Grosseto 2001/02
„Ciao e Arrivederci, bella!“
Italienerinnen waren eine Woche zu Gast bei deutschen Familien: Plötzlich war alles anders
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Die Gastgeber und ihre Gäste: Claudia del Maiano (vorne), Katharina Knopkiewisch,
Nele Nartschick, Giulia Bini, Luisa Bernacchini und Jenny Hagedorn (Mitte,
v.l.) sowie Margherita Rega und Melanie Sändker (hinten, v.l.). Foto: Hagedorn |
Rinkerode. Internationale Schülerbegegnungen sind etwas Besonderes
- plötzlich lebt ein völlig fremder Mensch in der Familie, freundet
man sich - meistens - an, und am Ende wird dem Gegenbesuch entgegen gefiebert.
Über solche Tage berichtete DZ-Mitarbeiterin Jenny Hagedorn eindrucksvoll:
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Bürgermeister Günter Schulze Blasum empfing am Mittwoch die
Schüler und Lehrer eines deutsch-italienischen Austausches. Bis Sonntag
sind 17 Schüler und ihre zwei Lehrerinnen aus Grosseto am Hiltruper
Kardinal-von-Galen-Gymnasium zu Gast. Die Jugendlichen besichtigten Münsters
Sehenswürdigkeiten und ließen sich von Schulze Blasum zu einem
Umtrunk einladen. Bereits im September vergangenen Jahres hatten die Hiltruper
Schüler das 140 Kilometer nördlich von Rom gelegene Grosseto
besucht.
Foto: Schreiter, Münstersche Zeitung 27. 04. 2002 |
„Ganz gespannt und erwartungsvoll stand ich am Dienstag abend am Bahnhof
in Münster. Schließlich würde ich meine italienische Austauschpartnerin
wiedersehen, die ich zum letzten Mal vor einem halben Jahr in Grosseto, 140
Kilometer nördlich von Rom gelegen, besucht hatte. Mit mir zusammen warteten
viele andere Schüler und Schülerinnen der 12. Klasse des KvG Hiltrup.
Als der Zug endlich mit einer halben Stunde Verspätung ankam, drückte
uns Lehrer Horst Vogelpohl deutsche und italienische Fähnchen in die Hand,
mit denen wir begeistert schwenken mussten. Neben mir hatten noch vier weitere
Schüler aus Rinkerode, Drensteinfurt und Mersch Austauschpartner: Nele
Nartschick, Katharina Knopkiewitsch, Melanie Sändker und Sven Reining.
Nachdem sich Luisa, so heißt „meine“ Italienerin, von ihren
Freunden verabschiedet hatte, fuhren wir nach Hause, wo sie gleich meine Eltern
und Geschwister kennen lernen sollte. Außerdem sollte sie das Leben in
einer deutschen Familie und die deutsche Mentalität kennen lernen. Doch
nicht nur sie lernte Deutschland kennen, auch ich traf auf einige „gängige
Vorurteile“ gegenüber Italienern. So stimmt es, dass die Italiener
es mit der Pünktlichkeit nicht so genau halten. Sehr unverständlich
war ihnen auch das Warten vor einer roten Ampel, und das Anschnallen im Auto
schien völliges Neuland für sie zu sein. Außerdem schaffte es
die italienische Lehrerin, unseren sorgfältig bis ins kleinste Detail ausgetüftelten
Plan zu durchkreuzen, indem sie mit der gesamten Gruppe in Hiltrup in den falschen
Zug stieg.
Einen weiteren Unterschied in der Mentalität konnte man auch sehr gut beim
Billardspielen erkennen: Während wir Deutschen vor dem Spiel die Regeln
klärten und festlegten, damit es später bloß keinen Streit gibt,
fingen die Italiener sofort an zu spielen -bis zur ersten Unstimmigkeit, die
sie stundenlang lautstark diskutieren mussten. Ein weiterer Punkt war das von
allen Italienern heißgeliebte „Telefonio“ (Handy). Es vergingen
keine zwei Stunden, ohne dass sie mindestens zweimal telefoniert haben. Langeweile
kam überhaupt nicht auf. Sowohl die Schule als auch wir Schüler selber
hatten eine Menge geplant. Neben zahlreichen Kneipenbesuchen in der Altstadt,
bei denen unsere südländischen Gäste schnell Gefallen am deutschen
Bier gefunden hatten, standen auch Besuche im Alleecenter Hamm, im „Jovel“
oder in einer Pizzeria an. Auch das offizielle, von der Schule geplante Programm
gefiel den Italienern gut: ein Besuch im Friedenssaal, ein Ausflug nach Bremen,
nach Schloss Nordkirchen und ein Stadtspiel. Außerdem - eigentlich klar
- waren sie mit im Unterricht. Sprachprobleme gab es nur selten. Schließlich
lernen wir alle schon seit fast zwei Jahren Italienisch entweder im Leistungskurs
oder im Grundkurs in der Schule. Auch die Italiener sind mehr oder weniger der
deutschen Sprache mächtig. Doch zur Not war Englisch oder das Wörterbuch
eine willkommene Lösung. Als „meine“ Italienerin schließlich
wieder abgereist war, waren auch die Tränen schnell getrocknet. Schließlich
sehe ich meine Freundin im Sommer wieder - wenn ich in Grosseto Praktikum mache...“
Dreingau-Zeitung, 06. 05. 2002