Mitgliederzahl der Oberstufenakademie erreicht die Dreistelligkeit!


Sehr erfreulich ist die große Resonanz auf die Möglichkeit für unsere Oberstufenschüler, sich als Mitglieder der Oberstufenakademie der Abtei Königsmünster in Meschede registrieren zu lassen und aktiv an dem qualitativ hochwertigen Seminarangebot teilnehmen.
In der seit 2005 bestehenden Kooperation des KvG mit der Oberstufenakademie haben sich aus den aktuellen Jahrgängen 11, 12, und 13 bisher 101 (!) Mitglieder eingeschrieben. Aus dem 13. Jahrgang, der Abiturientia 2008, werden voraussichtlich fünf Akademieabsolventen das Zertifikat der Oberstufenakademie nach erfolgreicher Teilnahme an mindestens vier Wochenendseminaren und zwei Abendveranstaltungen verliehen bekommen.
Bei der Konferenz der Schulleiter der kath. Schulen am 06.11.07 stellte Br. David Damberg OSB, Leiter der Oberstufenakademie, zusammen mit Simon Chrobak (13. Jg. am KvG und Akademieabsolvent) diese Möglichkeit der qualifizierten persönlichen Weiterbildung für die Oberstufe vor und warb um die Teilnahme weiterer Schulen in und um Münster, da das KvG bisher die einzige Schule im Münsterland ist, die mit der Oberstufenakademie kooperiert.
Am Wochenende vom 03.11-05.11.2007 fanden zwei Seminare zeitgleich statt. Beim „Projektmanagement“ nahmen sieben und beim „Zeitmanagement“ drei KvG-ler teil. Einen sehr interessanten Erfahrungsbericht aus Schülersicht liefert Ankelien Duchow aus dem 12. Jahrgang.
Christa Chrobak

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Arbeitsrunde „Projektmanagement“ in der Sitzmulde der OASE.Foto: Simon Chrobak

Oberstufenakademie – Bereich ATELIER:

Seminar „Einführung in das Projektmanagement“ vom 03.-05.11.2007

„Einführung in das Projektmanagement“ - wie sich das schon anhört. Durchaus mit einer Prise Trockenheit versehen, vielleicht auch ein bisschen abgehoben, nach „Möchtegern-Organisationsprofi“. Aber was soll man machen, Planungsvermögen wurde mir persönlich definitiv nicht in die Wiege gelegt, und leider Gottes will auch das aufregendste Leben ansatzweise strukturiert werden.
Mit diesem Gedanken schickte ich also meine Anmeldung für eben dieses Seminar ab und reiste kurze Zeit später mit meiner großen „KvG-Familie“ runter ins bergige Meschede – dass wir zu den Glückskindern gehört hatten, erfuhren wir erst dort: Eine lange Warteliste zeugte von der heutigen Planungslosigkeit unter Oberstüflern. Rettung eilte in Form des extra aus Baden-Württemberg angereisten Prof. Dr. Holzbaur, der zumindest uns 20 Seminaristen die Möglichkeit bot, den Kampf gegen die Ahnungslosigkeit endgültig aufzunehmen. Der durchaus interessant klingende Dialekt verkomplizierte die Komplexität von Arbeitsstruktur- und Netzplänen vielleicht ein wenig, allerdings bearbeiteten wir nicht nur graue Theorie, sondern auch eigene anstehende Projekte – das waren Schülerzeitungen, Band-Auftritte, Parties, das Abitur als Langzeitprojekt oder eben, um unsere kleine Fraktion zu profilieren: das Bemalen der Toilettenwände am KvG, im Fachjargon „WadT“-Projekt (für nicht so Komibinierfreudige: „Wand-an-der-Toilette“-Projekt) genannt. An einer perfekten Organisation der Personenstunden soll es also nicht liegen, wenn die Wände in einem Jahr noch immer vor Kahlheit strotzen. Halten wir das also als erstes lohnenswertes Ergebnis fest.
Das zweite war wohl zweifelsohne die Erfahrung, dass das effektive Bauen eines Legoturms selbst vom harten Schülerleben gebeutelte 12.- und 13.-Klässler (und selbst diejenigen vom KvG) vor ihre Grenzen führen kann. Aber obwohl wir aus diesem Planspiel nicht als Sieger hervorkamen, muss man doch ganz klar unseren moralischen Sieg betonen: Unbeeindruckt von persönlichem Gewinn kalkulierte das (eine) Team vom KvG die perfekte Ausgewogenheit von Ausgaben und Einnahmen und legte mehr Wert auf Grünanlagen um den Turm herum und nötige Sicherheitsvorkehrungen. So hätten wir in der harten Welt der Wirtschaft vielleicht zunächst versagt, aber schließlich stehen wir ja auch erst am Anfang des großen Projekts „Leben“.
Ankelien Duchow, JgSt. 12

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Stephan Kulle bei seinem Vortrag

Stephan Kulle

Gast der Oberstufenakademie am KvG

Im Bereich FORUM der Oberstufenakademie geht es um den Kontakt mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kultur. Anhand von Lebenserzählungen dieser Menschen sollen die Jugendlichen erleben, wie Ziele gefunden und Hindernisse überwunden werden können. Es soll sich zeigen, welche Möglichkeiten des Engagements es gibt und wie einzelne Menschen ihren persönlichen Lebensweg gefunden haben. So sollen Hoffnung und Vertrauen in die Möglichkeiten des eigenen Lebens gewonnen werden.
Am 07.03.07 haben neben ca. 50 erwachsenen Gästen insgesamt 25 Schülerinnen und Schüler als aktive Mitglieder der Oberstufenakademie an der FORUMs-Veranstaltung der Akademie in der Pausenhalle des KvG teilgenommen. Dafür haben einige Schülerinnen und Schüler auch den Weg einer längeren Anreise aus Bielefeld, Büren, Sundern und Meschede in Kauf genommen, da die Abtei Königsmünster inzwischen mit über zwanzig Gymnasien kooperiert. Der größte Teil der Akademiemitglieder setzte sich aber aus Schülerinnen und Schüler unserer 12. und 11. Jahrgangsstufe zusammen, die das Angebot des FORUMs in der eigenen Schule gerne genutzt haben.
„Es war eine geniale Mischung aus Lebenserzählung und Buchlesung, die das Erzählte noch wirkungsvoll unterstrichen hat!“, äußerte sich im Anschluss an den gelungenen Abend einer der Oberstufenschüler, die mit der Teilnahme wieder um eine interessante Erfahrung reicher sind und um einen Schritt näher am begehrten Zertifikat, das zusätzlich zum Abitur am Ende der Oberstufe verliehen wird.
Der 39-jährige ZDF-Moderator und Buchautor Stephan Kulle wusste zunächst anschaulich aus seiner Jugend in der ehemaligen DDR zu berichten, in der er schon als 16-jähriger im Visier der Stasi war und regelmäßig zu Verhören direkt von der Schule „abgeholt“ wurde. Das Engagement in der Messdienerarbeit seiner katholischen Gemeinde (damals die größte kath. Gemeinde der DDR) und als Bandleader einer 36-köpfigen Bigband waren offensichtlich ausreichende Gründe, warum die Stasi insgesamt 6 (!) IMs (inoffizielle Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes, Denunzianten) auf den jugendlichen Kulle angesetzt hatte. „Das ist doch bei Licht und im Nachhinein gesehen bekloppt!“ stellt der Journalist salopp fest, der die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze mit 19 Jahren erlebte.
Nach dem Abitur studierte Kulle zunächst in Erfurt auf Priesteramt katholische Theologie, setzte nach der Grenzöffnung sein Studium hier in Münster fort und wollte im Alter von 23 Jahren nach Rom wechseln. Dann ereignete sich ein schwerer Autounfall, der sein Leben grundlegend änderte. Ungebremst fuhr ein Freund, in dessen Auto Stephan Kulle als Beifahrer saß, auf ein stehendes Auto an einer roten Ampel. Mit einem Schlag wurden alle Pläne durchkreuzt. Diagnose: Querschnittlähmung in der Halswirbelsäule. Eine lange Odyssee durch Krankenhäuser und die Zeit im Rollstuhl folgten.
Die Zuhörer konnten einen Mann kennen lernen, der das Glück gehabt hat, in einer sehr schwierigen Lebenszeit auf Menschen zu treffen, die ihm weiterhelfen konnten und dies auch nach Kräften getan haben. „Es war wunderbar, wie sich alles zusammengefügt hat. Ich hatte trotz allem ganz viel Glück, sonst würde ich hier so nicht sitzen können.“, schränkte Stephan Kulle die Mutmaßung ein, die bei seiner gesundheitlichen Wiederherstellung an ein Wunder denken lässt. Diesem lebensfrohen Mann, der nach insgesamt 7 Jahren im Rollstuhl nicht mehr rollt, sondern auf seinen eigenen Beinen durch den Raum geht und sich wieder ganz normal und sicher bewegt, nimmt man seinen sehr optimistischen Sinn für das Leben zu 100 % ab. „Ich mache keine Pläne mehr, nach dem, was ich erlebt habe. Zukunft passiert.“, sagte er in die Richtung der Oberstufenschülerinnen und -Schüler.
An diesem Abend wurde eindrucksvoll deutlich, wie und vor allem dass man sein Schicksal meistern kann, auch wenn alle schönen Pläne vom Leben unerwartet durchkreuzt werden.
Zukünftig sollten die Veranstaltungen des FORUMS der Oberstufenakademie öfter ortsnah angeboten werden können. Habt Ihr / Haben Sie eine Idee, welchen interessanten Menschen wir einladen könnten? Vorschläge nehme ich gerne entgegen.
Seit 2006 ist das KvG kooperierende Schule der Oberstufenakademie der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede. Inzwischen sind aus den Jahrgängen 11 und 12 insgesamt 58 Schülerinnen und Schüler unserer Schule Mitglieder der Akademie und davon nehmen
bisher 16 aktiv und jedes Mal begeistert an den angebotenen Seminaren und Veranstaltungen teil. Im kommenden Jahr werden voraussichtlich sechs Oberstufenschüler des KvG nach erfolgreicher Teilnahme das Zertifikat der Akademie verliehen bekommen. Weitere Infos auch unter www.oberstufenakademie.de.
Christa Chrobak, KvG-Jahrbuch 2006/07

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Stephan Kulle (r.) mit den Initiatoren, Bruder David und Christa Chrobak

Werdegang eines Journalisten

Kulle Gast am KvG

Münster-Hiltrup. Heute kennt man Stephan Kulle als einen jungen Fernsehjournalisten, der von großen Ereignissen wie der Papstwahl berichtet. Vor wenigen Jahren hätte Stephan Kulle wäre dieser Beruf für Stephan Kulle noch unmöglich gewesen. 1991 verunglückte der damalige Theologiestudent auf der Warendorfer Straße in Münster bei einem Verkehrsunfall. Die Diagnose: Querschnittlähmung. Der angehende Priester war an den Rollstuhl gefesselt. Durch eine intensive Therapie und eine Menge Kraft gelang es Kulle, die Folgen des Unfalls zu reduzieren. Heute kann er ohne Gehhilfen laufen.
Über dieses einschneidende Erlebnis in seinem Leben berichtete der Journalist am Mittwochabend im Kardinal-von-Galen Gymnasium. Anlass dazu war ein Forum der Oberstufenakademie der Abtei Königsmünster in Meschede. Diese bietet den Oberstufen der Gymnasien verschiedene Seminare an, um zum Beispiel Teamfähigkeit, Kooperationsbereitschaft und eine konstruktive Lebenseinstellung zu fördern. Also die Bereiche, die in der Schule vielleicht oft zu kurz kommen.
Das Hiltruper KvG ist eine kooperierende Schule der Oberstufenakademie. Christa Chrobak fungiert dort als Kontaktlehrerin und bringt die Idee der Akademie an die Schüler. Aus den jetzigen Stufen 11 und 12 nehmen bereits insgesamt 55 Schüler dieses Angebot wahr. „Wenn die Teilnehmer zwei Seminare in jedem Fachbereich besuchen, erhalten sie ein Zertifikat, das ihnen bei Bewerbungen behilflich sein kann“, erklärt die Deutsch-und Religionslehrerin.
Das Forum ist ein Fachbereich dieser Seminare, bei dem die Schüler Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Sport, und Kultur begegnen, um etwas über deren Lebensweg zu erfahren. „Es ist wichtig, vom Leben anderer mitzubekommen“, erklärt der Leiter der Akademie Bruder David, und fügt hinzu: „Die Personen sollen den Schülern auch als Vorbilder dienen.“ Dies können sowohl positive als auch negative Vorbilder sein. „Die Teilnehmer können entscheiden: So will ich es tun, oder so will ich es nicht tun“, erläutert Bruder David. Dieser hat vor sechs Jahren die Akademie ins Leben gerufen. Zurzeit ist sie dabei zu expandieren, weiteren Schulen die Möglichkeit zu bieten.
Für das Forum am KvG, das zum ersten Mal außerhalb Meschedes stattfand, kamen sogar Jungendliche aus dem sauerländischen Sundern. „Es geht auch darum, etwas über sich selber zu erfahren“, ergänzt eine Schülerin einen weiteren Effekt der Akademie.
Da das Forum am Mittwochabend von vielen Hiltrupern auch als Lesung Stephan Kulles, der ein Buch über die Papstwahl in Rom und ein autobiographisches Buch über seine Zeit nach dem Unfall herausgebracht hat, empfunden wurde, musste der Journalist ein wenig improvisieren. „Ich werde ein wenig aus meinen Büchern lesen und dazu etwas erzählen, aber auch viel zu meinem Leben“, so der 39-jährige. So wurden die Erwartungen der beiden Zuhörergruppen erfüllt.

jle, Westfälische Nachrichten 10. 03. 2007