Viele Schüler schrecken davor zurück, an solch einer Veranstaltung teilzunehmen, denn man könnte meinen, dass in Cloppenburg nur gebetet und über Gott nachgedacht wird. Dass dieses nicht stimmt, konnten in diesem Jahr wieder siebzehn Schülerinnen und Schüler unserer Schule erfahren.
Ohne besondere Erwartung stiegen wir am 31. Januar in den Zug. Drei schulfreie Tage lagen vor uns. Doch schon beim ersten Zusammenkommen mit unserer Gesprächsleiterin Frau Dr. Nemann wurden wir angenehm überrascht: Als erstes galt es, seine Persönlichkeit darzustellen, während jeweils ein Streichholz herunterbrannte - eine nicht ganz einfache Aufgabe. Wir waren zunächst überrumpelt, weil wir uns auf diese Offenheit noch nicht eingestellt hatten. Doch das änderte sich, nachdem wir eine neue Art von Vertrauen zueinander aufgebaut hatten, die uns vorher völlig fremd gewesen war und die wir in Münster niemals aufgebaut hätten.
Es war interessant, die einzelnen Leute von ganz anderen Seiten kennenzulernen: Nicht hauptsächlich die - oft auch kontroversen - Ansichten über Gott, sondern vielmehr die Persönlichkeit der anderen und das Finden der eigenen standen oft im Mittelpunkt. [...] Die Religion stand nicht - wie fälschlicherweise von vielen angenommen - im Vordergrund, sondern war lediglich ein Schwerpunktthema.
Außerdem gab es genug Freizeit, um sich von den teilweise sehr ehrlichen und interessanten Gesprächen zu erholen. Für diesen Zweck konnte man wahlweise ein kleines Schwimmbad oder einen Tischtennisraum aufsuchen. Wir waren in Zwei-Bett-Zimmern untergebracht, Essen gab es in einem größeren Gebäudekomplex. Alles in allem war das Gelände in Cloppenburg äußerst attraktiv. An dieser Stelle bedanken wir uns im Namen aller 15 Teilnehmerinnen und 2 Teilnehmer für die hervorragende Leitung dieses Projekts bei Herrn Udo Hühn. Wir wünschen unseren nachfolgenden Schülern, dass sie genauso viel Selbsterfahrung mit nach Hause nehmen werden, wie wir es getan haben.
Karen Berkemeier, Franzis Wiese, Sebastian Boch

Tage religiöser Orientierung 1996


Leben ist für mich wie…


- ein Wind, der schnell an einem vorbeizieht, ein Abenteuer
- ein riesiges Gebirge - mit vielen Gipfeln und Tälern
- Blumen pflücken
- ein Weg, bei dem man nicht weiß, was hinter der nächsten Biegung ist
- ein unbeschriebenes Blatt
- eine große Kommode mit vielen Schubladen, die oft erneuert oder verbessert und auf den neuesten Stand gebracht werden. Diese Kommode wird immer größer und schöner im Laufe der Zeit. Manchmal erscheint sie einem aber auch groß und häßlich und ohne jede Funktion. Am Ende kann man diese Schubladen vielleicht noch füllen.
- ein Instrument
- ein Trip durch das Universum
- man es selbst definiert und was man daraus macht
- das Erreichen der mir vorschwebenden Ziele und das Finden meines Gegenstückes, das mir die Liebe wiedergibt, die er von mir bekommt. ein Wechsel der Jahreszeiten, mal kalt, mal warm, - mal hell, mal dunkel.
- ein flackerndes Licht in der Dunkelheit. Neues Leben ist wie ein Sonnenaufgang, wie ein neuer Stern, der etwas mehr Licht in die Dunkelheit bringt.
- als wenn man mich irgendwo ausgesetzt hat, ohne mir eine Gebrauchsanweisung gegeben zu haben. Es wurde scheinbar vergessen.
- ein Spaziergang über den Regenbogen. Einfach unbeschreiblich!
- ein Glücksspiel
- das Meer, ständig in Bewegung, teilweise unberechenbar
- Musik. Es gibt langsame und schnelle Teile, hohe und tiefe Phasen, doch mit jeder Note, die gespielt wurde, kommt das Ende näher.
- ein endloses Abenteuer, eine Berg- und Talfahrt
- ein Geschenk und eine Strafe
- das Wetter - es gibt Gewitter, aber auch die schönsten Sonnentage
- manchmal ein leerer Raum, manchmal die einfache Zufriedenheit
- ein Fass ohne Boden
- ein Ring. Dort, wo eines aufhört, fängt ein anderes an.
- ein unendliches Feld von Emotionen und Empfindungen, die es mit Einfühlungsvermögen und Offenheit zu verarbeiten gilt
- eine Wanderung durch ein Gebirge: nach jedem Gipfel kommt auch ein Abgrund, doch von jedem erklommenen Berg sieht man das Ziel etwas besser.
- eine Kugel, die zwischen zwei dehnbaren Seilen hängt und hin und her schwingt bzw. nie aus der Bewegung gerät, oder ein Luftblase, die langsam vom Grund des Meeres aufsteigt und dann zerplatzt
- ein aufblühendes Sonnenblumenfeld
- das Aufblühen einer Rose - die Entfaltung einer Knospe zur vollen Blüte
- ein unerklärliches Phänomen
- eine Seifenblase, die ständig zu zerplatzen droht
- Eine Fotografie. Drückt man den Auslöser, so kann man nichts mehr ändern. Lässt man es entwickeln, schaut man ein schöne oder auch schlechte Erinnerung, die allerdings in den Jahren vergilbt. Lässt man den Film erst gar nicht entwickeln, so war die Aufnahme umsonst.
- ein spannendes Buch, das viele Überraschungen birgt.
- eine Rose mit Dornen.
- ein großes Mosaik, zu dem man ständig (oder ab und zu) neue Steine findet (bzw. suchen muss), aber auch oft Steine auswechselt, weil sie veraltet sind und das Bedürfnis da ist, solche zu erneuern, weil es vonnöten erscheint, dies zu tun!
Cloppenburg 1996