Wildschönau 2004

Ski und Rodel gut

01 Dieses Jahr brach eine sehr große Jahrgangsstufe 11 am 30. 01. 2004 auf, um in der Wildschönau in das Schneevergnügen einzutauchen. Doch die große Stufe stellte zunächst das Busunternehmen vor ein logistisches Problem: Weil man nicht mit so viel Gepäck gerechnet hatte, musste einer der beiden Busse zunächst noch einen Anhänger vom Bushof holen, damit auch wirklich alle ihre Ski, Skischuhe und sonstiges Gepäck mitbekamen.

Am Samstagvormittag wurde die Gruppe in den Alpen von strahlendem Sonnenschein empfangen, der auch die ganze Woche über unser ständiger Begleiter war. Insofern war die Stimmung nachmittags in Niederau, als es hieß Ski anschnallen, locker und entspannt, die ersten Geh- und Fahrversuche wurden gemacht und schon an den ersten beiden Tagen wollten die meisten bei Liftschluss gar nicht ins Hotel zurück.

Nach einem skifreien Nachmittag in Innsbruck, wo man bummeln und shoppen konnte, hieß es dann: Auf zum Skigebiet in Auffach, wo die Pisten mehr Alternativen boten und die Sonnenterrassen großzügiger angelegt sind. Insofern waren die Fortschritte beim Skifahren deutlich sichtbar und es gab auch keine nennenswerten Verletzungen, was sicher auch durch die guten Bedingungen begünstigt wurde.

Der neue Aufenthaltsraum wurde abends nach dem Essen recht schnell zum Fetenraum, wo sich auf der traditionellen VIP-Party Promis wie Pippi Langstrumpf, Elli, Lothar Mathäus und sogar Queen Elizabeth einstellten. Schade war lediglich, dass der Erkältungs- bzw. Grippeteufel an mehreren Tagen kräftig zuschlug, sodass einige der Schülerinnen und Schüler zu ihrem großen Missfallen Ski- und Partypause einlegen mussten.

Das Fazit lautete allgemein: Die Fahrt war ein voller Erfolg!

Dr. Anja Stiglic
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Skigruppen
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Skifreizeit Wildschönau 2004


Es ist Freitag, der 30. Januar 2004, etwa 22.00 Uhr. Die Kälte legt sich langsam, aber beharrlich, am Raureif sichtbar, über unseren beschaulichen Stadtteil, in dem so langsam damit begonnen wird, die Bürgersteige hochzuklappen. Alles also wie an einem ganz normalen Freitagabend im Januar. Wirklich alles? Nein... Auf dem Schulhof unserer heiß geliebten Anstalt versammeln sich nach und nach aufgeregt durcheinander redende, in schöne bunte Winterjäckchen eingepackte und teilweise lange, schmale Bretter unter dem Arm tragende große Kinder unter dem Lichtkegel in der Mitte des Schulhofs. Sie alle, mehr als Hundert an der Zahl, werden die anbrechende Nacht nicht wie sonst in ihren warmen kuscheligen Betten verbringen. Sie haben sich versammelt, um gemeinsam die von den einen sehnsüchtig, von anderen skeptisch erwartete zweite Stufenfahrt ihrer Gymnasiallaufbahn in Angriff zu nehmen und sich auf dem Weg dahin die Nacht auf den Autobahnen Richtung Tirol um die Ohren zu schlagen. Kurz nach dem Eintreffen der beiden Busse haben sich deren Fahrer mit fachmännischem Blick auf unser Reisegepäck rasch ein Urteil gebildet: „Das kriegen wir niemals mit!“ Aber nach schnellem Überlegen kann umdisponiert werden: Flugs wird aus dem nahe gelegenen Capelle ein Anhänger geholt, während man sich in der Pausenhalle die wie im Flug vergehenden neunzig Minuten mit gepflegtem Herumstehen vertreibt. Kurz nach Mitternacht kann es dann aber doch losgehen, 20 Schüler in zwei Bussen, auf dem Weg ins ungetrübte Schivergnügen...

Nach zwölf Stunden mehr oder weniger geruhsamer Fahrt stiegen wir aus unseren Reisemobilen und fanden ein am Berg gelegenes Hotel Bergkristall vor, das ruhig in der Schneelandschaft lag und von der Sonne beschienen wurde. Dieses Wetter, das uns einen wolkenfreien Himmel und mäßig kühle Temperaturen bescherte, sollte die ganzen nächsten acht Tage anhalten! Nachdem wir unsere Zimmer bzogen und die erste österreichische Mittagsmahlzeit zu uns genommen hatten, teilte uns die fast komplett mitgereiste Fachschaft Sport in Gruppen auf. Zunächst die „Profi“-Gruppe, die von Frau Heimes auf den kommenden Abfahrtsweltcup vorbereitet werden solllte und dafür noch den nötigen Feinschliff in der Affenstellung“ (das heißt anscheinend wirklich so) benötigte. Als zweites stand die vornehmlich aus Breitensportlern bestehende Truppe unter den Fittichen Herrn Forchs an, die sich eher auf die meditative Naturerfahrung ausgerichtet hatte und die Tiroler Bergwelt in gemäßigterem Tempo zu erkunden gedachte. Der ganze Rest hielt nun völlig ahnungslos, in die neuesten Schiklamotten aus dem Kaffeeladen gekleidet, seine Holz- (oder Plastik- oder was immer-) Bretter as dem Schulschikeller in der Hand und staunte auf seine Ungetüme von Schuhen, die zu tragen man sich eigentlich gar nicht vorstellen konnte. Doch man sollte sich noch wundern.

Am frühen Nachmittag ging es dann „auf die Piste“, wie der routinierte Wintersportler sagt, also mit Sack und Pack in den Bus und auf ins Schigebiet. Die beiden oben erwähnten Gruppen, die des Schifahrens mächtig waren, stürzten sich so schnell sie ihre Schuhquader trugen auf die Lifte. Das Gros jedoch stand recht planlos vor dem Idiotenhügel und fragte sich, ob man da wirklich mit diesen Brettern hinunterfahren konnte, ohne sich auch nur ein einziges Grat zu brechen. Doch unsere Instruktoren belehrten uns eines Besseren: Nach zigmaligem „im Treppenschritt nach oben laufen“, „im Schneepflug eine Kurve fahren“ und „den inneren Stock schleifen lassen“ sahen die meisten dem nächsten Tag gar nicht bange entgegen, an dem das erste „Liften“ stehen sollte. Freilich waren die meisten (Schüler) einer Schönheitsoperation recht abgeneigt, doch hinter dem angekündigten „Liften“ verbarg sich das bergauf fahren mit dem Ankerlift. Vorher stand jedoch, nach deftigem, nicht luxuriösem, aber angemessenem Abendessen die für die meisten erste Apres-Schi-Party auf dem Programm.

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Kleine Ruhepause
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Alle feierten den gelungenen ersten Tag, man genoss das von der Chefetage genehmigte „Zipfer-Märzen“, und der eine oder andere (Jung-) Lehrer entpuppte sich als leidenschaftlicher Rocker. Geschlafen werden musste in dieser wie auch in allen anderen Nächten recht schnell, weil man trotz oder gerade wegen des eindringlichen Appells der Lehrerschaft auf genügend Nachtruhe die Einhaltung derselben eher großzügig handhabte. Aber letztendlich fand doch zu recht christlicher Zeit jeder in das für sie oder ihn vorgesehene Schlafgemach.

Der nächste Tag verlief ähnlich: Die Anfänger fuhren das erste Mal von einem Hügel mit Liftanschluss hinunter, während die Profis weiter an der Affenstellung bastelten. Für erstere sollte am dritten Schitag dann der Tag der Wahrheit kommen: Jeder (gewesene) Anfänger hatte unter strenger Aufsicht der kritischen Lehrkörperjury einen festgelegten Parcours abzufahren. Die Jury legte dann die Gruppe fest, in der man die kommenden Tage im Schigebiet verbringen durfte.

An den folgenden Tagen wurde weiter am Fahrstil, dem richtigen „Carven“ und, nicht zu vergessen, an der Affenstellung gearbeitet. Doch unsere Exkursion sollte schließlich nicht ganz kulturfrei von statten gehen: Zur Hälfte unseres Trainingslagers war ein Tag in Innsbruck vorgesehen. Dort schauten wir uns die schöne Innenstadt an, bestaunten das „goldene Dächle“, gönnten dem barocken Dem, der auch von innen gewiss schön anzuschauen gewesen wäre, einen Seitenblick und ließen uns dann im Restaurant zum goldenen „M“, das sich immerhin auch durch ein schönes Innengewölbe auszeichnete, kulinarisch verwöhnen.

Abends sollte dann die schon Wochen vorher geplante VIP­Party stattfinden. Und tatsächlich stand sie der Oscar-After-Show-Party sicherlich in nichts nach; im Gegenteil: Man traf von Königin Elizabeth II über Sean Connery, Bud Spencer oder Wolfgang Petry sich zwei erstaunlich ähnlich sehende Erkan&Stefan und sogar zweifelhafte und den meisten sicherlich unbekannte Gestalten wie Gina Wild... Doch einige Promis konnten den beschwerlichen Weg in den zur Tanzfläche umfunktionierten Speisesaal leider nicht auf sich iehmen. Die Grippefälle häuften sich, und ein jeder versuchte durch eine möglichst hohe eingeflößte Menge an synthetischem Vitamin C einer Ansteckung zu entgehen...

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VIP-Party
Tags darauf ging es schließlich weiter mit der Verbesserung unserer Schikünste, und einige Anfängergruppen trauten sich sogar mehrere Talabfahrten zu. Leider war es so warm, das gegen Mittag der Schnee im Tal etwas matschig (der routinierte Wintersportler sagt „sulzig“) wurde, aber auch dabei blieben, o Wunder, alle Knochen heil!

Bald hieß es dann auch schon Abschied zu nehmen von der winterlichen Urlaubsidylle, in der sich die meisten ziemlich wohl fühlten. Am Morgen des siebten Februars stiegen alle mit heilen Knochen, viele schwer oder mäßig erkältet, in die Busse, die uns wieder in Richtung Münster bringen sollten.

Jetzt, da das Ende unserer Schullaufbahn gekommen ist, können wir wirklich auf ein gelungenes „Wildschönau 2004“ zurückblicken. Die meisten von uns haben in diesen sechs Tagen viel Spaß gehabt, viele der Anfänger haben recht passabel Schifahren gelernt, und für einige war dies ihr erster, aber sicherlich nicht letzter Winterurlaub. Und noch wichtiger war vielleicht, dass sich die ganze Stufe, deren Klassen schließlich erst ein halbes Jahr zuvor aufgelöst worden waren, gut kennen lernen konnte und ganz neue Freundschaften entstanden. Ich denke, wir alle werden uns gern an diese Tage am Anfang unserer gemeinsamen Oberstufenzeit zurückerinnern.

Martin Willebrand, Abiturzeitung 2006