Zivildienst in Tansania
Matthias Efing (Abitur 2004 am KvG)
Matthias leistete seinen Zivildienst an der “St. Dominic
Savio Children’s Care Academy” der Diözese Iringa ab. Nachfolgend
ein Auszug aus der Projektbeschreibung dieser Schule:
Hintergrund des Projekts
Die Stadt und Diözese Iringa liegen im Süden Tansanias, ungefähr
500 km von der Hauptstadt Dar es Salaam entfernt. Iringa weist eine Bevölkerung
von etwa 200.000 Menschen auf. Die Wohnverhältnisse der Vororte und der
umliegenden Dörfer sind durch einfache Lehmhütten mit Wellblechdächern
gekennzeichnet, in denen ein großer Teil der Bevölkerung ohne Strom,
Wasser sowie Kanalisation lebt. Die mangelnde Hygiene birgt diverse Krankheitsrisiken
wie z. B. Typhus oder Wurminfektionen. Zusätzlich ist Iringa ein Malariagebiet.
Die Region von Iringa gehört zu den am schwersten von AIDS betroffenen
Gebieten in Tansania, und trotz ausführlicher Aufklärungskampagnen
an den Schulen steigt die Infektionsrate fast täglich. Diese Entwicklung
erklärt auch die hohe Zahl der Waisenkinder. Die meisten dieser Kinder
sind AIDS-Waisen, die nach dem Tod ihrer Eltern von Verwandten oder den Großeltern
aufgenommen werden oder auf der Straße leben. Die Verwandten können
in den meisten Fällen nicht für die Sicherung der Grundbedürfnisse
der Kinder sorgen und nicht die Kosten für eine Schulbildung finanzieren.
Ein weiters Problem ist die bisher mangelnde Bildung der Mädchen und die
daraus folgende Arbeitslosigkeit. Bei Mädchen erreicht sie sogar ca. 75%.
Die mangelnde Bildung und die Aussichtslosigkeit haben zur Folge, dass die Mädchen
versuchen, in den Großstädten Arbeit zu finden. Doch auch eine Anstellung
als Haushaltshilfe bedeutet kein sicheres und ausreichendes Einkommen. Einige
der Hausmädchen werden auch dazu gezwungen, als zweite Ehefrau herzuhalten.
Eine dritte Möglichkeit ist, dass die Mädchen sich, in dem Glauben
auf diese Weise schnell und einfach Geld zu verdienen, prostituieren.
Bildung stärkt:
Bildung bietet hier den Kindern, besonders den Waisen und den Mädchen,
eine große Chance, diesem Schicksal zu entgehen, denn Bildung ermöglicht
ihnen, ihre Rechte kennen zu lernen. Durch die Kenntnis ihrer Rechte werden
sich die Kinder später nicht mehr unterdrücken lassen. Auch werden
sie vorsichtig auf Versprechungen reagieren, auf einem Arbeitsvertrag bestehen,
um willkürlicher Behandlung vorzubeugen. Darüber hinaus ist Bildung
eine Möglickeit, gegen Aids, Malaria und hygienebedingte Probleme vorzugehen.
Bildung bietet einen Weg aus der Armut!
Die jetzige Schulsituation in Iringa
Das Projekt der Diözese Iringa, die “St. Dominic Savio Children’s
Care Academy” ist mit dem Gedanken gegründet worden, mehr Kindern
Bildungsangebote zugänglich zu machen. Alle Schulen Iringas sind vollkommen
überlastet, und Klassen von 60 - 70 Schülern, bis zu drei Jahrgangsstufen
umfassend, die von einem einzigen Lehrer unterrichtet werden, sind keine Seltenheit.
Die Children’s Care Academy soll diese Schulen entlasten.
Die “Children’s Care Academy” als Antwort auf soziale Armut
Die Schule steht jedem Kind offen, ungeachtet seiner Hautfarbe, seines sozialen
Status und seiner Religion. Die Gleichheit aller Schüler wird auch durch
die einheitliche Schuluniform zum Ausdruck gebracht.
Die “St. Dominic Savio Children’s Care Academy” ermöglicht
aber vor allem auch Waisenkindern und Kindern finanziell minderbemittelter Familien
eine Grundschulbildung. Dies wird durch eine sozialorientierte Aufteilung der
Schülerschaft ermöglicht. Pro Klasse werden jedes Jahr jeweils 5 Waisenkinder
eingeschult, deren Schulbesuch von ihren Mitschülern mitfinanziert wird.
Die laufenden Kosten werden so vollständig gedeckt, damit die Schule, sobald
der Bau abgeschlossen ist, nicht mehr von Spenden abhängig ist. Zu den
laufenden Kosten zählen sogar die Gehälter der Lehrer, denn die “St.
Dominic Savio Children’s Care Academy“ bekommt als Privatschule
keinerlei Unterstützung vom Staat.
Das Alter der Schüler soll bei der Einschulung 5 Jahre und bei Beendigung
der Grundschule 13 Jahre betragen. In dieser Zeitspanne sind ein Jahr Kindergarten
und ein Jahr Vorschule enthalten. Noch ist die Zahl der überalterten Schüler
hoch, und gerade die Waisen sind zumeist mindestens ein bis zwei Jahre älter,
als dies für die jeweilige Klasse vorgesehen ist. Durch die kontinuierliche
Einschulung in den folgenden Jahren soll das Problem gelöst werden.
Aktueller Stand
Der Unterricht hat mit einer geringeren Anzahl an Schülern und Angestellten
begonnen, um ihn nach und nach auf die volle Kapazität der Einrichtung,
etwa 500 Schüler, auszudehnen, wenn der Unterricht bis einschließlich
Klasse 7 laufen wird. Neun Lehrer unterrichten an der “St. Dominic Savio
Children’s Care Academy“. Die Lehrer werden von 2-4 deutschen Freiwilligen
unterstützt.
Der Bau des Schulgebäudes ist seit Dezember 2004 komplett abgeschlossen.
Viele Unterrichtsmaterialien und Bücher sind schon gekauft, aber vor allem
die Leihbücherei ist noch sehr spärlich ausgestattet.
Weiterhin ist nun mit dem Bau einer Halle begonnen worden. In dieser Halle sollen
die Schüler zum einen die täglichen Mahlzeiten einnehmen. Weiterhin
kann die Halle, wenn es regnet, auch als Pausenhalle genutzt werden. Zum andern
werden dort auch alle Veranstaltungen der Schule stattfinden, wie z. B. Abschlussfeiern
oder Aids-Aufklärungsveranstaltungen.
Der Bau der Halle ist erst einmal vorrangig, aber es fehlt an Spielzeug, vor
allem für den Kindergarten. Der Bau eines Basketball- und eines Fußballplatzes
ist vorgesehen. So unglaublich es vielleicht klingen mag, aber viele der Kinder
wissen nicht einmal, was Spielzeug ist…
Die deutschen Freiwilligen sollen eigentlich den Computerunterricht übernehmen,
doch dazu müssen erst einmal Computer angeschafft werden; dies ist zwar
geplant, doch im Moment noch kaum umsetzbar...
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Am Fuße des Kilimanjaro wird der Rinkeroder Matthias Efing zwölf Monate lang seinen Zivildienst ableisten. |
Zivildienst am Fuße des Kilimanjaro
Matthias Efing hilft aidsinfizierten Kindern
Rinkerode.
Tansania - wilde Tiere, weite Savannenlandschaften, die Serengeti, die Gewürzinsel
Sansibar und der Kilimanjaro. Kurz: Ein so genanntes „Traumziel“, oder
etwa nicht? Jein. Denn trotz aller Sehenswürdigkeiten hat das Land der
Massai wie viele seiner Nachbarn mit zahlreichen Problemen zu kämpfen.
Eines davon: Die Krankheit Aids. Rund 26 Prozent der Bevölkerung
von Tansania sind mit dem tödlichen HIV-Virus infiziert. Tendenz steigend.
Ein Problem, das bereits zahlreiche Hilfsorganisationen und -projekte auf den
Plan gerufen hat. In einer davon wird der Rinkeroder Matthias Efing ab September
für ein Jahr lang arbeiten - als Zivildienstleistender.
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Ein Jahr lang wird Matthias Efing an einem Hilfsprojekt in Tansania mitarbeiten. |
„Zurzeit mache ich mein Abitur am Kardinal-von-Galen-Gymnasium.
Bis vor kurzem war Tansania für mich ein Land wie jedes andere. Man macht
sich kaum Gedanken über etwas, zu dem man keinen persönlichen Bezug
hat. Jetzt aber, wo ich weiß, dass ich dort ab September für zwölf
Monate leben werde, versuche ich mich natürlich genauer zu informieren“,
erzählt der Rinkeroder. Einige - erschreckende - Informationen hat der
Gymnasiast bereits gefunden. „In jeder Computerenzyklopädie sowie im Internet
stehen Zahlen, die etwas über das Leben der Bevölkerung aussagen.
So erzählen sie von den schlechten Gesundheits-, Arbeits- und
Bildungsbedingungen. Nur 52 Prozent der Menschen haben
Zugang zu reinem Trinkwasser. Im Jahr 1995 lag die Kmdersterblichkeitsrate bei
über acht Prozent, und die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei
lediglich 53 Jahren“, berichtet Matthias Efing. „Was das bedeutet, kann
man sich nur schwer vorstellen, aber bestimmt werde ich, wenn ich wieder zurück
nach Deutschland komme, viele Erfahrungen in einer Kultur gemacht haben, die
sich in vielen Dingen sicherlich von der unseren unterscheidet. Zum ersten Mal
werde ich für längere Zeit von meiner Familie und meinen Freunden
in Rinkerode getrennt sein und mit anderen Werten und Normen konfrontiert werden.“
Die Stadt, in der der künftige Zivildienstleistende
wohnen wird, heißt Iringa. Sie zählt rund 100 000 Einwohner und liegt
im mittleren Westen von Tansania - am Rand einer Fernverkehrsstraße. „Was
eine große Gefahr noch vergrößert: Die Ausbreitung von Aids.
Durch die hohe Anzahl von Reisenden, die täglich durch Iringa kommen, hat
sich der Anteil dort in der Vergangenheit immer weiter
erhöht“, erzählt Efing. „Besonders betroffen sind die Kinder.
Viele von ihnen sind Waisen, deren Eltern schon kurz nach ihrer Geburt an Aids
gestorben sind. Ihre Situation ist besonders dringlich und von ausländischer
Hilfe abhängig.“
Um zumindest einigen von ihnen eine bessere Zukunft in Aussicht stellen zu können,
baut die katholische Kirche von Iringa eine Schule, in
der sie zusammen mit anderen Kindern unterrichtet werden können. Sie ist
für viele von ihnen die einzige Möglichkeit, Lesen und Schreiben in
einem Land zu lernen, in dem sich die meisten das Schulgeld für staatliche
Bildungseinrichtungen nicht leisten können.“ Und in dieser Schule
wird der Rinkeroder zwölf Monate lang seinen Zivildienst
leisten. Bis es soweit ist, dauert es noch eine Weile. Dennoch haben für
den Rinkeroder die konkreten Vorbereitungen schon begonnen. Dazu gehört
auch der Besuch eines besonderen Gastes. Am Sonntag, 21. März, wird Pater
Ulungi aus Tansania um 8.30 Uhr und um 10 Uhr in der Rinkerode Pfarrkirche zwei
Gottesdienste halten, in denen er über das Hilfsprojekt informieren wird.
dje, Westfälische Nachrichten 10. 03. 2004