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Nachdem 15 Schülerinnen und Schüler der Italienischkurse des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums vor den Osterferien bei ihrem Besuch der Austauschschule Istituto Magistrale A. Rosmini in Grosseto schon den toskanischen Frühling erleben konnten, freuen sich nun die 18 italienischen Schülerinnen und Schüler, hier in Münster bei strahlendem Wetter Land und Leute kennenzulernen. Nach einer Besichtigung von Münsters Altstadt mit Empfang im Friedenssaal stehen als weitere Highlights u. a. die münsterländischen Wasserburgen, eine Fahrt nach Bremen sowie ein Besuch der Kulturhauptstadt 2010 (Metropole Ruhr) auf dem abwechslungsreichen Programm, bevor es am Mittwoch zurück nach Hause geht. Benedikt Wieschhörster, www.kvg-gymnasium.de

Aufsaugen, aufsaugen, aufsaugen - Grosseto 2009


Schon Wochen vor der lang ersehnten Reise nach Italien zu unseren Austauschpartnern standen wir mit ihnen in Email- bzw. Chatkontakt. Wichtige Hinweise zu Wetterbedingungen und geplanten Ausflügen sowie persönliche Interessen, die bei der Gastgeschenkwahl zu berücksichtigen waren, wurden besprochen. Dennoch wurden wir Deutschen sowohl von dem Wetter als auch von den zahlreichen Ausflügen überrascht. Das Wetter war von vornherein besser als erwartet, und wir verließen schon den Flughafen nur noch mit T-Shirts bekleidet.
Der erste Tag in Italien wurde direkt für den ersten Ausflug nach Lucca genutzt, wo wir endlich italienische Luft, italienisches Eis und italienische Lebensart genießen konnten, welches laut Herrn Vogelpohl alles "aufgesaugt" werden sollte. In Lucca wurde ein Turm bestiegen, von dem aus wir einen grandiosen Blick über die ganze Stadt und die dort schon blühenden Magnolienbäume hatten. Mit diesen ersten Eindrücken stiegen wir erneut in den Zug, um nun endlich unsere Gastfamilien kennenzulernen. Mit jedem Kilometer in Richtung Grosseto stieg unsere Anspannung und Erwartung. Und schwand auch erst, als wir abends unsere Austauschpartner umarmen und die ersten italienischen Worte an die Eltern richten konnten. Alle wurden herzlich in den Familien aufgenommen, und die Chemie stimmte sofort, besonders als dann das erste italienische Essen serviert wurde. Voll davon und erschöpft von der Reise fielen alle, sobald sie im Bett lagen, in einen tiefen Schlaf.
Am nächsten Morgen war aber von Ausschlafen keine Rede, die Schule, ein liceo mit sprachlicher Ausrichtung, wollte besucht werden. Nach einer kurzen sportlichen Aktivität oder einem Besuch einer Klasse mit SuS, die seit zwei Jahren deutsch lernen, gab es für alle ein Büfett, das entgegen der deutschen Sitte hauptsächlich aus Nutella-Süßigkeiten bestand, und einige Powerpoint-Präsentationen über Siena und Grosseto, wobei wir im Anschluss letzteres auch mit eigenen Augen überprüfen konnten. Grosseto ist eine kleine Stadt mit ca. 75 Tausend Einwohnern, welche aber trotzdem zahlreiche kleine Geschäfte besitzt. Nach diesem kleinen Stadtrundgang ging es zurück in die Familien und in den ersten gestalteten Abend, der auf unterschiedliche Weise genutzt wurde, um zum Beispiel die hauptsächlich abends geöffneten Geschäfte und das italienische Nachtleben zu erkunden bzw. aufzusaugen.
Der nächste Tag begann mit einer für die Italiener unerfreulichen Überraschung, nämlich mit Wind. Für den durchschnittlichen Münsteraner ist es ja normal, die täglichen Kilometer auf seiner Leeze zurückzulegen. Für die Italiener jedoch ist das Rad nicht das gewöhnliche Fortbewegungsmittel, und deswegen fiel die geplante Radwanderung zugunsten einer Besichtigung des Küstenortes Castiglione della Pescaia aus. In dieser kleinen Ortschaft lebten sogar zwei von uns und konnten daher täglich den Blick aufs Meer genießen. Für uns jedoch stand jetzt ein Rundgang auf dem Plan, insbesondere die steilen, schmalen Gassen und der Markt galten besichtigt zu werden. Und man muss schon sagen, dass wir von oben einen beeindruckenden Ausblick auf das Meer hatten (s. 4. Foto).
Am Sonntag, an dem wir eigentlich Rom unsicher machen wollten, fuhren wir mit unseren Austauschpartnern nach Firenze (Florenz), wo wir neben dem Dom, seinem Baptisterium und dem Ponte vecchio auch die Geschäfte und Eisdielen zu besuchen verstanden. Daher gab es neben vielen Fotos auch einige Einkauftstüten und Eisbecher. Vor allem die Sonne wurde intensivst genutzt, und wir saßen genüßlich am Eis leckend auf einer Piazza. Trotz der Sonnencreme gab es auch schon die ersten Sonnenbrände.
Auch am Montag war wieder eine Stadt Programm. Dieses Mal Siena. Eine Stadt ebenso reizvoll wie Florenz mit Geschäften, Gelaterien und einem Dom. Auf der Piazza del Campo ließen wir uns dann alle nieder und genossen das nächste Sonnenbad. Vom Torre del Mangia aus betrachtet sahen wir auch das berühmte Bild dieses Platzes (s. 2. Foto). Doch nach dem langen Liegen ging es nicht wie sonst zurück nach Grosseto, sondern das bekannte Weingut Banfi (6. Foto) war unsere nächste Station, und der Weg dahin führte uns durch die schöne Toskana.
Der Dienstag bescherte uns erneut eine Stadttour, doch nicht ganz so wie erwartet. Denn zuvor suchten wir noch 2 Castellos auf. Der Weg hoch zu ihnen war allerdings so steil, dass noch nicht einmal der Bus dort hinauf fahren durfte und wir den ganzen anstrengenden Marsch selbst zurücklegen mussten. Doch wir wurden mit berauschenden Ausblicken auf das Meer belohnt, die Herr Vogelpohl uns wieder zum Aufsaugen empfahl (s. 1. Foto). Nach diesen ganzen Anstrengungen ging es endlich an den STRAND!!! Dort aßen wir in einer Bar zu Mittag und erfreuten uns an dem guten Wetter, welches aber nicht lange anhalten sollte. Als wir nämlich dann später im Ort Porto Santo Stefano, der laut Herrn Vogelpohl zu den 10 schönsten Orten Italiens gehört, ankamen, war es so kalt und windig, dass wir schnell wieder in den Bus flüchteten und uns auf diese Weise auf eine Umrundung der Halbinsel begaben. Wie immer kamen wir müde zuhause an, erlebten aber diese Nacht den ersten Regen.

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Grosseto 2009

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Zum Parco Regionale della Maremma ging es am Mittwoch. Zumindest sollte es das. Nach der langen Busfahrt marschierten wir munter drauflos, wurden aber kurz vorm Strand von einem Polizisten angehalten, der die Maremma für heute für gesperrt erklärte. Also ging es 2 km wieder zurück. Wir kamen in einem sehr kleinen Kaff an, wo wir auf den nächsten Bus warteten. Und warteten. Und warteten. Nach eineinhalb Stunden kam der dann auch endlich mal. (So schlimm war die Wartezeit auch nicht, wir saßen mit Eis in der Sonne..). Als nächstes Ziel peilten wir wieder Castiglione an, wo wir dann auch den restlichen Mittag am Strand lagen, die Atmosphäre aufsaugten und so ziemlich alle einen Sonnenbrand abbekamen (5. Foto). Nach einer Tasse des leckeren italienischen Cappuccinos ging es allerdings viel zu früh wieder nach Grosseto zurück. Doch jetzt mussten schon wieder die Koffer gepackt werden, denn morgen sollte es schon wieder in die heimatlichen Gefilde gehen. Abends war von unseren Austauschpartnern eine kleine Party veranstaltet worden, wo es Unmengen an leckerem italienischen Essen gab.
Und da war die Woche auch schon vorbei. Morgens pünktlich um 8:28 Uhr fuhr der Zug ein, der uns nach Pisa bringen sollte. Abschiedstränen flossen, und schnell wurden noch  einmal alle umarmt, bevor es dann wirklich einzusteigen hieß. Doch noch war es nicht Zeit zum Flughafen zu fahren. Jetzt galt es noch einmal, die Sonne zu genießen, für werweißwie lange. Also lagen wir noch für einige Stunden neben dem Schiefen Turm von Pisa auf dem Rasen der Piazza dei Miracoli und träumten von einer weiteren Woche in Italien. Jedoch verging auch diese Zeit zu schnell, und wir mussten zum Flieger. Wir starteten bei blauem Himmel und gleißender Sonne und landeten in Köln/Bonn bei Wolken und Regenschauer.
Im Miteinander und in den verschiedenen Situationen des Alltags lernten wir die italienische Sprache spontan und vermehrt anzuwenden. Erste Erfolge im Sprechen gab es bei den meisten - wenn nicht gerade Englisch gesprochen wurde - schon in den ersten beiden Tagen. Es war ein sehr schönes Gefühl, die Eltern zu verstehen und mit ihnen auf Italienisch ins Gespräch kommen zu können. Diese interessante Erfahrung, die u. a. auch den fürs Unterhalten wichtigen Wortschatz lehrte, wird bestimmt auch später im Unterricht uns noch von Nutzen sein.
So verbrachten wir 15 KvGler und unsere Lehrer Herr Vogelpohl und Frau Stiglic eine wunderschöne Woche mit unseren Austauschpartnern in Grosseto. Und da wir so viel aufsaugten, können wir hoffentlich noch lange davon zehren.
Julia Tacke (JgSt. 12)