Weimar: Nationaltheater mit Goethe-Schiller-Denkmal

Weimar 1997

...und ewig lockte das Eis

„Na, seid ihr auch alle da?“ - diese Frage stellte Herr Lütke Schelhowe am 21. 08. 97 gleich viermal: Nachdem er fast allein vom Bahnhof Münster aus die Reise ins gelobte Land - na ja, eher gelobtes Baustellen-Städtchen Weimar angetreten hatte, in Hiltrup die ersten 2/3 der Kursteilnehmer zugestiegen waren und der Rest in drei bedeutenden Großstädten(!!) wie Rinkerode, Drensteinfurt und MERSCH aufgesammelt wurde, konnte er sich beruhigt seinen 16 Schülerinnen hingeben.

Ausgelassen und mit hohem Interpretationsvermögen wurden gleich zu Beginn der Reise berühmte literarisch bedeutende Kunstwerke wie beispielsweise „BRAVO“, „Mädchen“ und „GIRL“ auf ihre semantischen und rhetorischen Mittel hin untersucht. Um das Wohlergehen aller besorgt, gab sich LS nie nur mit einem Teil der Gruppe zufrieden, sondern wanderte stets von einem Abteil zum anderen, um die dortige Lage abzuchecken.

Nach einem Fehltritt zur falschen Seite ausgestiegen, sind wir dann aber doch noch nach 4h 40’ bei strahlendem Sonnenschein an unserem Reiseziel angekommen. Nach kurzem Fußmarsch erreichten wir bepackt und völlig erhitzt die Jugendherberge „Germania“ bzw. einen kleinen Gemeinschaftsraum, in dem wir uns erst unseres Lehrpersonals und danach der Kleidung entledigten (Dank unseren Zimmervorgängern, die mit ihren Aufräumarbeiten so schnell waren, daß uns wenigstens der Gemeinschaftsraum als Umkleidekabine diente!).

Frisch deodorisiert wandelten wir nun zum ersten Mal auf den Spuren Goethes auf eigene Faust, und kurze Zeit später erhielten wir durch eine „Barockfigur“ detailliertes Grundwissen über die Baustelle... Weimar! Knapp drei Stunden später klingelten unsere Ohren von dem monoton vorgetragenen Auswendiggelernten, und unsere Füße zogen dicke Duftwolken nach sich von dem anstrengenden Rundgang durch Gärten, Friedhöfe, Kirchen, Marktplätze, Straßen und ... einheimischen Edeka-Märkten. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, Klappe EIS die erste! Alles hat bekanntlich ein Ende, und so schloß auch unserer Vortrag, und getrieben durch die Vorfreude auf eine erfrischende Dusche und eine erholsame Ruhepause (die erste) auf unserem Bett, strömten wir mit letzten Kräften Richtung Herberge, die uns nun doch Schutz vor der brüllenden Hitze verhieß: Aber die Jugend von heute kann so schnell natürlich nichts erschlagen, so daß wir schon nach dem Abendbrot wieder völlig fit waren und Weimars Straßen unsicher machen konnten.

Erfurt: Dom und St. Severi
Am nächsten Morgen stand nun die Besichtigung des Goethehauses auf dem Programm, die im Gegensatz zu der Führung am Vortag sehr gelungen war. Nach anschließender Mittagspause bereiteten wir uns dann seelisch auf den Nachmittag vor, der uns mit dem Bus zur nahegelegenen KZ-Gedenkstätte Buchenwald führte. Für diesen ergreifenden Nachmittag lassen sich kaum die richtigen Worte finden. […]

Mit gepackten Taschen ging es am nächsten Morgen wieder Richtung Heimat mit Zwischenstopp Erfurt. Kaum waren wir angekommen, da regnete es so sehr, daß wir uns entschlossen, den Regen in einer Pizzeria abzuwarten. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen war natürlich niemandem ein Regenschirm zur Hand, und so hüpfte jeder von schützendem Vordach zu Vordach, um nicht ganz durchnäßt zu werden. Keiner bemerkte, wie drei Schülerinnen plötzlich in einen Modeladen abtauchten, um sich dort einen Schirm zu besorgen, und sich somit gegen den Regen behaupten konnten. Aber die Schäflein fanden ihren Hirten in Deutschlands mitgrößter Stadt wieder, so daß nun das gemeinsame Mahl mit den verlorenen Töchtern gehalten werden konnte. Auch bei uns wurde das Sprichwort wahr: Iß deinen Teller leer, und es scheint die Sonne. Wir verließen das Restaurant frisch gestärkt und bei strahlendem Sonnenschein.

Nun begann der Stadtbesichtigung zweiter Teil. Erst der Dom mit seinen durchaus beeindruckenden Fenstern, dann die 2½stündige kräfteberaubende Stadtführung durch ganz Erfurt. - Klappe EIS die zweite: Wie in der Duracell-Werbung lief auch unser Deutschlehrer als einziger fit durch die Straßen, er lief und lief und lief...

Wir dagegen, noch ermüdet von der anstrengenden Nacht, ließen uns nur von dem Versprechen auf ein EIS durch die ganze Stadt locken (Zitat: „Kommt, noch eine halbe Stunde, dann habt ihr es geschafft und kriegt ein EIS“). Durch das fürsorgliche Verständnis der Fremdenführerin war der Spaziergang dann schließlich doch nach weiteren 15 Minuten beendet. EIS!!!

Alles in allem war die ganze Kursfahrt so lustig wie die Rückfahrt, die wir wieder mit dem Analysieren hochinteressanter, literarisch wertvoller Ausgaben der Zeitschriften „BRAVO“, „Mädchen“... verbrachten. Uns hat der Ausflug sehr gut gefallen und wir hoffen, daß unserem LK-Lehrer die Reise nicht zu anstrengend war und er nicht noch mehr graue Haare bekommen hat.

Stefanie Schmidt und Katrin Wissing, Abiturzeitung 1998