Von OSZE bis Heuriger: Wien-Fahrt 2003


In diesem Jahr war unser Jahrgang endlich mit der heiß herbeigesehnten LK-Fahrt an der Reihe. Die Tutorlosen und der Chemie-Lk sollten zusammen mit Herrn Nießen und Frau Dr. Stiglic in die schöne Kaiserstadt Wien fahren. Man kann nun wirklich nicht behaupten, dass dieses Unternehmen nicht recht kritisch betrachtet wurde. Schließlich fuhren unsere Kant-LKs zur gleichen Zeit in die Toskana. Über unsere Quartiere verbreiteten sich böse Gerüchte in der Stufe („Die Bungalows sind Garagen, und wenn man in die Waschräume will, muss man über einen Berg und über eine Hauptverkehrsstraße“).

Die Begleitung durch Herrn Fischedick stand bis zur letzten Minute auf der Kippe, schließlich mussten wir auf ihn verzichten, was nicht nur sein Chemie-LK bedauerte. Nicht zuletzt fand eine gemeinsame Vorbereitung der Reise quasi nicht statt, so dass selbst Frau Dr. Stiglic am Abreisetag nachdachte, wo man den Bus jetzt eigentlich hinbestellt hatte.
Doch all das konnte unsere Vorfreude nicht trüben. Um 22.00 Uhr am Sonntagabend schaukelten wir mit 7 Jungen und 23 Mädchen unserem Ziel entgegen. Ab Katzenfurt herrschte Panick im Bus. Herr Panick („Ich mach das jetzt ganz unkompliziert, ich bin der Klaus“) war unser eingewechselter Busfahrer und sollte uns die nächsten Tage durch die Gegend chauffieren. Im Laufe der Woche stellten wir fest, dass wir mit ihm unheimlich Glück hatten. Er war nicht nur routiniert hinter dem Steuer, sondern präsentierte sich auch bei den Abendveranstaltungen humorvoll und jung geblieben. Dafür bescherten wir unserem „Klausi-Mausi“ auch am letzten Tag einige dicke La-Ola-Wellen.
Nach einer nicht wirklich verschlafenen Nacht erreichten wir endlich unseren Campingplatz und inspizierten sofort die Bungalows und Sanitäranlagen. Erleichterung breitete sich aus; der „Berg“ war nur eine Erhöhung von einem Meter, die „Straße“ ein schmaler Weg, die Duschen keine 15m weit weg, und alles sah recht hygienisch aus. Dieser Eindruck sollte sich später bestätigen, wenn man mal von einer Heuschrecke im Klo, einer Ameisenstraße unterm Bett und den mysteriösen Eiern eines „riesigen giftgrünen Käfers“ absieht.


Nun stand einer wunderbaren Woche nichts mehr im Wege.
Vormittags führte uns unser politisch-historisches Programm in die Deutsche Botschaft, die UNO-City und die OSZE. Die Präsentationen waren alle mehr oder we­niger interessant und auf jeden Fall sehr lehrreich, lagen aber so früh am Morgen, dass unsere Konzentration sich meistens am Rande des Minimums aufhielt. „Sekundenschlaftraining“ wurde schnell zum Lieblingswort und während der Vorträge zur Lieblingsbeschäftigung nicht nur der Schüler/innen.
Die Nachmittage standen immer zur freien Verfügung. Da aber unsere Betreuer selbst attraktive Besich­tigungstouren unternahmen, nahmen immer viele von uns Schülern das Angebot an, sie zu begleiten. Auf diese Weise erkundeten wir u. a. die Hofburg, das Hundertwasserhaus, Schloss Schönbrunn, den Naschmarkt, Musik- Folter- und Naturgeschichtliches Museum sowie das Stefflviertel und den Donaustrand mit Tretbootverleih.


Erschöpft und zufrieden trafen wir abends auf dem Campingplatz wieder zusammen. Nun konnte der geselligste und oft auch lustigste Teil des Tages beginnen. Ob ein Bummel über den Prater mit Budweiser im Schweizerhaus, ein spontanes BBQ oder unser „sturmfreier Abend mit Tütensuppe und Kartenspiel“, die Stimmung war jedes Mal einwandfrei. Der Höhepunkt der Fahrt bleibt aber zweifellos unser unvergesslicher Abschiedsabend. Ein Haufen Mädels fuhr mit Herrn Nießen und Klaus in einen kleinen Weinort vor Wien. Dort besetzten wir einen kleinen Heurigen, und schon nach ein, zwei Gläschen der besten Pfirsichbowle der Welt bzw. ortstypischen Weins erreichte unsere Laune ihren Siedepunkt. Kaum noch zu bremsen waren wir, als Herr Nießen beinahe freiwillig die ganze Rechnung übernahm (an dieser Stelle: ein supergroßes Dankeschön!!!) und dann auch noch ein heftiges Gewitter auf uns niederprasselte. Die Rückfahrt zum Campingplatz war geprägt von unserem lauten Westernhagen-Gesang (auch viele Grüße an Klaus, und danke für seine starken Nerven). Dort angekommen ging die Party dann erst richtig los. Zusammen mit dem Rest der Gruppe hatten wir es uns zum Ziel gesetzt, sämtlichen Restalkohol zu vernichten. Je später der Abend, desto mehr drehte auch Herr Nießen auf und schlug mit seinem ungezügelten Humor, zu unser aller Überraschung, jeden Fernsehkomiker um Längen. Einzelheiten wollen wir hier aus Datenschutzgründen diskret zurückhalten, nur so viel sei gesagt: Kurz nach Mitternacht hatten alle begriffen, warum man Bier auf Wein besser meiden sollte. Aber zum Schluss waren selbst Klaus' geheime Flaschen-Vorräte im Buskühlschrank aufgebraucht.


Die Rückfahrt am frühen nächsten Morgen verlief deshalb ziemlich ruhig. Den Stopp am Kloster Melk hätten einige am liebsten verschlafen, da nun alle merkten, dass die vergangenen Tage doch verdammt anstrengend gewesen waren.
Zurückblickend kann man sagen, dass wir eine richtig schöne Fahrt hatten, die unsere Erwartungen weit übertraf: Tolles Wetter, eine nette Stadt, annehmbare Unterkünfte, eine harmonische Gruppe und keinerlei Unfälle – was will man mehr? Ein großes Kompliment geht auch an Frau Dr. Stiglic, die nicht nur echte Fremdenführerqualitäten und Insider-Ortskenntnis an den Tag legte, sondern uns Schüler auch immer unterstützte, falls wir von der Gesamtorganisation etwas angenervt waren, sowie an Herrn Nießen, der erfolgreich für unser leibliches Wohl und für ausgezeichnete Unterhaltung sorgte (über 20! abizeitungsreife Sprüche und Verspecher an einem Abend). Wir werden noch lange an diese tolle Woche denken und freuen uns auf unsere gemeinsame Wien-Revival-Party im neuen Schuljahr.
Lisa Uplawski