Solidarische Schüler am KvG

Einweihung der Grund- und Mittelschule in Bichhiya / Zentralindien

Es klingt fast wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Aber in Bichhiya wurden Fakten geschaffen, wurde Stein auf Stein gelegt, um benachteiligten indischen Ureinwohner-Kindern spürbar zu helfen. Die Grund- und Mittelschule in Bichhiya konnte Ende Dezember 2008 eingeweiht werden - ein nachhaltiger Schritt zum Besseren für Adivasi.
Seit vielen Jahren unterstützt das KvG das Münsteraner Hilfswerk BasisGesundheitsDienst e.V. (BGD). Die Schlafmünzen-Aktion nach der Euro-Einführung, der Sponsorenlauf 2006, die „Schwitztage“ der Jahrgangsstufen 5 und 6, die Cafeteria an den Elternsprechtagen...: Ein Bündel kreativer Ideen, um Gleichaltrigen auf der Schattenseite des Lebens zu helfen.

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Eine-Welt-Café an den Elternsprechtagen

23. und 28. 04. 2009
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Hochbetrieb auch diesmal wieder an den Elternsprechtagen: Viele fleißige Helferinnen und Helfer hielten das Eine-Welt-Café in Schwung und versorgten Eltern und Lehrer von der Theke aus, aber auch durch Rundgänge in die Klassenräume, mit Kaffee und Kuchen. Der Erlös kommt der Indienhilfe zugute. Vielen Dank für diesen guten Einsatz, auch den Eltern, die den Kuchen gebacken und gespendet haben!
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Die Freude in Bichhiya ist riesig. Am 29. 12. 08 konnten die neuen Klassenräume bezogen werden. Niemand braucht mehr abgewiesen zu werden, weil kein Platz da ist. Der Zwei-Schichten-Unterricht - bis in die frühen Abendstunden hinein, wenn es in Indien schon dunkel ist – hat jetzt ein Ende. Dafür hat sich jeder Kilometer gelohnt, jede Tasse Kaffee und jedes Stück Kuchen im Eine-Welt-Café, jeder kleine Job an den Schwitztagen ...
Übermittler, ja „Vermehrer“ dieser Hilfe des KvG ist der BGD. Seit über 30 Jahren finanzieren und begleiten ehrenamtliche Mitarbeiter in Münster das Gesamtkonzept für Ureinwohner in der zentralindischen Diözese Jabalpur. Kein „Gießkannenprinzip“, sondern konzentrierte Hilfe in sorgfältiger Absprache mit dem Partner, dem Bischof von Jabalpur. Die Projekte wurden mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Bonn abgestimmt. Der Erfolg: Für fast jeden gespendeten Euro gab die Bundesregierung drei Euro dazu.
Von Anfang (seit 1992) an wurde dem BGD das Spendengütesiegel verliehen. Seitdem in ununterbrochener Folge. „Dalits“, Zertretene, so werden sie genannt. Die am stärksten unterprivilegierte Minderheit in Indien. 16 Prozent der indischen Gesellschaft. Sie bilden die Mehrheit im Bistum Jabalpur. Bedroht durch Vertreibung und Diskriminierung. Zielgruppe der Aktionen für die Schule in Bichhiya. Mit den Aktionen wurden und werden die Schwächsten der Gesellschaft gestärkt: Kinder, die barfuß im Straßenbau (!) arbeiten müssen, um die Familie über Wasser zu halten. Mädchen und Jungen, die Ziegen und Schafe hüten müssen, um sich und ihre Geschwister zu ernähren. Solchen Kindern und ihren Familien wurde durch eine Schule in ihrem Dorf konkret und langfristig geholfen.
Die Schülerinnen und Schüler am KvG hörten Erzählungen von den Lebensbedingungen der Adivasi, Schilderungen vom Landleben der Adivasi-Kinder, weitab von Schulen und Krankenhäusern, Geschäften und Buslinien, Berichte vom Bildungshunger der Mädchen und Jungen, die sich unter unsäglich schlechteren Bedingungen durchs Leben kämpfen. Sie hörten auch von der Dankbarkeit vieler hundert Ureinwohner, denen durch die Aktionen der Schule geholfen wurde.
„Bildung und Wissen als Schlüssel zum Aufstieg“: Darum wurde vom KvG dieser Schulneubau mitfinanziert. Bekämpfung des Analphabetismus, Vermittlung von Grundwissen über Lesen, Schreiben und Rechnen hinaus: Wie kann ich mit Heilpflanzen vorsorgen und heilen? Wie dünge ich sinnvoll? Warum ist Hygiene unerlässlich? Wie ernähre ich mich gesund? Fundamente für ein Leben in Würde und Freiheit. Könnten sie die Flugtickets bezahlen: Hunderte indische Adivasi kämen nach Münster, um den KvG-Schülern und -Eltern für ihre Hilfe zu danken, um mit traditionellen Tänzen und Gesängen unser Schulleben zu bereichern. Jede Schülerin und jeder Schüler bekäme einen roten Punkt auf die Stirn gemalt, bekäme eine Blumengirlande umgehängt. Alle dürften in großen Kreisen mit tanzen: dankbarer Rückblick auf viele Aktionen, die das Leben menschlicher und liebenswerter gemacht haben. Dazu immer wieder die Rufe „Namaste!“ Danke, dass ihr an uns denkt und uns nicht im Stich lasst.
Hildegard Rickert