Schüleraustausch mit Kutná Hora



„Horizonte erweitern - über den Tellerrand schauen!“ Das war die Devise meiner - in Prag geborenen - Kollegin Eugenie Neugebauer, die wenige Jahre vor ihrer Pensionierung mit großer Beharrlichkeit und Energie den Kontakt zu unserer tschechischen Partnerschule, dem gymnázium sv. Voršily (St. Ursula-Gymnasium) in Kutná Hora geknüpft und Besuche und Gegenbesuche auf den Weg gebracht hat.
Das anfänglich kleine „Pflänzchen“ dieses Kontaktes ist gut gediehen: Während im Jahre 2000 noch fünf tschechische Schüler/innen zu einem Sprachaufenthalt zu uns kamen, fuhren 2001 schon je 14 und in den Folgejahren immer je 15-20 Schülerinnen und Schüler auf Besuch und Gegenbesuch. Auch die Gruppe der beteiligten Lehrerinnen und Lehrer ist gewachsen.
Was bringt uns ein Schüleraustausch mit Tschechien? Anders als bei den traditionellen westeuropäischen Partnerschaften steht ja hier - zumindest für die deutschen Schüler - nicht das sprachliche Interesse im Vordergrund (obwohl einige Einblicke in die tschechische Sprache mit ihrer sehr klaren, lautschriftnahen Schreibweise nützlich sind). Ein Kontakt mit dem östlichen Mitteleuropa dient sicherlich in besonderem Maße der Versöhnung, dem Abbau von „Altlasten“ aus dem 20. Jahrhundert und der Neuorientierung angesichts der Entwicklung der EU. Gemeinsame Geschichte, Tradition und Kultur können und müssen nach jahrzehntelanger Trennung durch den Eisernen Vorhang wieder entdeckt werden.
Kutná Hora hat hier in jeder Beziehung viel zu bieten: Die 25000 Einwohner zählende, 60 km östlich von Prag gelegene Stadt (früherer deutscher Name: Kuttenberg) war im ausgehenden Mittelalter aufgrund ihres Silberbergbaus und der damit verbundenen Münzprägung nach Prag die zweitgrößte Stadt Böhmens, des damaligen Kernlandes des Heiligen Römischen Reiches. Davon zeugt noch heute die eindrucksvolle, in einem großartigen Panorama steil über einem Flusstal aufragende Altstadt mit ihren prächtigen Burgen, Kirchen, Klöstern und Bürgerhäusern, die die Unesco in ihre Weltkulturerbe-Liste aufgenommen hat. Ob hier, ob bei einer Tagestour nach Prag oder einer Rundfahrt zu alten Adelsschlössern aus österreichischer Zeit in der Umgebung - überall fallen mitteleuropäische Traditionen und Gemeinsamkeiten ins Auge, die uns mit unserem tschechischen Nachbarland verbinden.
Der wichtigste Aspekt ist jedoch die Freundschaft: Lehrer und Schüler erleben es bei jedem Besuch sehr positiv, herzlich aufgenommen zu werden. Etliche Kontakte mündeten in persönliche Einladungen und Besuche und werden privat weiter gepflegt. Etwas Besseres kann man sich nicht wünschen, denn Völkerverständigung und Friedenserziehung sind Werte, die nicht von oben verordnet werden, sondern von unten her wachsen müssen - durch persönliche Initiative.
Ulrich Kaspar
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Schulgebäude Lehrerkollegium ca. 2000
Aus dem Prospekt der St. Ursula-Schule:
http://www.cgym-kh.cz
  - e-Mail: skola@cgym-kh.cz

Das kirchliche St. Ursula-Gymnasium Kutná Hora
- steht unter der Schirmherrschaft der Unesco
- ist als Schule im Verzeichnis der Mittelschulen registriert
- Dauer des Schulbesuchs: acht Jahre (nach fünfklassiger Grundschule)
- hat Partnerschulen in Deutschland und Frankreich
- Der Lehrplan entspricht dem allgemeinen Lehrplan für Gymnasien
- bietet qualifizierten Unterricht dreier Weltsprachen
- ab der Tertia wird Latein unterrichtet
- die Teilnahme am Religionsunterricht ist freiwillig
- das Fach Gesellschaftskunde ist erweitert um tiefere Vermittlung christlicher Wertvorstellungen
- gefordert werden Toleranz und Offenheit für geistliche Werte.
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Gang im Schulgebäude Klosterkapelle Treppenaufgang im Schulgebäude
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Klassenraum Klosterkomplex, erbaut von Dientzenhofer Messe mit Bischof Dominik Duka und anschließende Feier zum 10. Jubiläum der Wiedergründung
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Altstadt von Kutná Hora Stadtpanorama mit Barbaradom und Jesuitenkolleg Blick auf die Stadt mit St. Jakob Markt mit St. Jakob
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Blick auf Kutná Hora. Vorn der Klosterkomplex, dahinter St.Jakob, rechts St.Barbara
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St. Jakobskirche Innenhof des Welschen Hofes

Informationen zur Stadt Kutná Hora

www.kutnahora.cz und www.khora.cz

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Kuttenberg im 19. Jahrhundert: Das Gemälde zeigt den Barbaradom mit einem aus einer barocken Renovierung stammenden Walmdach und Dachreiter. Erst Ende des 19. Jh. wurde das dreiteilige Zeltdach wiederhergestellt. - Rechts anschließend das Jesuitenkolleg; im Hintergrund rechts die Stadt mit der Jakobskirche.
Die Stadt Kutná Hora (Kuttenberg; 25000 Ew.) liegt etwa 60 km östlich von Prag. Im Mittelalter war sie, bedingt durch den Silberbergbau in dieser Region, eine der bedeutendsten Städte Böhmens; zeitweilig nahm sie nach Prag den zweiten Rang ein. Der Silberbergbau führte schon im 10. Jh. zur Einrichtung einer Münzstätte in der nahen Burg Malín. Bedeutend war auch das benachbarte (heute eingemeindete) Sedlec, wo 1142 der erste Zisterzienserkonvent Böhmens ins Leben gerufen wurde.
Bereits zu Anfang des 14. Jh. war Kutná Hora befestigt. Dank des Reichtums der Stadt entstanden bedeutende Bauten: Geprägt wird das Stadtbild u. a. durch die 1330-1420 erbaute Erzdekanatskirche St. Jakob, eine dreischiffige Hallenkirche mit zwei Türmen an der Stirnfront. Der Welsche Hof, ursprünglich Burg und dann auch Münzprägestätte, wurde Ende des 14. Jh. prunkvoll zur Residenz König Wenzels IV. um- und ausgebaut.
Ende des 14. Jh. wurde mit dem Bau der monumentalen St. Barbara-Kirche, einer fünfschiffigen Kirche mit langgezogenem Chor, Chorumgang und Kapellenkranz begonnen, die eindrucksvoll das Tal des Flüsschens Vrchlice überragt. 1532 wurde der Bau mit dem dreiteiligen Zeltdach zum Abschluss gebracht.
Die Entdeckung Amerikas mit konkurrierenden Silbervorkommen sowie der Dreißigjährige Krieg unterbrachen die Aufwärtsentwicklung, auch die Industrialisierung erfasste die vom Elbtal abgewandte Stadt kaum. So blieb die mittelalterliche Bausubstanz weitgehend unangetastet, und es entstanden nur noch wenige Neubauten, darunter das Jesuitenkolleg(1667-1700) und die Nepomukkirche (1734-1750).
1995 wurden der historische Stadtkern von Kutná Hora mit seinem einzigartigen Panorama über dem Flusstal, die St. Barbarakirche und die Marienkirche in Sedlec in die Weltkulturerbe-Liste der Unesco aufgenommen.
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Steinerner Brunnen und Steinernes Haus, Zeugnisse mittelalterlichen Reichtums St. Nepomukkirche Der Welsche Hof, früher Burg u. Münzprägestätte
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Altstadtgasse St. Barbaradom und Jesuitenkolleg St. Barbara: gotisches Strebewerk
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St. Barbara: Langhaus und Gewölbe Münzenschläger, Fresko in St. Barbara Stadtwappen
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Sedlec: Klosterkirche und Refektorium "Der Kaiser zieht ein": Bläser und Schauspieler beim Stadtfest