und 9


Die Organisationsstruktur des Projektes in den Jahrgangsstufen 5, 7 und 9 ist identisch. Die Klassenlehrer betreuen die Schüler jeweils 4 Stunden an zwei Projekttagen.
Am Anfang der Stufen 7 und 9 stehen Wiederholungszyklen. Hier werden in komprimierter Form die inhaltlichen Schwerpunkte aus den vergangenen Jahrgängen wiederholt. Damit sollen noch einmal die wichtigsten lernpsychologischen und methodischen Kenntnisse und Fähigkeiten bei den Schülern aktiviert werden. Dies ist altersgemäß, dem Entwicklungsstand der Schüler des jeweiligen Jahrgangs entsprechend aufbereitet. Praktisches Erproben und Einüben stehen im Vordergrund.
In der Stufe 7 ist die Bewusstmachung von möglichen Lernschwierigkeiten und eine Bestandsaufnahme des eigenen Lernverhaltens der zentrale Inhalt des Projektes. Der Einstieg erfolgt mit einem Fragebogen (Lern-TÜV) unter dem Motto: ’Gewusst wo’ ist mein Weg zum ’Gewusst wie’.
In einem weiteren Schritt überprüfen die Schüler anhand eines erweiterten Lerntypentests ihre Lerneingangskanäle. Es folgt die vertiefende Vermittlung unterschiedlicher Lerntechniken und Strategien zur möglichen Behebung von Lernschwierigkeiten. Dazu gehören Methoden der Arbeits-, Zeit- und Lernplanung (Erledigung von Hausaufgaben, Vorbereitung von Klassenarbeiten) sowie der Informationsverarbeitung (u. a. Heftführung).
Anspannungs-, Entspannungs- und Konzentrationsübungen sind ebenfalls wesentliche Bestandteile des Projektes in dieser Stufe.
In der Stufe 9 beinhaltet das Projekt neben dem Wiederholungszyklus, in dem wichtige lernpsychologische und methodische Kenntnisse und Fertigkeiten altersgemäß reaktiviert und ergänzt werden (Zeitmanagement, Organisation des Arbeitsplatzes, erweiterter Test zur Feststellung des eigenen Lernverhaltens, Gedächtnistest), auch Übungen zur Gedächtnisschulung, Anregungen zur Stärkung der Motivation und zum Abbau von Vermeidungsverhalten. Ergänzt werden diese Bereiche durch die Vermittlung von Methoden der Beschaffung, Erfassung und Aufbereitung von Informationen (Lesetechnik, Markierungstechnik, Notiztechnik, Mindmapping-Technik).
Dem Alter der Schüler angepasste Anspannungs-, Entspannungs- und Konzentrationsübungen sind auch in dieser Stufe wichtige Bestandteile des Projektes.

Jahrgangsstufe 11


Zukunftsfähig ist nur, wer sein Leben lang lernt.
Lernen beginnt bereits vor der Schule und muss für die Zeit nach der Schule fest verankert sein. Eine erfolgreiche Beteiligung am lebensbegleitenden Lernen setzt dabei voraus, dass der Einzelne motiviert ist, ständig dazuzulernen; dass er mit den erforderlichen kognitiven und sozialen Fähigkeiten ausgestattet ist, um eigenverantwortlich zu lernen; dass er Zugang zu den verschiedenen Bildungsangeboten hat und schließlich entsprechende kulturelle Anreize erhält, weiter zu lernen.
Um dies zu erreichen, bekommt das eigenverantwortliche Lernen und die damit verbundene Notwendigkeit, als wesentliche Grundlage „Lernen zu lernen“, größere Bedeutung. Bildung ist zuallererst das Vermögen, Probleme selbst zu lösen, nicht aber vorgegebene Lösungen nur zu wiederholen. Schule muss deshalb nicht nur dazu beitragen, dass neue Inhalte erlernt werden, sondern muss den Einzelnen auch für zukünftiges, in der Regel eigenverantwortliches Lernen ausrüsten und motivieren. Schüler müssen dazu in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Ziele zu bestimmen, ihr Lernen selbst zu organisieren, Lernfortschritte zu bewerten und ihre Lernstrategien veränderten Bedürfnissen anzupassen.
Effektive Lernstrategien müssen verankert werden und anschlussfähiges Wissen für weiterführende Lernprozesse muss erworben werden. Diesem Ziel dient das Projekt „Lernen lernen“ in der Jahrgangsstufe 11.
Die zwei Werkstatttage sollen dazu führen, dass die Schüler ihr eigenes Lernverhalten besser kennen lernen und durch Wissen über lernbiologische und –psychologische Zusammenhänge bewerten können. Durch die Entwicklung von alternativen Lernstrategien sollen die Schüler Kompetenzen erwerben, die es erlauben, Lernprozesse zunehmend selbständig zu gestalten. Die Projekttage fördern somit die Fähigkeit des wissenschaftspropädeutischen Arbeitens.
Das Gehirn spielt als Teil des zentralen Nervensystems eine große Rolle bei der Betrachtung der biologischen Funktionszusammenhänge, die Lernprozessen zu Grunde liegen. Deshalb ist die Erörterung der Funktionsweise des menschlichen Gehirns – gemeinsam mit Überlegungen zu Funktion und Aufbau des Gedächtnisses – die Basis der Projekttage „Lernen lernen“.
In einem weiteren Lernmodul werden grundlegende Kenntnisse vermittelt über die Informationsaufnahme, -verarbeitung, -speicherung und –aktivierung. Auch werden Möglichkeiten zum gedächtnisunterstützenden Arbeiten thematisiert und beurteilt.
Störungen der Konzentration können sowohl von außen als auch von innen kommen. Bei Störungen von außen handelt es sich um ablenkende Reize aus der Umwelt, z. B. Geräusche, ein schlecht organisierter Arbeitsplatz etc. Störungen von innen entstehen durch die eigenen Gedankengänge, eine Form der Konzentrationsstörung, die sehr häufig vorkommt. Die Schüler sollen die Wirkung von inneren und äußeren Störfaktoren auf die Konzentrationsleistung erkennen und Strategien zur Förderung der Konzentration entwickeln und anwenden lernen.
Im Modul „Lerntipps“ sollen von den Schülern selbstständig effektive Lern- und Arbeitsstrategien exemplarisch erarbeitet werden. Dabei lernen sie, Ziele für die Entwicklung ihres eigenen Lernens zu entwickeln und einzuschätzen.
aus dem KvG-Schulprogramm 2002/03