Im Hauptausschusszimmer des Stadtweinhauses stellten sich gestern Abend die frisch gewählten Jugendvertreter den Kameras. [Vom KvG mit dabei: Aaron Jungmann (15), Luka Lonnemann (15), Niklas Rickling (14), Lea Stiller (17) Friederike Wode (17).]
Rund die Hälfte der Gewählten tritt zur zweiten Amtszeit an. Die sechs Jugendforen kommen erstmals im Dezember zusammen, im Januar wird ein gemeinsamer Jugendrat gewählt. Foto: Oliver Werner

Junge Stimmen für eine alte Stadt

Die 12- bis 17-jährigen Münsteraner wählten gestern die sechs Jugendforen

Münster. Zugegeben, ein wirklich spannender Wahlabend sieht anders aus. Wenn sich 71 Kandidaten um 66 Mandate bewerben, ist sowieso fast jeder dabei. Die Stimmung im Rathausfestsaal war am Mittwochabend entsprechend locker und aufgeräumt: Zum zweiten Mal überhaupt durften die 12- bis 17-jährigen Münsteraner die Jugendforen in den sechs Stadtbezirken wählen. Der Name jedes Gewählten wurde verlesen, jeder mit Applaus begrüßt. So wünschen sich das die Großen sicher auch manchmal.
Der guten Laune tat auch eine eher unerfreuliche Tatsache keinen Abbruch: Die Wahlbeteiligung war nicht so doll. Nur knapp 56 Prozent der über 14 000 Wahlberechtigten machten von ihrem Stimmrecht Gebrauch. Vor zwei Jahren waren es noch gut 66 Prozent. [...]
Die sechs Jugendforen werden im Dezember zum ersten Mal zusammentreten. Vermutlich im Januar wird aus ihrer Mitte der 15-köpfige Jugendrat als gesamtstädtische Jugendvertretung gewählt. Die jungen Abgeordneten nehmen dann an den Sitzungen einiger Fachausschüsse und der Bezirksvertretungen teil, wo sie sich in Sachen Stadtplanung, Jugend- und Familienpolitik sowie bei vielen sozialen Angelegenheiten auch zu Wort melden dürfen.
Die Kommunalpolitiker hätten sich an die Anwesenheit der Jugendvertreter mittlerweile gewöhnt, betonten Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann und Jugenddezernentin Dr. Andrea Hanke in ihren Grußworten zum Wahlabend: „Münster ist eine alte Stadt mit jungen Leuten: Es ist uns wichtig, dass ihr euch beteiligt!“
Janina Austermann, die scheidende Sprecherin des alten Jugendrats, wünschte den frisch Gewählten Durchhaltevermögen, erreichbare politische Ziele und viel Spaß bei der Sache. Und wenn die Politiker Fachchinesisch reden: einfach fragen, was sie eigentlich meinen. „Manchmal wissen die das selber nicht...“
Lukas Speckmann, Westfälische Nachrichten 20. 11. 2008

Auch Jugendliche haben etwas mit Politik zu tun

Der Jugendrat der Stadt Münster

In diesem Jahr geht nach fast 17 Monaten die Amtszeit des 1. Jugendrates der Stadt Münster zu Ende. Ab November 2008 geben wir somit allen Jugendlichen in Münster die Chance, sich durch den Jugendrat für die Kinder und Jugendlichen einzusetzen und somit einen Einblick in die Politik zu bekommen.
In den vergangen 2 Jahren habe ich viele neue Erfahrungen gemacht und in persönlichen Gesprächen mit den verschiedenen Politikern einen neuen Bezug zur Politik bekommen. Am Anfang unserer Legislaturperiode hatten wir sowohl in den Jugendforen als auch im Jugendrat, einige organisatorische Probleme zu bewältigen. Das waren z. B. die Anschaffung von Büromaterialen und Bearbeitung der Homepage, die uns einige kostbare Zeit genommen hat.
Trotz der kleinen Anfangsschwierigkeiten konnten wir ein paar Kleinigkeiten in Münster verändern. Die verschiedenen Jugendforen beschäftigten sich mit Verkehrssicherung, Umgestaltung eines Pavillons, Mitgestaltung einer geplanten Jugendeinrichtung, Planung eines Beachvolleyballplatzes sowie einer Umfrage. Auch engagierte sich der Jugendrat bei verschieden Treffen mit anderen Jugendgremien, einer Diskussionsrunde mit Schweizer Jugendlichen zum Thema „Alle Macht dem Volke?“, einer Entwicklung einer neuen Geschäftsordnung sowie einer Mitentwicklung des Fragebogens zur Bewertung des Modellprojektes Jugendrat und Jugendforen in Münster.
Anhand einer Auswertung, die im März 2008 durch die WWU Münster in Kooperation mit dem Amt für Kinder, Jugendliche und Familien erstellt wurde, wurde deutlich, dass sowohl die Motivation der 64 Mitglieder als auch die Zufriedenheit bei allen sehr groß war. Allein 81,3% der Jungen und 86,4% der Mädchen würden das Jugendforum bzw. den Jugendrat Freunden empfehlen. Ich finde, das zeigt schon sehr deutlich, dass dieses Modellprojekt ein voller Erfolg war.
Ich blicke insgesamt auf eine sehr schöne Zeit im Jugendrat zurück. Durch ihn konnte ich mir ein Bild von der Politik in Münster machen und gleichzeitig neue Freunde finden. Dass nur Erwachsene Politik etwas angeht, ist meiner Meinung nach falsch, selbst Kinder und Jugendliche haben durch dieses Modellprojekt die Chance, etwas zu verändern. Wer diese Chance nicht nutzt und wem es einfach zu „uncool“ ist, sich mit solchen Themen auseinander zu setzen, der darf sich aber im Nachhinein nicht über die Politik beschweren. Besondere Highlights der Amtszeit waren für mich das Treffen mit der Landtagspräsidentin Regina van Dinther, die Teilnahme an einer Sitzung des Landtages in Düsseldorf, die Wahl zur Abgesandten des Jugendrates NRW sowie die Wahl zur stellvertretenden Sprecherin des Jugendrates Münster.
Bevor jedoch unsere Amtszeit zu Ende geht, liegt uns noch die Werbung für den neuen Jugendrat am Herzen. Unsere begonnenen Projekte sowie die Ideen die aus Zeitmangel nicht umgesetzt werden konnten, sollen übergeben werden. Wer also ein bisschen Interesse an der Politik hat, sollte die Chance nutzen und sich für den Jugendrat aufstellen lassen, denn so eine Erfahrung, die man damit macht, kann einem hinterher keiner mehr nehmen. In Aussicht steht in den nächsten Wochen noch ein Treffen mit dem Bundespräsidenten Horst Köhler.
Lea Stiller, KvG-Jahrbuch 2008/09