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Dominik Duka, Bischof von Königgrätz

Aktuelles über den Schüleraustausch

zwischen dem St. Ursula-Gymnasium in Kutná Hora und dem Kardinal-von-Galen-Gymnasium in Münster

[...] Diese Musik erklang unter anderem während der Feier, die anlässlich des 10. Jubiläums des St- Ursula-Gymnasiums in der Stadt Kutná Hora (Kuttenberg) am Dienstag stattfand. 10 Jahre sind für eine Schule ein eher niedriges Alter, viel älter kann jedoch eine kirchliche Bildungsinstitution in Tschechien kaum sein, denn unter dem kommunistischen Regime durfte es natürlich keine Schulen unter kirchlicher Verwaltung geben. Zu den Feierlichkeiten wurden Gäste aus In- und Ausland eingeladen - darunter auch der Bischof von Hradec Králové (Königgrätz) Dominik Duka. Anlässlich des Jubiläums des Gymnasiums sagte er:

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Logo des St. Ursula-Gymnasiums
"Ich bin davon überzeugt, dass es nach der vierzigjährigen Diktatur der kommunistischen Partei wirklich nicht einfach ist, denn auch die Schulen waren damals Schulen des Kommunismus. Für die Kirche war es nicht einfach, neue kirchliche Schulen zu gründen. Trotzdem muss man sagen - nach dreizehn Jahren der Freiheit (hier gibt es seit zehn Jahren das kirchliche Gymnasium der Ursulinen) - nach den objektiven Zahlen, dass kirchliche Schulen zu den am besten bewerteten und erfolgreichsten Schulen gehören - nach der Zahl der Abiturienten etwa, die an Universitäten studieren. Am erfolgreichsten ist aus dieser Sicht das bischöfliche Gymnasium in Brno (Brünn). Hier in Kutná Hora - das ist eine kleine Schule, und ihr Vorteil liegt in der Atmosphäre und den guten Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern."

Das St. Ursula-Gymnasium hat seit einigen Jahren eine Partnerschule in Deutschland, und zwar das Kardinal-von-Galen-Gymnasium in Münster. Stanislava Lísková, die Deutschlehrerin aus Kutná Hora, fragte ich nach dem Schüleraustausch:

"Den Schüleraustausch gibt es seit vier Jahren, und das Interesse ist ziemlich groß. Jedes Jahr kommen etwa zwanzig Schüler aus Deutschland zu uns, und zwanzig tschechische Schüler reisen nach Deutschland. Das sind diese einwöchigen Aufenthalte. Außerdem haben wir noch etwas anderes eingeführt - ein paar Mal waren immer zwei oder drei Schüler fünf Wochen lang in Münster. Dort nahmen sie am Unterricht teil. Diese einwöchigen Aufenthalte - das ist eher Urlaub, aber die Schüler lernen dabei doch Deutsch und lernen auch neue Länder kennen."

"Ich kenne es von anderen Gymnasien, dass Sprachen wie Englisch oder Französisch eine Art Konkurrenz für den Deutschunterricht und den damit verbundenen Austausch darstellen. Erleben Sie so etwas auch an Ihrer Schule?"

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Ulrich Kaspar, Sabine Traud, Stanislava Lisková
"Eigentlich nicht, weil unsere Schule leider keine Kontakte zu Schulen in England hat. Die Schüler sind froh, dass sie nach Deutschland reisen können. Wir haben Kontakte auch in Frankreich - da findet der Schüleraustausch jedoch nur jedes zweite Jahr statt. Ich denke, dass das Interesse am Schüleraustausch mit Münster groß ist."

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Kapelle des St. Ursula-Gymnasiums
Die Partnerschule aus Münster war bei der Jubiläumsfeier in Kutná Hora durch eine Delegation vertreten. Nach den nächsten Plänen im Bereich Schüleraustausch fragte ich Ulrich Kaspar:

"In 14 Tagen werden wir mit 15 Schülerinnen und Schülern hierher kommen. Diese Schülerinnen und Schüler werden in tschechischen Familien untergebracht sein und etwas mehr als eine Woche hier bleiben. Sie durchlaufen das übliche Programm - sie werden die Stadt Kutná Hora besichtigen, sie werden eine Fahrt nach Prag machen, und darüber hinaus gibt es noch sehr viele Möglichkeiten, Burgen zu besichtigen - z. B. Ceský Sternberk - das überlassen wir dann den Organisatoren hier. Dann findet in 14 Tagen der Gegenbesuch bei uns in Deutschland statt, wo wir ein ähnliches Programm anbieten werden. Das dauert dann etwas mehr als eine Woche."

"Wie ist das Interesse unter Ihren Schülerinnen und Schülern in Münster an diesem Austausch mit Kutná Hora?"

"Es ist so, dass wir natürlich seit längeren Jahren Austausche mit England, Frankreich und Italien hatten. Das resultiert aus der Zeit vor der Wende, und diese Sprachen werden bei uns auch unterrichtet. Insofern hat man etwas mehr Mühe, Schülerinnen und Schüler davon zu überzeugen, dass sie auch am Austausch in Tschechien teilnehmen, weil die Sprache bei uns nicht unterrichtet wird. Aber wir werben damit, dass Kutná Hora kulturell sehr interessant und auch ein Einblick in die tschechische Sprache und Schreibweise lohnend ist. Es ist auch wichtig, dass man auch kulturelle Zusammenhänge mit unserem Nachbarland wieder entdeckt, die in früheren Jahren ja immer bestanden haben. Wir haben eine gemeinsame Geschichte, eine gemeinsame Kultur, und die Schüler sind oft erstaunt, wie viele Zusammenhänge sie hier entdecken. Und diejenigen, die wir dafür begeistern können, das sind auch meistens Schülerinnen und Schüler, die sich etwas mehr Gedanken um so einen Besuch und so einen Austausch machen, die nicht aus vordergründigen Motiven dorthin reisen, sondern schon ein echtes Interesse haben."

Martina Schneibergová, Radio Prag, 03.09.2003