Eine-Welt-Arbeit 2006

Indische Schule wird weiter ausgebaut

Am 11.12. eröffneten Frau Rickert, Herr Hühn und Herr Stelzer in der Aula die diesjährigen „Schwitztage“ für die Schülerinnen und Schüler des 5. Jahrganges. Eine Woche lang erwirtschaften diese durch Tätigkeiten (z. B. Laub harken, im Haushalt mithelfen, Auto von innen reinigen, Waffeln verkaufen etc.) Geld, das Kindern im indischen Dorf Bichiya zugute kommt. Dort wird ein Erweiterungsbau für die schon bestehende Grund- und Mittelschule errichtet.
„Danke für ihre Lichtstrahlen der Hoffnung und Liebe“
schreibt Bischof Gerald Almeida aus Jabalpur. Diesen Dank geben wir gern an Sie weiter, liebe Spenderinnen und Spender vom BGD. Denn Sie haben mitgeholfen - dass in Bichiya sein langgehegter Traum Wirklichkeit wurde: eine Schule für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen.
Am 11. Februar wurde diese Schule von ihm und Bischof Theophane, dem Mitbegründer des BGD, feierlich eingeweiht. „In Rimjha werden christliche Werte deutlich; Sorge für Benachteiligte ungeachtet der Zugehörigkeit zu einer Sippe oder Kaste, Religion oder ethischen Überzeugung“, heißt es im Dankbrief aus Indien weiter.
Auch aus Bagdu gibt es Neuigkeiten: Die dortige Krankenstation wurde zehn Tage vor „Rimjha“ eingeweiht. „Eine Herkulesaufgabe“ schreibt Bischof Gerald in seinem jüngsten Rechenschaftsbericht. Liegt die neue Krankenstation doch in einem völlig abgelegenen Winkel des Mandla-Distriks, südlich von Jabalpur. Die Wege dort sind katastrophal; Telefon oder Strom gibt es nicht; kein Handy funktioniert. Wozu investieren, wenn dort nur Tribals wohnen? So nennt man dort die Ureinwohner, die Adivasi.
Weil Sie, liebe Spenderinnen und Spender, anders darüber gedacht und uns mit Ihrer Spende unterstützt haben, erhalten die Bewohner von Bagdu und der zwei Dutzend Dörfer ringsum jetzt eine medizinische Grundversorgung. Einige Ordensschwestern sind bereit, in diesem abgeschiedensten Gebiet der Diözese zu arbeiten, den Armen Hilfen gegen Krankheit, Leid und Schmerz anzubieten. Ein weiterer „Lichtstrahl“.
Das neue Mädchen-Boarding in Junwani und vier weitere Klassenräume für die Grund- und Mittelschule in Bichiya sind auch fertig geworden. Vorbei die Zeiten, wo lernwillige Kinder abgewiesen und auf bessere Zeiten vertröstet werden mussten. Denn mit 80 ist selbst in Zentralindien die Obergrenze für eine Schulklasse erreicht. Weil aber bald wieder Räume fehlen, haben wir dem Bischof unsere Hilfe für weitere Klassen in Bichijya zugesagt­ im Vertrauen auf Ihre Unterstützung: noch ein „Lichtstrahl“.
Aus einem Infobrief des BasisGesundheitsDienstes (BGD), Ostern 2007

Wären sie nicht gewesen, die Sponsorenläufer und schwitzenden Schüler des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums: die Grund- und Mittelschule in Bichiya würde weiter aus allen Nähten platzen. Die vom BasisGesundheitsDienst (BGD) gebaute Schule müsste weiter Ureinwohner-Kinder wegen totaler Überfüllung abweisen. Jetzt aber konnte die zweite notwendige Erweiterung in zentralindischen Bistum Jabalpur begonnen werden.
Beim Sponsorenlauf im letzten Sommer sind für Bichiya schon 4.369 Euro erlaufen worden (die restlichen drei Viertel waren für die Romfahrt im Oktober 2006). Danke für die vielen gelaufenen Runden! Danke an Mütter und Väter, Großeltern, Patenonkel und Patentanten. Danke an alle „Geldgeber“.
An den adventlichen „Schwitztagen“ haben die Fünfer-Klassen Laub gefegt, Autos poliert, Berge an Geschirr gespült, Wohnungen gestaubsaugt, Einkaufzettel abgearbeitet ... Lohn der Mühe: 981 Euro für Gleichaltrige in Bichiya konnten überwiesen werden. Alle drei Klassen  haben sich mit großem Fleiß und viel Schweiß engagiert.
Liebe Schülerinnen und Schüler, damit habt ihr mitgeholfen, in diesem abgelegenen Dorf das Leben für gleichaltrige, benachteiligte Kinder lebenswerter zu machen. Wenn bald noch mehr Kinder regelmäßig die Schule besuchen können, sich selber ein Bild von der Welt machen, selber Bücher, Gebrauchsanleitungen und Plakate lesen können, hat das mit eurem Einsatz zu tun, vielleicht auch mit Muskelkater hier und da, mit Schweiß auf dem langen Parcours. Im Namen der Mädchen und Jungen von Bichiya: Namasté!
In einer Auftaktveranstaltung in der Schulaula hörten alle Klassen zunächst vom Alltag in einem indischen Dorf und in einer indischen Grund- und Mittelschule. Thermopane-Verglasung? Nicht einmal einfache Glasscheiben weisen die Fenster auf, damit ein leichter Luftzug die heißen Sommermonate erträglicher macht. Ergonomisch geformte Arbeitsplätze? Schlichte Bankreihen wie in Münster vor 100 Jahren. Ansprechende Schulbücher? Abgewetzte Lose-Blatt-Sammlungen, mit Zeitungspapier zusammengehalten. Dafür eine unglaubliche Disziplin und sichtbarer Eifer: Adivasi-Kinder wissen um die Chance, die ihre Eltern in der Regel nicht hatten.
In den ländlichen Regionen Indiens gibt es trotz großen Wirtschaftswachstums in Indien anhaltende Struktur- und Sozialprobleme: hohe Analphabetenrate, verbreitete Armut, Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung, Kinderarbeit, Schuldknechtschaft, Fehlen sozialer Sicherungssysteme, Landflucht als Folge ungelöster Probleme auf dem Land. Nur mit Bildung kommen die Kinder aus diesem „Teufelskreis“ heraus.
In den letzten Jahren haben auch die jetzigen Schüler der Jahrgangsstufen 6 und 7 schon durch die „Schwitztage“ und durch Einnahmen aus dem Cafe an den Elternsprechtagen vielen Kindern geholfen, die nicht schreiben und lesen konnten. Sie sind nun nicht mehr auf andere angewiesen und können sich selbst ein Bild von der Welt machen, können selbst Bücher lesen, Gebrauchsanleitungen, Plakate.
Beim Bau der Schule - wie bei vielen anderen Projekten zuvor - arbeitet das KvG mit dem BasisGesundheitsDienst (BGD) in Münster zusammen, einem Münsteraner Hilfswerk mit „Filialen“ bis zum Niederrhein. Der BGD zählt zu den 220 mit Spenden-Güte-Siegel ausgezeichneten Initiativen. Von Anfang an wurde ihm dieses „Zeichen für Vertrauen“ vom Deutschen Institut für Soziale Fragen in Berlin zuerkannt.
Hildegard Rickert, KvG-Jahrbuch 2006/07