Unsere Streitschlichterteams


Ein Streit, den man nicht mehr allein in den Griff bekommt, ein Konflikt, der immer wieder mit der/demselben Mitschüler/in auftritt oder aber die schwierige Situation bei einem Mobbingfall sind bei den Schlichtern in guten Händen! Zuhören können, Zeit haben, die Zusicherung von Vertraulichkeit und die Tatsache, dass Schüler (Klasse 11 u. 12) die Moderatoren im Schlichtungsgespräch sind und nicht Lehrer, helfen den Konfliktparteien dabei, dass eine Lösung gefunden werden kann, mit der jeder zufrieden ist. In jeder 1. großen Pause hat ein Team im Schlichtungsraum neben dem Forum Dienst. Ebenso ist ein Team auf dem Schulhof unterwegs. Der Dienstplan ist im SV-Kasten einzusehen.

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Team 1: Isabella Reimann, Hanna Chrobak Team 3: Judith Pöpping, Friederike Wode Team 4: Jana Farwick, Lisa Reese Team 5: Lea Stiller, Katharina Stermann
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Team 2: Moritz Tacke, Bastian Spliethoff, Philipp Dopheide Team 7: Kim Holtmann, Lena Walbaum Team 6: Christin Schweins, Lena Fetting, Miriam Ketteler
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Team 8: Olivia Thomalla, Ann-Kristin Kerkhoff Team 9: Kristin Weber, Janine Bonnekoh Team 10:Corinna Schwermann,Anna-Lena Mandic Team 11: Alexandra Ahlers, Lena Westbrock

Streitschlichter-Ausbildung - Was ist „Mediation“?


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Mediation ist eine aufgrund der freiwilligen Annahme eines Angebotes zustande gekommene Vermittlung in Streitfällen durch unparteiische Dritte, die von allen Seiten akzeptiert wird. Die Vermittler oder Streitschlichter helfen den Streitenden, eine einvernehmliche Lösung in dem vorgelegten Fall zu finden, bei der die Interessen und Empfindungen der Streitenden optimal berücksichtigt werden. Die Streitenden verpflichten sich, in einer schriftlichen Vereinbarung eigene Beiträge zur Beilegung des Streites zu leisten. Die Einhaltung der Verpflichtung wird nach einer festgelegten Zeit überprüft.
Das klingt ja ganz schön theoretisch. Vielleicht sollte diese Kurzfassung, was Streitschlichtung eigentlich ist, mit ein wenig mehr Inhalt gefüllt werden. Genau das war unsere erste Information zur Streitschlichtung, und auch wir waren neugierig und gespannt, ob es wirklich nur so theoretisch bleiben würde... und so ereignete sich über sieben Monate folgendes:
Nach den Herbstferien 2007 trafen sich 26 hoch motivierte und sehr neugierige Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10-12, um die erste Lerneinheit ihrer nun beginnenden Ausbildung zu neuen Streitschlichtern des KvG zu beginnen. Von hier an sollte jeder Donnerstagnachmittag bis zum Ende der Ausbildung in dieser netten Runde verbracht werden. Es dauerte gar nicht lange, bis die Gesichter nicht mehr fremd, Namen nicht mehr unbekannt und erste Sympathien aufgebaut waren - kein Wunder, bei so lieben Leuten. Es entstand wirklich sehr schnell ein angenehmes Arbeitsklima, was die Motivation nur steigerte. Auch das Gefühl von grober Theorie verfiel rasend schnell, und die entstandene Gemeinschaft strahlte Sicherheit und Wohlsein aus. Doch auch wenn wir uns untereinander schon gut verstanden..., einen Streit schlichten konnten wir noch lange nicht. Also machten wir uns an die Arbeit, alles Wissenswerte über Konflikte zu erfahren.
Schon in den ersten Stunden lernten wir gezielter zu erkennen, was genau und wie viel zum Beispiel die Körpersprache sagt, ohne dass Worte vonnöten wären. Gestik, Mimik, Körperhaltung. Man kann sehr viel von sich erzählen, ohne ein einziges Wort zu sagen. Und das macht jeder, immer dann, wenn er nichts sagt. Eine sehr interessante Erkenntnis und spannend dazu. Denn Verhaltensweisen unserer Mitmenschen blieben ab jetzt nicht mehr lange leere Tafeln in unseren Köpfen.
Sehr wichtig war es vor diesem Hintergrund auch, in unserem eigenen Auftreten sicherer zu werden, das heißt an unserer eigenen Körpersprache zu arbeiten, so dass sich streitende Schülerinnen auch wirklich wohl und gut aufgehoben bei uns fühlen können. Dazu gehört natürlich auch sehr viel Geduld mit sich selbst und viel Konzentration, denn schon das Zuhören an sich ist gar nicht so einfach, wie man es gewöhnlich meint. Auch auf Formulierungen, die man oft unbewusst und unüberlegt wählt und die dadurch zweideutig oder sogar verletzend wirken können, lernten wir zu achten. Es gehört viel mehr Einfühlungsvermögen dazu, als man vielleicht denkt - Diese Fähigkeiten zu trainieren ist wichtig, denn wer würde schon einem muffeligen und genervt wirkenden Menschen oder jemandem, der absolut desinteressiert wirkt, seine Probleme anvertrauen?! Da wussten wir, dass wir noch viel üben mussten.
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Die Zeit der Ausbildung verging wie im Flug, und schon bald begannen wir Streitfälle als Rollenspiele nachzuspielen und zu schlichten. Erst waren wir noch unsicher, wacklig und verschüchtert, doch mit der Zeit wurden die Rollenspiele zur Schlichtung immer flüssiger, ruhiger und viel sicherer. Als es nur noch Details zu klären gab und wir fast am Ende der Ausbildung angelangt waren, machten wir uns auf den Weg nach Meschede im Hochsauerlandkreis zur Benediktinerabtei Königsmünster...

Das Intensivtraining
Am 30. April 2008 fuhren wir mit dem Bus zum Jugendgästehaus OASE der Abtei, um dort unsere Ausbildung mit einem Intensivseminar abzuschließen, denn schon die Woche darauf sollte unser Dienst am 05. Mai beginnen. Und obwohl wir über den 1. Mai unterwegs waren und man erwarten könnte, dass Schülerinnen und Schüler an eben diesem Tag „Besseres zu tun“ hätten als mit Lehrern und MitschülerInnen eine Arbeits-Fahrt zu machen und es unter uns sogar ein Geburtstagskind gab, waren bis auf wenige Ausnahmen alle dabei.
Die Tage des Intensivtrainings in der Oase gingen sehr schnell und mit viel Freude um, jedoch gab es neben Spiel, Spaß und Spannung in den Gemeinschaftsräumen auch noch viel für uns zu tun, zu lernen und zu vertiefen.
Wir führten einige Schlichtungen durch und filmten diese per Videokamera, um sie im Anschluss genau und kritisch analysieren zu können. Mit der Fragestellung „Was kann ich bei den Schlichtungsschritten schon gut und woran will ich noch arbeiten?“ war eine weitere Arbeitseinheit überschrieben, die den „Feinschliff“ unserer Fertigkeiten als Ziel hatte. Nach der Präsentation eines Schlichtungsfilms waren wir aufgefordert, darin Details zu finden, die wir anders machen würden, um eine angenehmere Atmosphäre und eine passendere Lösung zu finden. Wir stellten dabei aber auch fest, dass wir im Laufe des Trainings schon ziemlich fit gemacht worden sind in Sachen Schlichtung.
Neben der Arbeit in der Großgruppe und Übungen zur Steigerung der Gruppendynamik gab es auch Aufgaben, die in kleineren Grüppchen bewältigt werden sollten. So zum Beispiel übten wir intensiv noch einmal das „aktive Zuhören“, eine sehr wichtige Basis für unsere Schlichterarbeit, und wir stellten die Vorteile von Streitschlichtung von Schülern für Schüler im Bezug auf Eltern, Lehrer und Schüler zusammen. Für die Präsentation der Ergebnisse vor der Großgruppe entstand auch folgendes Gedicht [s. u., frei nach Friedrich Schiller]:
Zu Peter Pan, dem Tyrannen, schlich
Wendy, den Dolch im Gewande.
Sie kam aus der mobbenden Bande.
„Was willst du nun mit dem Dolche? Sprich!
Ich mag deine blöden Scherze nicht!“
„Du bist für dein Alter zu klein!“
Dann schlugen sie auf sich ein.

Da eilte schon bald ein Lehrer herbei,
die Streitenden zu versöhnen,
sie begannen ihn zu verhöhnen.
„Haben Sie nichts gehört von der Streitschlichterei?
Sie spricht Sie von Stress und Verantwortung frei!“
„Was sagen die Eltern dazu?"
„Vor unserem Streit, da hab'n sie Ruh!
Sie schafft Ihnen Ausgleich, fabelhaft!
Sie können entspannen,
den Zwiespalt verbannen,
so bleibt ihnen wirklich viel mehr Kraft!
Hab'n Sie's bis hierher gerafft?!“

"Doch was springt für euch dabei raus?
Mir gehen die Ideen aus!"
"Die Möglichkeit, sich anders zu streiten -
Mit Worten und mit Einsicht!
Mit Gewalt ist für uns Schicht!
So lasst euch von diesen Schlichtern leiten,
ihr werdet dem Streit ein Ende bereiten!“
Und seht, so endet auch dieser Tag
Mit einem - ja - schlichten(den) Vertrag.
Am letzten Abend befassten wir uns auf der Basis eines echten Falles, der uns allen ziemlich unter die Haut ging, mit dem Thema Mobbing. Dabei entstanden jede Menge Diskussionen, da jeder schon auf die eine oder andere Art und Weise mit Mobbing in Berührung gekommen war. Ein Ergebnis war aber von vorneherein klar: Man kann und muss etwas gegen Mobbing tun! Eine wichtige Erkenntnis für uns SchlichterInnen war: Wir können etwas tun. Spätestens an diesem Abend wurde klar, dass diese Ausbildung nicht nur ein Zertifikat am Ende der Dienstzeit oder Freude in der Gemeinschaft mit neuen und alten Freunden bringt, sondern, dass sie uns auch vorbereitet und für ganz alltägliche Situationen stark macht. Dass sie uns die Möglichkeit gibt zu sehen, was einige sonst übersehen und dass wir wissen, dass wir und vor allem wie wir helfen können.
Es gab ja noch einen Geburtstag zu feiern, und so begannen schon bald die Vorbereitungen. Ein Geburtstags-Medley-Liedtext wurde auf Tapete geschrieben, ein Gesangsprobelauf folgte darauf, und bald wurden Wunderkerzen verteilt. Die Zeiger rückten immer weiter gen zwölf Uhr und dann stand unser Geburtstagskind Lena We. (eine von unseren drei Lenas) auch schon vor uns. Es wurde gesungen, wir ließen sie trotz niedriger Decke hochleben, es wurde eine Rede gehalten, wir spielten Spiele, und irgendwann wurden die Augen doch schwer, und die meisten machten sich auf den Weg in ihre Zimmer. Ein kleiner Kreis lieber Freunde um Lena blieb ihr erhalten, bevor irgendwann auch sie die Müdigkeit befiel.
Zum Geburtstagsfrühstück an der extra langen Tafel erfreuten wir uns sehr an der traumhaften Erdbeer-Geburtstagstorte aus der klostereigenen Bäckerei, die extra für Lena mit ihrem Namen dekoriert wurde.
Einen großen offenen Punkt gab es aber noch bis kurz vor Schluss: Wer würde wohl mit wem in ein Team gesetzt? Denn die Teams waren noch nicht bekannt. Die schon vorhandenen kardinalsroten Schlichter-T-Shirts wurden verteilt und alle fehlenden Größen zum Nachbestellen aufgeschrieben (so viele Schlichter wie uns hat es eben noch nie am KvG gegeben). Wir warteten gespannt auf die Verkündung der Zusammensetzung der 11 Teams für den kommenden Dienstplan. Lauter zufriedene Gesichter saßen wenig später zum letzten Mal am Tisch zum leckeren Mittagessen. Eine letzte Feedbackrunde schloss unsere Ausbildung ab und warf schon einen Blick auf das erste gemeinsame Treffen nach unserem Dienstantritt. An jedem ersten Donnerstag im Monat setzen wir zukünftig unsere „Donnerstagstradition“ fort zum gemeinsamen Austausch über unsere Arbeit.
Neben der Arbeit am Thema hinterlässt der Ort auf dem Klosterberg bei uns viele schöne und lange nachwirkende Eindrücke: Die wunderschöne Kirche, der Sakramentsturm mit seiner sagenhaften ergreifenden Akustik, das gemeinsame Singen dort, die Geschichte zur Nacht über „warme, weiche Pelzchen“ im Meditationsturm, das freundliche Umsorgt werden von den Zivis und Mönchen, ein Klavierkonzert am Flügel in der OASE nur für uns und vieles andere mehr.
Die letzten Monate der Ausbildung waren wundervoll. Es ist eine unglaublich liebe Gruppe entstanden. Vielen Dank an Frau Chrobak, die uns sicher durch die Ausbildung führte und von vornherein an uns geglaubt hat, an Frau Röder, die - selbst neu in diesem Gebiet - schon gute Tipps und immer ein Lachen in die Gruppe getragen hat und natürlich an Julia Seifert, die uns während des Intensivseminars als kompetente Sozialpädagogin begleitet und mit Spielen zur Stärkung unserer Gemeinschaft, mit ihrer Musik und mit ihrer begeisternden Art und Weise sehr hilfreich unterstützt hat.
Wir, die Streitschlichter des KvG, freuen uns darauf, euch helfen zu können!
Miriam Ketteler (JgSt. 11), KvG-Jahrbuch 2007/08