Das Kinderheim - hier der Eingangsbereich - ist eine grüne Oase in Ancon. Obwohl die Colonia direkt am Meer liegt, fällt das ganze Jahr über kaum Niederschlag. Rundherum ist die Landschaft meist grau und kahl, nur auf dem Gelände des Kinderheims gibt es aufgrund eines besonderen ökologischen Bewässerungsystemes Bäume und Blumen.

FSJ in Peru

Lena Schemann (Abitur 2000 am KvG)

Die Colonia - ein Kinderheim am Rande von Lima


Die Colonia Nº 2 de niños ist ein Kinderheim für Jungen. Es liegt in Ancon, einem Vorort der peruanischen Hauptstadt Lima, und wird von den Hiltruper Schwestern geleitet. 150 Jungen im Alter von fünf bis zwölf Jahren lernen, leben und wohnen hier während des peruanischen Schuljahres, das von April bis Weihnachten dauert. Sie kommen aus Familien, die zu den Ärmsten der Armen gehören und in den riesigen Slumgebieten rund um Lima leben.
Die meisten Kinder haben schon schreckliche Lebenserfahrungen hinter sich, wenn sie in das Kinderheim aufgenommen werden. Sie kommen fast ausnahmlos aus zerbrochenen Familien, sind mit großen Problemen belastet, häufig ohne jegliche Erziehung und nicht selten als schwer erziehbar einzustufen. In der Colonia Nº 2 de niños leben jeweils circa 25 Jungen in einer Klasse bzw. Gruppe zusammen. Den morgendlichen Unterricht in der internen Schule ausgenommen, werden sie rund um die Uhr von einer einzigen Senorita betreut, die quasi als "Ersatzmutter" fungiert.

Die Jungen der 3. Klasse und Senorita Patty im Speisesaal

Die Verbindung zwischen Hiltrup und Ancon


Es gibt inzwischen mehrere Verbindungen zwischen Hiltrup und der Colonia Nº 2 de niños in Ancon: Das Kinderheim wird von der Ordensgemeinschaft der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu ("Hiltruper Schwestern") geleitet. - Lena Schemann, KvG-Abiturientin des Jahrgangs 2000, hat nach dem Abitur im Rahmen eines freiwilligen sozialen Einsatzes ein halbes Jahr in dem Kinderheim gearbeitet. - Die Kollekte im KvG-Weihnachtsgottesdienst war für die Colonia bestimmt. Dabei kamen 3710 Mark zusammen. Das Geld hat es den Schwestern ermöglicht, eine zusätzliche Senorita bzw. "Ersatzmutter" einzustellen, damit vor allem die kleinen Kinder etwas besser und liebevoller betreut werden können. - Die Operette "Glückliche Reise" in der musikalischen Bearbeitung von Herrn Dolezich wurde im KvG aufgeführt. Der Erlös ging an das Kinderheim Ancon. - Auch vom Schulfest 2001 ist die Hälfte des Erlöses wieder den Kindern in Ancon zugute gekommen. Das Geld soll dazu beitragen, dass die fünfjährigen Erstklässler in Ancon auch im nächsten Jahr von zwei Senoritas "bemuttert" werden können.

Im Schlafsaal der Jungen: Morgens beim Aufstehen

Ein Brief aus Ancon


Liebe Eltern, Lehrer, Schüler und Freunde des KvG!

Ich kann mir kaum vorstellen, dass es jetzt schon wieder fast ein Jahr her ist, als ich das erste Mal die Colonia Nº 2 de niños in Ancon, Peru, betrat, die von da an ja für ein halbes Jahr mein Zuhause sein sollte.
Nun bin ich erneut schon wieder seit sechs Wochen in Peru, diesmal arbeite ich in einem Kinderkrankenhaus. Am vergangenen Samstag war ich zum zweiten Mal zu Besuch in der Colonia, und deswegen ist es wohl an der Zeit, endlich einen kleinen „Bericht“ zu schreiben.
Ich kann es zwar nicht beschwören, aber ich bin mir doch ganz sicher, dass die kleinen Erstklässler (im April begann das neue Schuljahr) ein bisschen glücklicher und fröhlicher zu sein scheinen! Warum? Ja genau, weil sie nämlich dieses Jahr von zwei Senoritas betreut werden - im Gegensatz zu früher, wo sich 25 kleine fünfjährige Jungen eine "Ersatzmutter" teilen mussten!
Ihr habt mit Euren Spenden im Weihnachtsgottesdienst ermöglicht, dass die Schwestern in Ancon eine zweite Senorita für die erste Klasse einstellen konnten. Und vielleicht trägt ja das Schulfest dazu bei, dass es auch im nächsten Jahr möglich ist, eine zweite Senorita zu engagieren - und damit für diese Kinder etwas wirklich Gutes zu tun!!!!!!!
Jeden Samstag muß die 3. Klasse den Hof fegen. Die Begeisterung ist allerdings nicht immer so groß wie auf diesem Foto.
Bei meinem zweiten Besuch hatte ich auch Gelegenheit, mit der leitenden Schwester Herlinda zu sprechen. Sie hat nochmal betont, wie wichtig und gut es ist, dass jetzt eine zweite Senorita zumindest in der ersten Klasse arbeitet. Denn ganz abgesehen davon, dass es ohnehin unheimlich wichtig ist, den Kleinen soviel Aufmerksamkeit und Zuwendung wie nur eben möglich zu geben, kommt bei den Jungen der ersten Klasse noch hinzu, dass man ihnen eine ganze Menge Dinge erst einmal erklären und beibringen muss.
Ein Beispiel: Wenn 25 fünfjährige Jungs kreischend unter der Dusche stehen, bräuchte man eigentlich 25 Senoritas, um ihnen zu erklären, wie man sich mit Seife und Waschlappen ordentlich wäscht. Und ganz ähnlich ist es, wenn sie plappernd und mit dem Geschirr klappernd am Tisch sitzen - und man ihnen zeigen will, wie man ordentlich mit Löffel und Gabel (und möglichst ohne Finger) isst!!!!
Hinzu kommt, dass sich bis jetzt noch keine Freiwilligen für das nächste Jahr gemeldet haben, so dass eine zweite Senorita umso wichtiger sein wird! Im Gespräch mit den zwei zurzeit dort arbeitenden deutschen Freiwilligen wurde noch einmal sehr deutlich, dass eigentlich alle Klassen eine zweite Senorita benötigen, obwohl es für die Erstklässler natürlich am allerwichtigsten ist. Und die sind ja jetzt dank Eurer und Ihrer Hilfe für dieses und das nächste Jahr tatsächlich durch eine zweite Senorita ein ganzes, ganzes Stück besser versorgt!!! Jedesmal, wenn ich daran denke, fällt mir ein kleiner (nein, ein großer!) Stein vom Herzen. Und ich möchte an dieser Stelle noch einmal all denen, die dazu beigetragen haben, aus ganzem Herzen Danke sagen - im Namen der ganzen Colonia und vor allem der 25 kleinen Erstklässler!!!!!!!!!!!!!!
Lena Schemann (per e-mail am 23. Juni 2001)