Mit Spaß bei der Sache: Diese Schüler [darunter mehrere vom KvG] versehen einen „Spritfresser“ mit einem Klimaknöllchen. Foto: jou

Klimaknöllchen für Spritfresser

Junge Umweltschützer nehmen CO2-Sünder ins Visier

Münster. Die meisten Münsteraner sehen in ihnen wohl nur ganz normale Autos. Ein bisschen schicker vielleicht als andere, ein bisschen größer oder eleganter. Für Niklas Kitzmann sind die modernen Nobelkarossen, die so zahlreich über Münsters Kopfsteinpflaster rollen, nichts anderes als „Statussymbole“, „dicke Schiffe“ oder „Spritfresser“. Der 15-jährige Münsteraner ist Mitglied der Jugend-Umweltschutzinitiative „Rette unseren Planeten“, die zusammen mit der Klimakampagne „Heiße Zeiten“ und der Organisation „Solar Net International“ den ersten landesweiten Klimaknöllchen-Aktionstag ins Leben rief. Klimaknöllchen sind rote Flyer, einem echten Strafzettel - oder eben Knöllchen - nachempfunden. „Dein Auto erzeugt zu viel CO2“, mahnt die Aufschrift jene Autofahrer, die mit großen Geländewagen oder Sportkarossen unterwegs sind.

Zehn Städte in Nordrhein-Westfalen nehmen an der Aktion teil, bei der mehr als 100 Jugendliche durch die Innenstädte ziehen und den motorisierten Klimasündern die originellen Knöllchen unter den Scheibenwischer klemmen. Niklas Kitzmann und seine Freunde haben ihre eigene kleine Klimaknöllchen-Offensive bereits im vergangenen Jahr gestartet. Die zu erwartenden Reaktionen kennt er also schon: „Eine Frau hat uns einen Totalschaden ihres Wagens vorgeworfen. Das ignorieren wir dann einfach. Aber es gab auch durchaus positive Reaktionen.“

Monika Duelge, Kampagnenkoordinatorin der „Heißen Zeiten“, erklärt, worum es den Aktivisten eigentlich geht: „Wir wollen ja nicht mit dem Finger auf alle Autofahrer zeigen. Es gibt ja auch durchaus Unterschiede“, sagt sie und fährt mit der Hand über eine Tabelle, die die meisten Autotypen auflistet und mit Sternchen versieht. „Je mehr Sternchen, umso umweltfreundlicher ist das Auto“, erläutert Duelge. „Wir wollen vor allem für die Thematik sensibilisieren. Gerade im wohlhabenden Münster ist das notwendig. Hier gibt es Viertel, wo die Porsche Stoßstange an Stoßstange stehen“, warnt Kitzmann. „Andererseits ist die Stadt als Fahrradstadt schon ein Vorbild“, ergänzt Duelge. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise lauten ihre Forderungen: „Erneuerbare Energien, sauberer Verkehr, bewusster Umgang mit der Umwelt und weltweite Klimagerechtigkeit. Es ist so einfach, etwas zu machen“, findet sie.

Von den insgesamt 6000 gedruckten Flyern hat die Gruppe allein für die Domstadt 1000 reserviert. Gleich aus dem ersten „verwarnten“ Auto an der Salzstraße steigt ein adrett gekleideter Herr, nimmt das rote Papier, zögert und nickt dann langsam: „Find' ich gut!“

Johanna Uchtmann, Westfälische Nachrichten 18. 05. 2009