Une semaine en Europe

Ein Projekt des Lycée Saint Paul in Besançon

Im Sommer des Jahres 2004 erhielten wir (H. Vogelpohl / V. Landwehr) bei einem ersten privaten „Erkundungsbesuch“ am Lycée Saint Paul in Besançon die Einladung zur Teilnahme an einem internationalen Schülertreffen mit dem Motto: le printemps de l’Europe. Die Idee für dieses Treffen wurde uns kurz vorgestellt: Schülergruppen aus Albanien, Deutschland, England, Italien und Spanien sollten zusammen eine Woche lang miteinander über das Thema Europa diskutieren, Ideen austauschen, die kulturelle Vielfalt Europas begreifen und das europäische Miteinander erleben. Ein sehr ehrgeiziges Schulprojekt, das viele französische Kollegen und Kolleginnen des Lycée Saint Paul miteinander vorbereiten wollten. Wir waren zunächst eher skeptisch.
Einige Monate später bekamen wir Besuch aus Besançon: Mme Martine Louveau und M. Claude Chipeaux, die beiden directeurs adjoints des Lycée Saint Paul, stellten unseren Schülern und Schülerinnen aus den Jahrgangsstufen 10, 11 und 12 ihr geplantes Projekt vor. Das Interesse war geweckt und eine Gruppe von 11 Schülerinnen und 1 Schüler haben sich spontan für die Teilnahme an diesem Projekt angemeldet.
Die Vorbereitung auf unsere Reise war schwierig, da die Jahrgangsstufe 11 die Skifreizeit durchführte und im Anschluss daran die Klassen 10 ihr Praktikum absolvierten. So blieben uns nur einige Samstage für die konkrete Vorbereitung: Poster mit Informationen und Bildern zur Stadt Münster wurden erstellt, auf weiteren Schaubildern wurde die BRD vorgestellt, Fotografen waren unterwegs, um unsere Schule von der besten Seite zu zeigen und die Eindrücke auf eine CD zu brennen und für das internationale Buffet mussten Spezialitäten aus dem Münsterland eingekauft werden. Noch eine weitere Herausforderung wartete auf uns: Wir sollten für den letzten Gala-Abend einen Sketch oder ein Lied oder eine Theaterszene einüben, und uns dafür mit dem Thema „Clichés und Vorurteile“ auseinandersetzen.
Mit großem Gepäck und einer riesigen Mappe für unsere Poster (bei jedem Umsteigen die gleiche Panik: Wo ist unsere Mappe?) machten wir uns am Sonntag, den 13. 3. 2005 um 8.00 auf den Weg. Neun Stunden Bahnfahrt lagen vor uns, aber in den Info-Mappen, die jeder mitbekommen hatte, gab es noch viele lesenwerte Artikel über die Stadt Besançon, die nähere Umgebung und die verschiedenen europäischen Institutionen und so wurde die Zeit im Zug nicht lang. Bei der Ankunft in Besançon empfingen uns ein blauer Himmel und eine strahlende Sonne, die uns dann während der ganzen Woche verwöhnte.

01 02 03 04
05 06 07 08
09 10 11 12

An den kommenden Tagen erwartete uns dann ein abwechslungsreiches Programm, das viele Punkte enthielt, die für unsere Schüler und Schülerinnen sehr interessant waren, aber auch einige Vorhaben, die aufgrund der sprachlichen Anforderungen unsere Schüler und Schülerinnen eher überforderten:
• Begrüßung der Teilnehmer aus England, Albanien, Deutschland und Italien im Rathaus der Stadt
• Gemeinsame sportliche Aktivitäten in der Schule
• Filmvorführungen in verschiedenen Sprachen
• Projektarbeit zum Thema Medien (Zeitung und Fernsehen) in gemischten Schülergruppen
• Fahrt nach Straßburg mit Besuch des europäischen Parlamentes
• Stadtbesichtigung mit Besuch der Kathedrale
• Führung durch die Zitadelle von Besançon mit dem Besuch des Widerstandsmuseums (nicht einfach, die erschütternden Bilder und Zeitdokumente auszuhalten. Die Lehrer, die die albanische Gruppe betreuten, hatten ihren Schülern sogar von einem Besuch abgeraten)
• Theaterabend in der Schule mit einer Theatergruppe, die auf beeindruckende Weise Pantomime, Gesang und kreatives Theater miteinander kombinierten
• Konzert des Schulchores und des Chores „la Débandade“ die mit ihrem A Capella-Gesang und humoristischen Einlagen das Publikum verzauberten
• Podiumsdiskussionen zu politischen Themen:
  1. Être femme et députée aujourd’hui mit: Francoise Branget und Paulette Guinchard - Kunstler (vice présidente de l’Assemblée Nationale)
  2. Référendum sur la Constitution Européenne mit: D. Colard und R. Bueb de l’université de Franche-Comté und Mr. Lartigau
  (Sogar wir begleitenden Französischlehrerinnen mussten uns bei den politischen Podiumsdiskussionen wirklich gut konzentrieren, was am Ende eines langen Tages nicht immer leicht war)
• Großer Gala-Abend (avec tenu correct = in korrekter Kleidung!) mit feierlicher Verleihung der Teilnehmerzertifikate, Diskothek, Partygeflimmer und einer Bombenstimmung

13 14 15 16
17 18 19 20
21 22 23 24
25 26 27 28
29 30 31 32

Die Rückfahrt am Samstag den 19.3.verlief dann etwas unplanmäßig, da wir wegen eines Brandes unter einer Eisenbahnbrücke erst mit einer zweieinhalbstündigen Verspätung aus Besançon abfuhren und auch in Konstanz wegen defekter Oberleitungen noch einmal umgeleitet wurden, was zu einer weiteren Verspätung führte. Aber nach 13 Stunden Rückfahrt kamen wir schließlich alle müde und glücklich wieder in Münster an.
Welche Erfahrungen haben unsere Schüler und Schülerinnen während dieser Woche gemacht? Nun, dazu müssten sie sich eigentlich selber äußern. Sicherlich hätten sie sich noch mehr Kontakte mit ihren Partnerschülern und Partnerschülerinnen gewünscht, die durch ihren Nachmittagsunterricht sehr beansprucht wurden und daher wenig gemeinsame Zeit für Unternehmungen hatten. Aber statt dessen haben sie erlebt, wie eine ganze Schule sich mit dem Thema Europa auf vielfältige Weise auseinandersetzte, sie haben Kontakt mit anderen Schülergruppen bekommen und erlebt, dass Französisch die einzige gemeinsame Kommunikationssprache war, sie haben in den Diskussionen mehr Sicherheit und mehr Vertrauen in die eigene Sprachkompetenz erworben, ihre sprachlichen Fähigkeiten verbessern können und einen Blick über den eigenen „Tellerrand“ gewagt und dabei erfahren, dass Europa nicht nur ein gedankliches Konstrukt, sondern gelebte Wirklichkeit ist.
Wir hoffen, dass die Erfahrungen dieser Woche unsere Schüler und Schülerinnen weiterhin motivieren, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern mit dem Ziel, durch intensivere Auseinandersetzung mit der Sprache auch ein tieferes Verständnis für die Kultur unseres Nachbarlandes zu gewinnen. Die albanischen Schüler waren für uns ein beeindruckendes Beispiel, da sie alle mit einem nahezu perfekten und absolut flüssigen Französisch überraschten. (Allerdings haben wir später erfahren, dass sie von einer besonderen Sprachenschule kamen und jeden Tag zwei Stunden Französisch auf dem Stundenplan standen.)
Ein ganz herzliches Dankeschön gilt den Veranstaltern dieser Woche und unseren Schülern und Schülerinnen, die sich auf diese Erfahrung eingelassen haben.
Veronika Landwehr, Irena Frenk
33 34 35 36 37

Straßburg

38
39 40
41
42 43 44 45


45
Nach der Teilnahme am Unterricht bedankten sich die polnischen Jugendlichen unter anderem beim Schulleiter des KvG, Paul Thelosen (hinten r.).

Gemeinsam eine „Knalltüte“ gebastelt

Polnische Gäste des FVV besuchten Unterricht im Kardinal-von-Galen-Gymnasium

Hiltrup. Am Freitag durften 15 polnische Mädchen und Jungen im Alter von 12 bis 15 Jahren, die auf Einladung des FVV in Hiltrup weilen, am Deutschunterricht der Klasse 5a im KvG bei Walter Düppers teilnehmen.
Die Gäste aus Bienkowka bei Krakau wurden auch mit einem Gedicht durch eine deutsche Schülerin in polnischer Sprache begrüßt. Das Basteln einer „Knalltüte“ aus einem Blatt DIN A4 gelang zwar nicht allen Schülern auf Anhieb, aber die freundschaftliche Begegnung im Unterricht gelang perfekt.
Im Sportunterricht bei Ulrike Möller standen dann Weitsprung und Fußball auf dem Programm. Frau Frenk hielt eine gemeinsame Stunde in der Aula des KvG mit ihrer Klasse 7 und der gesamten polnischen Delegation (15 Volleyballer mit Präsident und drei Betreuern).
Die Unterschiede im Schulsystem wurden ausgetauscht: In Polen dauert die Grundschule sechs Jahre. Das Abitur ist nach weiteren sechs Jahren möglich; die mittlere Reife ist nach neun Jahren möglich. Sinn und Intention des deutsch-polnischen Jugendaustausches in der größeren EU wurde auch mit Hilfe der Dolmetscherin Renate Kotterba hinterfragt.
Nach der perfekt gelungenen Schulbegegnung galt der Dank dem Schulleiter des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums, Paul Thelosen, seinem Vertreter Arno Fischedick und den Lehrkräften.

Münstersche Zeitung 28. 06. 2005