Taizé-Fahrt 2016
09.04.2016 Am Ostersonntag, 27. März, spät abends ging es los ins
ca. 640 km entfernte Taizé. Nach gut 10 Stunden Fahrt hatten wir unser
Ziel erreicht. Für einige aus unserer 28 Leute starken Gruppe war es das
erste – und für andere zum wiederholten Mal Taizé.
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Erst gegen 15:30 startete die Anmeldung vor Ort. Jetzt war Warten und Hoffen
angesagt. Warten bis zum Anmeldestart und hoffen, dass wir in Baracken statt
Zelten unterkommen. Ab 15:30 hatte das Warten ein Ende. Wir versammelten uns
in der Kirche, um dort einige Informationen für die folgende Woche zu bekommen.
Wir erfuhren, dass wir alle Glück hatten und in Baracken schlafen konnten.
Darauf folgten noch eine Reihe anderer wichtiger Infos für eine Woche Taizé:
Wo ist für welche Altersgruppe die Bibeleinführung? – Wo ist
die Mitarbeit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen gefragt? – Für
alle möglichen Aufgaben werden Helferinnen und Helfer gebraucht: Gesangbücher
austeilen, Mithilfe bei der Essensausgabe, Reinigungsaufgaben auf dem Gelände…
Damit das Gemeinschaftsleben Taizé auch laufen kann, ist jeder gefragt.
Mit uns waren ja noch ca. 3000 andere Menschen, vor allem Jugendliche, in diesem
kleinen Dorf in Burgund.
Um 19:00, das erste Essen in Taizé; einfach, wie der ganze Lebensstil
dort. Aber das ist u.a. ein Punkt der Taizé so interessant macht.
Nach dem Abendessen kam das Abendgebet. – Das dreimal tägliche Gebet
(morgens, mittags und abends) ist geradezu die Mitte des Lebens in Taizé.
Alle Gebete verlaufen völlig anders als wir es vielleicht gewohnt sind.
Auch wieder ein Punkt der Taizé so besonders macht. In den Gebetszeiten
wird unheimlich viel und vor allem einfach gesungen. Die kurzen Lieder wiederholt
man sehr oft. Ständiges Wiederholen hat den Vorteil, dass man über
den Text nachdenken kann und das Ganze viel bewusster passiert.
Nach einer kurzen Lesung aus der Bibel (in der Osterwoche vor allem aus dem
NT) folgt eine 10-minütige Stille. Und es ist wirklich still in dieser
Zeit mit 3000 Leuten in einer einfachen Kirche, in der man auf dem Boden hockt!
– Die 10 Minuten Stille geben genug Zeit, um seinen Gedanken freien
Lauf zu lassen, persönlich zu beten oder einfach für sich zu meditieren.
Nach dem Abendgebet bleiben viele noch lange in der Kirche, die die ganze Nacht
geöffnet ist. – Andere treffen sich am „Oyak“, einem
Aufenthaltsort, an dem viele Spiele mit fremden Menschen gespielt werden können,
wo einfach zur Gitarre gesungen wird wie es sich ergibt, oder an dem man sich
einfach trifft und quatscht. Wildfremde Leute lernen sich hier kennen! Mit Anfang
der Nachtruhe um 23:30 sind auch wir müde und zufrieden in unsere Baracke
verschwunden. Nach so einem langen Tag eine willkommene Sache.
Am nächsten Morgen gegen 8:20 das Morgengebet. Genau gleich strukturiert
wie das Abendgebet: singen, eine kurze Lesung, singen, 10 Minuten Stille und
wieder singen.
Danach ging es zum Frühstück. Das berühmt berüchtigte
Taizé-Frühstück: Brötchen, 2 Stück Schokolade und
ein Klotz Butter, wie er liebevoll genannt wird. Ob man es glaubt oder nicht:
Es schmeckt fantastisch.
Im Anschluss daran: Die ersten Bibeleinführungen. In diesen Bibeleinführungen,
die ein Bruder der Brüdergemeinschaft von Taizé leitet, werden Bibeltexte
gelesen und vom Bruder auf seine Art und Weise erklärt. Dieses Jahr hatten
wir echt Glück und es war sehr lustig und anschaulich. Anschließend
wurden wir in kleine Gruppen von bis zu 10 Personen aufgeteilt. In diesen Bibelgruppen
haben wir uns weiter über den Text ausgetauscht und Verbindungen zu unserem
Leben gesucht. Durch die Gruppe hat man eine Menge neuer Leute kennengelernt,
und vor allem neue Eindrücke und Meinungen gewinnen können.
Nach der morgendlichen Bibelgruppe ging es schon bald zum Mittagsgebet. Dann
das Mittagsessen, mal mehr, mal weniger lecker. Aber so ist das eben in Taizé.
Das Essen macht übrigens sehr viel Spaß! In der Warteschlange kann
man nett mit fremden Leuten plaudern, ebenso wie beim Essen, da man nah zusammen
sitzt teils auf einfachen Bänken, teils auf dem Boden. In Taizé
sind alle so herzlich offen!
Danach war dann erst einmal Freizeit angesagt, bevor ab 15:15 wieder Bibelgruppen
auf dem Plan standen. Oder halt Arbeit für die, die eine Aufgabe für
das Gemeinwohl übernommen hatten! – Aber keine Angst: Alles nur eine
Stunde! Da das Wetter in den Tagen relativ gut war, konnte sich man in den freien
Zeiten prima unten an die Quelle der Stille legen und einfach mal entspannen,
sich mit Leuten irgendwo hinsetzten und reden, sich einfach bei anderen Gruppen
den typischen Taizé-Spielen anschließen und Kontakte knüpfen.
Langeweile gab es jedenfalls nie.
17:00 ist Tee-Zeit, und danach gab es freiwillige Workshops, die von älteren
Jugendlichen vorbereitet oder auch von einem Taizé-Bruder angeboten wurden.
Um auch die eigene Hiltrupgruppe nicht aus dem Blick zu verlieren, trafen wir
uns um 18:30, um uns kurz auszutauschen und flott ein Spiel miteinander zu spielen,
was mit so einer großen Gruppe etwas Besonderes ist. – Und dann,
wieder das Abendessen und das Abendgebet… – So ist jeder Tag in
Taizé und doch ist auch jeder Tag irgendwie anders, weil man vielleicht
wieder andere Leute kennenlernt.
Die Abendgebete am Freitag und am Samstag sind etwas Besonderes: In Taizé
wird an jedem Wochenende noch mal Ostern gefeiert. Am Ende des Abendgebetes
am Freitag wird das große Taizékreuz in die Mitte gelegt und alle
werden eingeladen, das Kreuz zu verehren, in dem man seine Stirn darauf legt.
So kann man alle seine Lasten loswerden. Bei ca. 3000 Menschen kann das schon
mal bis tief in die Nacht dauern.
Samstagabends wird an die Auferstehung erinnert: Zum Abendgebet erhält
jeder eine kleine Kerze. Gegen Ende des Gebetes wird ausgehend von der Osterkerze
das Licht an alle weitergegeben. Dazu wird ein Osterlied gesungen. Wenn beinahe
alle Leute in der Kirche ihre Kerzen entzündet haben, wird eine Auferstehungserzählung
aus dem Evangelium vorgelesen. Es ist wunderschön wenn die ganze Kirche
im Kerzenschein erstrahlt.
Nach diesem beeindruckenden Abendgebet am Samstag haben wir uns wieder auf dem
Heimweg nach Münster gemacht. Der Abschied nach einer Woche fiel uns allen
schwer; hatten wir doch neue Freunde in den Bibelgruppen kennengelernt. Da floss
auch schon die ein oder andere Träne.
Die Rückfahrt war genau wie die Hinfahrt, lang, aber mit Schlaf gut zu
überstehen. Als wir dann wieder in Münster ankamen und unsere Eltern
in die Arme schließen konnten, waren wir doch alle wieder froh, daheim
zu sein und nicht mehr auf dem Boden essen zu müssen.
Auch als Gruppe sind wir noch mehr zusammen gewachsen, denn wir hatten viel
Zeit, um uns besser kennenzulernen.
Egal wie oft man Taizé schon besucht hat, es ist immer wieder aufs Neue
ein Abenteuer und eine Faszination. Würde bei vielen von uns im nächsten
Jahr nicht das Abitur anstehen, würden wir alle noch einmal mitfahren.
Aber wer weiß, was uns das Jahr darauf so bringt. Jedenfalls ist Taizé
nur zu empfehlen, und das nicht mal unbedingt für strenggläubige,
denn in Taizé findet man einen ganz neuen Zugangspunkt zu Jesus, Gott,
der Kirche und dem Glauben, und man lernt ganz viele neue nette Menschen kennen.
Es lohnt sich in allen Arten und Weisen.
Hanna Bäthker