Gestern machten sich Schüler der Klasse 6 des KvG auf den Weg nach Leipzig. Foto: gro

Austausch ohne Sprachbarriere

Seit zehn Jahren fahren Schüler des KvG regelmäßig nach Leipzig

Münster-Hiltrup. Die Deutsche Bahn AG kann nicht nur pünktlich, sondern auch ausgesprochen freundlich und charmant sein. Als über Lautsprecher den Schülern der Klasse sechs des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums eine schöne Fahrt nach Leipzig gewünscht wurde, brandete spontan Applaus für den Stationsvorsteher auf.

Als der Zug in Richtung Hamm zum Stehen kam, galt es für die 28 Schüler flugs Abschied zu nehmen. Bis zum Wochenende bleiben die Jungen und Mädchen im Osten, lernen Leipzig kennen, treffen auf den ehemaligen Hiltruper Pater Trilling, fahren zum Völkerschlachtdenkmal, unternehmen eine Stippvisite in Dresden und verleben zum Anschluss ein ganz normales Wochenende bei ihren Gastfamilien.

„Es ist ein Schüleraustausch ohne Sprachbarrieren“, bringt Joachim Paesler das Besondere dieses Austausches auf den Punkt, der vor zwölf Jahren ummittelbar nach der Wende aufgebaut wurde. Seinerzeit stand die Euphorie Pate bei dieser neuen Partnerschaft des KvG. Im Mai 1991 besuchten erstmals 22 Schüler der Friedrich-Schiller-Schule in Leipzig das Kardinal-von-Galen-Gymnasium in Hiltrup, die Hiltruper reisten im folgenden Jahr - also vor zehn Jahren - erstmals in Richtung Leipzig.

Geleistet wird durch die Partnerschaft weitaus mehr als ein netter Ausflug in die neuen Länder - es werden Kontakte aufgebaut, die über eine längere Zeit Bestand haben. So hat die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung im Jahre 1998 nach einer Befragung herausbekommen, dass drei von vier Teilnehmern ihre Kontakte auch nach den Besuchswochen aufrecht halten. Joachim Paesler glaubt, dass auch nach diesem Besuch wieder neue Kontakte geknüpft werden und es schon in wenigen Wochen zu vereinzelten Gegenbesuchen aus Leipzig kommt. „Dieser Schüleraustausch wird nicht allein von den Kinder getragen, auch die Eltern der Schüler und die gesamten Familien sind einbezogen“, erläutert Paesler das Geheimnis des Erfolgs dieses Projektes im Jahre zwölf der deutschen Einheit.

Die Nachfrage, an dieser Fahrt teilzunehmen, sei wiederum groß gewesen. Getreu dem pädagogischen Konzept, die Schüler möglichst problemlos an den Schultagen des Programms in den regulären Unterricht integrieren zu können, beschränkte man sich wie in den Vorjahren auf etwa 30 Teilnehmer.
Michael Grottendieck, Westfälische Nachrichten 04. 06. 2002