Benediktinerkloster Damme

Tage religiöser Orientierung in Damme

28. - 31. 1. 1986

Zuerst einmal möchten wir anmerken, mit welchen Erwartungen wir nach Damme gefahren sind. Ehrlich gesagt, reizte uns die Aussicht von drei freien Tagen, wir suchten einen Kontrast zum tristen Schulalltag und etwas Ruhe und Entspannung. Sonst konnten wir uns unter „Tagen religiöser Orientierung“ aber nicht viel vorstellen.
Obwohl wir in einem Benediktinerkloster lebten, wurde unser Tagesablauf nur in bezug auf die Mahlzeiten vom Klosterleben bestimmt. Der Besuch der Gebetsstunden und Gottesdienste war selbstverständlich freiwillig.
Für uns stand weniger der Glaube im Vordergrund, wir betrieben auch keinen trockenen Religionsunterricht mit Bibellektüre etc., sondern versuchten, in Gruppengesprächen uns selbst und andere besser kennenzulernen und zu verstehen.

Anmerkungen von Schülern zu Tagen religiöser Orientierung

- Die Atmosphäre war sehr schön. Die Gespräche, aber auch die Gemälde, waren sehr aufschlußreich und haben mir sehr gut getan, weil ich gemerkt habe, daß ich mit meinen Schwierigkeiten nicht allein bin.
- Mich hat das Gespräch über die Bilder unheimlich beeindruckt, da ich erst da einige andere und auch mich kennengelernt habe.
- Ich danke, daß ich viele meiner Mitschülerinnen näher und vor allen Dingen besser kennengelernt habe. Hoffentlich bleibt diese Stimmung auch weiterhin so zwischen uns allen.
- Ich habe Mut gehabt, Dinge auszusprechen, die ich sonst vielleicht nicht gesagt hätte.
- Ich habe hier Gemeinschaft, Vertrauen und auch Hilfe erfahren.
- Ich fand das viele Nach- und Mitdenken unheimlich schön. Dieser „Tiefgang“ in einer sonst so oberflächlichen Zeit tat gut. Auch die konträren Meinungen, die auch da zugehören, fand ich gut. Vor allen Dingen, wenn sie auch bedacht und berücksichtigt wurden.
- Es war schön, mit anderen über ein Wort der Schrift nachzudenken, Gedanken auszutauschen..., auch wem man seine eigene Ohnmacht erfährt, etwas für andere zu tun.
- Ich glaube, es gehört zum Menschsein, miteinander über Gott nachzudenken: Was habe ich mit Gott zu tun? Was will Gott mit mir zu tun haben? Ich möchte Gott mehr in mein Leben mit einbeziehen.
- Ich möchte Mut und Kraft haben, mein Leben sinnvoll zu nutzen.
- Ich fühle mich wie eine Blume in einem Garten, die langsam aufblüht und merkt, daß sie in einem großen, schöneu Gartenbeet steht - nicht allein, sondern in einer Gemeinschaft mit anderen schönen Blumen.
- Ich danke für die schönen Tage und für unsere Gemeinschaft.
Diese Thematik ergab sich aus unseren Wünschen, die wir vor Beginn der Fahrt geäußert hatten. Der erste Tag stand unter dem Motto „Wer war ich? - Wer bin ich? - Wer will ich sein?“. Nach einer Einführung versuchten wir, unsere Vorstellung hiervon in einem Bild darzustellen. Anschließend sollte jeder sein „Werk“ vorstellen, was relativ schwierig war, da jeder noch Hemmungen hatte, in einer großen Gruppe sehr persönliche Dinge zu sagen. Doch diese Hemmungen wurden durch Pater Manfred, unserem Referenten, etwas abgebaut, da er sehr offen über sich selbst sprach und uns so zu offeneren Bemerkungen animieren wollte, so daß allmählich das gegenseitige Vertrauen wuchs.
Am folgenden Tag lautete das Thema „Wie sehen mich die anderen? - Wie wirke ich auf andere?“. In Kleingruppen versuchten wir, uns gegenseitig im Gespräch näher kennenzulernen und auszudrücken, wie wir den anderen sehen und einschätzen. Dabei sollte der Eindruck vom anderen positiv beschrieben werden; denn der intensive Austausch sollte niemanden verletzen, sondern zum gegenseitigen, besseren Verstehen beitragen.
Der Tag wurde durch einen Tischgottesdienst abgerundet, den wir gemeinsam vorbereitet hatten. Dadurch, daß der Kreis so klein war, entstand eine ganz außergewöhnliche Atmosphäre, wobei jeder viel bewußter als sonst an der Messe teilnahm, so daß sie für alle wohl ein tolles Erlebnis war.
In unserer Diskussion am letzten Tag wurden noch Erfahrungen und Meinungen ausgetauscht. Natürlich wurde nicht in allen Fällen eine Einigung erreicht, da die Überzeugung Pater Manfreds zu seinem Glauben für uns schwer nachzuvollziehen war.
Doch abschließend läßt sich sagen, da6 diese Tage wohl allen etwas gebracht haben, da jeder viele Denkanstöße über seine Beziehung zum Glauben erhalten hat. Außerdem konnten wir für ein paar Tage den Alltag vergessen; wir haben uns gegenseitig besser kennengelernt und sind vielleicht auch zu einer positiveren Einstellung gelangt, so daß wir allen eine Teilnahme an den Tagen religiöser Orientierung im nächsten Jahr wirklich empfehlen können.
Marion Haaler, Marion Groll (Abitur 1987) in: Kardinal-von-Galen-Schule 1946-1986. Festschrift zum 40jährigen Jubiläum, Münster 1986