Prof. Dr. Franz Mönks (stehend) referierte am Montagabend im Kardinal-von-
Galen-Gymnasium über besondere Begabungen bei Schülerinnen und Schülern.
MZ-Foto: Große Gehling

Besondere Begabung immer fördern

Prof. Dr. Franz Mönks referierte im Hiltruper Kardinal-von-Galen-Gymnasium

Hiltrup. Zu einer besonderen Schulpflegschaftssitzung hatte am Montagabend das Kardinal-von-Galen-Gymnasium alle interessierten Eltern und Schüler sowie Schülerinnen eingeladen.

Als externen Gast hatte Schulleiter Paul Thelosen einen alten Freund, den bekannten Dr. Franz Mönks, Professor an der Universität Nijmwegen, der schon 1955 sein Abitur am KvG gemacht hatte, eingeladen. Am Montagabend sprach er dann an seiner alten Schule über das Thema „Umgang mit Hochbegabten“, mit dem er sich schon seit über 20 Jahren beschäftigt und wofür er selbst verschiedene Konzepte entwickelte.

Ein Hauptproblem an unseren Schulen in Deutschland sei das allgemein festgelegte Curriculum, der Lehrplan der Schulen. Dieser schreibe den Schüler genaue Leistungsanforderungen vor, unterstütze aber keine besonderen Fähigkeiten, da er sich nach dem Durchschnitt der Schüler richte. So würden die rund zehn bis 15 Prozent Begabten in den Grundschulen anstatt gefördert eher gestoppt, was oft zum Verlernen der besonderen Fähigkeiten führe.
Dabei gehe die Einstufung als besonders begabter Schüler nicht auf den Intelligenzquotienten zurück, da eine besondere Begabung auch von Faktoren wie Kreativität oder Motivation abhänge. Außerdem müsse man verschiedene Begabungen voneinander trennen und die einzelnen Begabungen gesondert fördern. Wenn beispielsweise ein Mädchen auffallend künstlerisch veranlagt sei, könne es diese Begabung schnell verlernen, da es sich an seine Umgebung anpasse, wie es vor allem in Grundschulen zu beobachten sei. [...]

Kirsten Große Gehling, Münstersche Zeitung 29. 01. 2003

Mobbing

Auf Einladung der Schulpflegschaft referierten Gerda Benien und Cäcilia Rempe vom Kinderschutzbund am 11. 03. 2003 über Hintergründe, Formen und Auswirkungen von Mobbing und stellten sich den Fragen und Erfahrungen der zahlreich erschienenen Eltern und Lehrer. Mobbing (engl. anpöbeln) kennzeichnet ein Verhalten, mit dem über einen längerem Zeitraum – oft jahrelang – Mitschüler oder Kollegen gedemütigt, lächerlich gemacht, bedroht, ausgegrenzt oder gequält werden. Dieser Psychoterror geschieht häufig sehr subtil und von der übrigen Klasse unbemerkt. Die Opfer fühlen sich isoliert, reagieren mit Versagensängsten, Konzentrationsstörungen und Identitätskrisen, bis hin zum Selbstmord.
Ausweg aus dieser Situation kann sein, sich Eltern, Lehrern oder Mitschülern anzuvertrauen, ihnen offen zu legen, was passiert, der eigenen Wahrnehmung zu trauen, Verbündete zu finden, die die eigene Position stärken, um Widerstand geben zu können.
Angesichts der wachsenden Probleme, die durch Mobbing in der Schule und am Arbeitsplatz hervorgerufen werden, ist es wichtiger denn je, dass Kinder in den Familien durch offene Gespräche und das Vorbild der Eltern soziale Kompetenzen erwerben, die ein faires Miteinander möglich machen. Auch in der Schule können Klassenpflegschaften ein Forum für eine offene Gesprächskultur sein, die die Eskalation von Mobbing verhindern hilft.
Als wesentlich stellten die beiden Referentinnen heraus, nicht nur Opfer und Täter zu klassifizieren und Schuldige zu suchen, sondern dass alle - auch nicht beteiligte Mitschüler – Verantwortung tragen und sich bemühen sollten, Lösungen zu finden. Dorothee Haversath
[...] Prof. Mönks machte an verschiedenen Fallbeispielen eindringlich deutlich, welche Folgen – vom auffälligen Störverhalten im Unterricht über psychische Auffälligkeiten bis hin zu totaler Leistungsverweigerung und Leistungsversagen – mangelnde schulische Förderung für besonders begabte Schüler haben kann.

Zur schulischen Förderung (hoch)begabter Schüler lassen sich sowohl Akzelerations- als auch Enrichmentangebote nutzen. Während Akzeleration (z. B. indiv. Springen, Gruppenspringen, Profilklasse) zu einer Verkürzung der Schulzeit führt, trägt Enrichment (Binnendifferenzierung, Drehtürmodelle, AGs, Wettbewerbe, offener bzw. Projektunterricht, Besuch von Universitätsveranstaltungen, ...) zu einer inhaltlichen Anreicherung und Vertiefung bei. Als günstig erweist sich oft eine Kombination aus beidem.

Die letztendliche Diagnose einer hohen intellektuellen Begabung erfolgt in der Regel durch einen Intelligenztest, z. B. HAWIK (Hamburg-Wechsler-Intelligenztest) oder CFT.

Wichtiger jedoch als die Ermittlung eines Intelligenzquotienten ist die Sensibilisierung von Lehrern für die Verdachtsmomente, die eine Hochbegabung nahelegen könnten, und die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich mit der Problematik dieser Kinder auseinanderzusetzen.
Die sich anschließende angeregte Diskussion machte deutlich, dass es sich hier um ein Thema handelt, das auch in Zukunft noch für Gesprächsstoff sorgen wird.

Dorothee Haversath