Dieter Agel, Organisator des Skikurses des KvG-Gymnasiums, hat inzwischen Ersatz für das langjährige Quartier in La Villa gefunden. Foto: Kappenberg

Skikurs 1988

Die Übergangslösung


Im Hochsommer geht’s um den Ski

KvG bezieht ab Januar neue Ski-Quartiere

Hiltrup. Ausgerechnet das Thema Skikurs bewegt in diesen hochsommerlichen Tagen die Gemüter der Kardinal-von-Galen-Schule in Hiltrup.
Und das hat seinen Grund: Zu neuen Ufern nämlich möchte Dieter Agel, Lehrer am KvG und Organisator des jährlichen Ski-Landheimaufenthaltes, seine Ski-Schüler führen. Der seit 17 Jahren ebenso beliebte wie bewährte Schul-Skikurs mit der jeweiligen Jahrgangsstufe 11 in La Villa (Italien/Dolomiten) soll in Zukunft im französischen Pulverschnee stattfinden.
Da in La Villa das bekannte Quartier nicht mehr zur Verfügung steht, soll schon im nächsten Jahr mit der Hälfte der Jahrgangsstufe ein Pilotprojekt in Pralognan-La Vanoise (Savoyen), einem idyllischen Bergdorf am Rande des Nationalparks, durchgeführt werden.
Die andere Hälfte der Obersekundaner freut sich auf einen zünftigen Hüttenskikurs bei Champéry in der französischsprachigen Schweiz. So ist es nur zu verständlich, dass die Qual der Wahl zur Zeit die Schüler der künftigen Stufe 11 mehr beschäftigt als die Zeugnisse.
Zwar muß im kommenden Januar die Jahrgangsstufe für die Fahrt aufgeteilt werden, doch mittlerweile haben auch die Schüler eingesehen, dass die Durchführung des Skikurses nicht anders möglich ist. Dazu Dieter Agel: „Es ist einfach unmöglich, 100 Quartiere in einem Ort oder Haus in diesem Zeitraum zu finden. Doch für Anfang 1989,“ unterstreicht der Organisator, „haben wir bereits die feste Zusage für unser Quartier im französischen Pralognan-La Vanoise – und zwar für die gesamte Jahrgangsstufe.“
Um für 1988 und die folgenden Jahre dieses preislich angemessene und jugendgemäße Haus in einem guten Skigebiet und in schöner Landschaft zu finden, haben Agel und seine Kollegen in den letzten Wochen viel Zeit investiert, um beide Quartiere persönlich in Augenschain zu nehmen. Alle Gremien, angefangen bei den Schülern und Eltern bis zur Schulleitung, haben der neuen Durchführung des traditionellen Projektes zugestimmt und die Arbeit der Organisatoren gewürdigt.
In der neuen Umgebung des Skikurses wird nun auch, so hofft man, das Fach Französisch am KvG-Gymnasium attraktiver. Einen weiteren Vorteil des neuen Konzeptes stellt der Skipaß dar, der jetzt den Schülern für die gesamten zwei Wochen zur Verfügung steht und so die bewährte Unterrichtsmethode des Skikurses vielseitiger zu gestalten erlaubt. Preislich hält der neue Kurs übrigens den Rahmen des vergangenen La-Villa-Projektes ein.
Sebastian Kappenberg, Münstersche Zeitung 18. 07. 1987
Pralognan-La Vanoise Champéry

Memoiren eines Nicht-Sportlers


Die Sache ist die, daß ich nicht zu den sportlichen Spitzen unserer Jahrgangsstufe zähle. Na ja, um ehrlich zu sein, ist das noch eine sehr verschönende Darstellung.
Das ist mir durchaus nicht peinlich. Im Gegenteil, im Laufe der Zeit entwickelt sich ein richtiges Identitätsgefühl des Nichtsportlers, eine Art Lahmen-Solidarität. Aber es bringt eben einige Effekte mit sich, über die es sich zu berichten lohnt.
Zu den markanten Ereignissen gehört da sicherlich die Skifahrt in der Elf. Allen ökologischen Bedenken zum Trotz bin ich mit einem gewissen Enthusiasmus dort angetreten. Unvergessen der feierliche Augenblick, in dem erstmals Skier unter den Skischuhen waren und man sich vorsichtig mit den Stöcken bis auf die Wiese vor unserer Unterkunft schob, auf der das Fiasko dann seinen Anfang nahm. Denn als alle anderen Skianfänger bereits mit einiger Geschicklichkeit den Höhenunterschied von zwei Metern in verschiedenen Haltungen überwanden und glanzvoll unten ankamen, stellte sich bei mir ein merkwürdiges und äußerst hartnäckiges Syndrom ein: Ich fuhr immer nach links. Immer nach links. Das ist kein Scherz, ich konnte machen was ich wollte, mich gerade halten, mich nach rechts stemmen, in die Luft springen - ich kam immer irgendwie nach links, landete mit einigem Krach in den links stehenden und am Ende des Nachmittags arg ramponierten Büschen und begann mich zu fragen, warum ich eigentlich immer nach links fuhr. Die Geschichte war der Beginn einer sehr zwiespältigen Beziehung zum Skifahren. Mit angemessen bösen Vorahnungen begab ich mich mit der Anfängergruppe am nächsten Tag zum „Idiotenhügel“, den ich einfach nur idiotisch steil fand und der mich Sehnsucht nach der Linksdrallwiese spüren ließ. Nähere Ausführungen erübrigen sich wohl, auch hier ging wieder alles schief, was schiefgehen konnte, bis Frau Heinrichs schließlich mit mir zusammen den Hügel herunterfuhr; ich ziemlich hilflos und schon leicht hysterisch, sie rückwärtsfahrend, gebückt und mit ihren Armen meine Skier in die vorgesehene Bahn pressend. So erlernte ich langsam, aber mühsam den „Schneepflug“, eine Technik, mit der ich mich dann tief verbunden fühlte. Sie hatte etwas Sympathisches: man kann damit nämlich die Abfahrt hervorragend kontrollieren, indem man - unter enormer Kraftanstrengung zwar - den ganzen Bewegungsablauf auf eine mir gemäße Geschwindigkeit abbremst, und die lag knapp unterm Schrittempo. Zudem brachte Frau Heinrichs mir in einem Einzelintensivtraining (nochmals schönen Dank!) auch nach die Steuerung des Schneepflugs bei, so daß meiner Skifahrerkarriere nichts mehr im Wege stand, außer dem ein oder anderen Baum oder Mitskifahrer hin und wieder. Mit zunehmender Sicherheit, ich verwende diesen Begriff mit der gebotenen Relativität, konnte ich mal ganz kurz auch die Parallelstellung der Skier versuchen, das sogenannte „Schußfahren“. Allerdings beschleunigte das meine Geschwindigkeit so ungemein, daß ich es immer wieder vorzog, die Notbremse zu ziehen und mich in den Schnee zu schmeißen. Trotz dieser Widrigkeiten konnte ich aber schon bald wieder an meine Anfängergruppe aufschließen und deren Expeditionen, natürlich konsequent im Schneepflug, begleiten. Der Rest der Leute konnte mir einen gewissen Respekt nicht versagen, stellt diese Fortbewegungsart, radikal über Stunden durchgehalten, doch einen schon erheblichen Kraftaufwand dar, und ich entwickelte ungeahnte Konditionsleistungen. […]
Heiko Werning, Abiturzeitung 1990