Lenzerheide 1993
Die Reifen drehen durch, aber wir nicht...
Es war ein kalter, aber schöner Wintermorgen, als sich der Schulhof der Kardinal-von-Galen-Schule
früh am Morgen füllte. Wie jedes Jahr traf sich die Jahrgangstufe 11
zum sich jährlich wiederholenden "Lenzerheide-Ski-Spaß".
Mit noch etwas verschlafenen und eventuell noch verkleinerten roten Augen versuchten
wir unser mitgebrachtes Gepäck in den beiden Reisebussen zu verstauen. Natürlich
fiel dies am frühen Morgen manchen noch schwer, aber trotz aller sich in
den Weg stellenden Probleme fuhren wir frohen Mutes nach Lenzerheide.
Die Fahrt kann man als lang, aber nicht langweilig beschreiben. Mit so vielen
Leuten im Bus ist es nicht schwer, für viel Stimmung zu sorgen. Diese hielt
so lange an, bis sich die Berge vor uns auftürmten und bei der Bergfahrt
einer der Busse auf unbehagliche Schwierigkeiten stieß. Bei einem Stopp
in einer Parkbucht drehten die Reifen des Busses durch, und er rutschte ein wenig
abwärts. Bis Herr Richter und unser Fahrer Holzstücke hinter die Antriebsräder
legten, machten die einen ihre Testamente, die andern vertrauten auf ihr Glück,
und noch andere benutzten eine schon langst vergessene Methode des Hoffnungschöpfens
— das Beten. Alles das schien zu helfen, und wir kamen mit einiger Verspätung
am Zielort an.
Auf solche Anspannung folgte dann das ach so beliebte Auspacken. Die Zimmeraufteilung
ließ auch nicht lange auf sich warten, doch die geheimen Hoffnungen der Jungen
auf einen Weg, die Mädchen besuchen zu können, gingen nicht in Erfüllung.
Die Ereignisse am Tag machten sich bald bemerkbar, und nach dem Essen ging es
schnell in die Luxusbetten der Jugendherberge.
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Blockbild Arosa-Lenzerheide.Quelle: Wikipedia |
Erste Aktion am nächsten Tag war der Blick nach draußen auf die dort herrschenden
Schneeverhältnisse. Es war auf jeden Fall mehr Schnee als alles zusammengenommen,
was man in Münster je angetroffen hatte. Nachdem man dann das Frühstück
hinter sich gebracht hatte, was dank Ovomaltine vielen schwer fiel, und Herr
Agel seine mahnenden Worte, unterstützt durch eine noch bemerkenswertere
Gestik, beendet hatte, ging es endlich in den Schnee. Die Anfänger und
die Fortgeschrittenen durften noch an einem "Babyhang" proben, während
es für die Profis schon auf die Berge ging. So liefen dann auch die weiterenTage
ab, mit der Ausnahme, daß die Fortgeschrittenen bald auf die "Gertrud"
durften und die Anfänger auch nach und nach die Pisten erklommen. In den
ersten Tagen war es auch noch Sitte, sich am Mittag zum Essen zu treffen, später
gab es Lunchpakete
Doch wie wäre eine Skifreizeit ohne das richtige Après-Ski? Natürlich
nur halb perfekt! Nach den täglichen Anstrengungen und dem Abendessen wurde
es in der Jugendherberge leer und in Nino's Pub voll. Wenn bis zu diesem Zeitpunkt
die Touristen keine Spuren hinterlassen hatten, war spätestens jetzt ein
bleibender Eindruck geprägt werden. Die Hälfte der Jahrgangsstufe sorgte
dafür, daß das Lokal bis 22 Uhr ausschließlich ven uns besetzt war
und die Einheimischen sich in ihrem Stammlokal wie Fremde fühlen mußten.
Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch, genausowenig wie den Aktivitäten,
die zu bleibenden Erinnerungen in den heimischen Schränken der Schuler verhalfen.
Zum guten Schluß kann man also sagen: Eine Skifreizeit, die man wohl so schnell
nicht wieder vergißt, weil sie die Erwartungen der Schüler und wahrscheinlich
auch der Lehrer übertroffen hat.
Manuel Scherf, Abiturzeitung 1995