Ameland
Ameland
Ameland 2001
mit dem KvG
Ortserkundung (im Hintergrund der Ort Hollum)
Gips, Vaseline und nasse Tempos
Die Gipsmasken AG ist für alle etwas. Nur Quasselstrippen sollten es sich zweimal überlegen, weil man ca. ¼ Stunde still und nahezu bewegungslos liegen muss. An Material braucht man pro Maske ½ bis 1 Gipsbinde, die 8 cm breit ist, 20 g Vaseline, eine oder mehrere Schüsseln mit warmen Wasser und Papiertaschentücher.
So wird es gemacht:
Als erstes muss man die Gipsbinden in schmale Streifen (ca. 2-5 cm) schneiden. Als nächstes muss man das einzugipsende Gesicht mit Vaseline dick einfetten, ganz besonders die Augenbrauen und Haaransätze. Jetzt werden die Augen und Wimpern mit feuchten Papiertaschentüchern abgedeckt. Nun beginnt das eigentliche Eingipsen - das heißt still halten und Klappe halten für denjenigen, der eingegipst wird. Gipsstreifen in warmes Wasser tauchen, schichtweise auf das Gesicht legen und modellieren. (Aber bloß die Nase offen lassen. Nicht, dass jemand erstickt!!!) Wenn die Maske fertig modelliert ist, muss sie noch ca. ¼ Stunde trocknen.
Alena Fricke
Treckerfahrt
Drachen auf Leuchttürmen
Auf Ameland wurden, wie in den vergangenen Jahren, wieder viele Projekte durchgeführt, die sehr begehrt waren. Dazu gehörten auch der Drachen- und Leuchtturmbau.
Um einen Drachen zu bauen, brauchte man Materialien wie Holzleisten, Leim, Bindfäden, Folien und natürlich Werkzeug (was alles mitgebracht wurde).
Am ersten Projekttag ging es los mit dem Bau eines Drachens. Zwei verschiedene Drachenformen standen zur Auswahl. Ein Drachen in Rechteckform war der Renner. Hierfür mussten die Holzleisten zugeschnitten und genutet werden. Dann wurden die bearbeiteten Leisten verleimt und konnten durchtrocknen, so dass man am nächsten Projekttag das fertige, quadratische Gerippe bearbeiten konnte. Abschließend nur noch die Folie zurechtgeschnitten und das Grippe umgeklebt. Nur noch Schnüre dran und fertig war der Drachen.
Der zweite Drachen war einfacher und schneller zu fertigen. Hierzu brauchte man die gleichen Materialien wie bei der ersten Drachenform. Als erstes musste die Folie zurechtgeschnitten werden, und erst dann wurden die Holzleisten darauf geklebt.
Einige vollbrachten diese Arbeiten mit sehr großer Sorgfalt, andere hingegen weniger. Nichtsdestotrotz: am Ende flogen alle Drachen am Himmel über Ameland.
Innerhalb dieses Projektes gab es auch die Möglichkeit, Leuchttürme zu fertigen. Dazu wurde ein Zaunpfahl nach freien Ermessen angemalt, meist mit roten und weißen Streifen. Das schönste Exemplar dieser lnselleuchttürme wurde Herrn Braunsmann auf der Abschlussfeier als Dankeschön für die Amelandorganisation überreicht.
Holger Gesch
Watt, Strand und Dünen
Was sollen wir essen 12 Tage lang?
Drei Klassen, im Durchschnitt je 30 Schüler, müssen dieses Jahr auf Ameland mit Lebensmitteln versorgt werden. Beträge im Umfang von 200 DM werden täglich ausgegeben. Jeden Morgen gegen zehn Uhr fährt Herr Braunsmann (auch Herr B. aus S. genannt) zum Einkaufen zu dem nahe gelegenen Supermarkt. An einem Samstagmorgen bin ich mitgefahren, um einmal zu sehen, wie so etwas abläuft. Direkt nach dem Frühstück ging es los. Als allererstes wurden die Kocheltern gebeten, ihre Bestellungen aufzugeben. Nachdem in allen drei Häusern nachgefragt wurde, was für den nächsten Tag benötigt wird, wurden drei Kisten (eine pro Klasse) aus den einzelnen Häusern eingesammelt. Damit alles seine Ordnung hatte, bekam jede Klasse einen eigenen Einkaufszettel, auf dem zuvor die Bestellungen aufgelistet worden sind. Der Autoweg zum Supermarkt beträgt ca. zwei bis drei Minuten. In dieser kurzen Zeit hat Herr Braunsmann mir ein bisschen über die anderen Fahrten nach Ameland erzählt. Für ihn ist es dieses Jahr das vierzehnte Mal, dass er die Klassenfahrt organisiert hat.
Nachdem wir uns dann vier Einkaufswagen aus dem Ständer geholt hatten, führte uns unser erster Weg zur Pfandmaschine. Wir kassierten Pfand im Wert von 71,20 HFL (umgerechnet ca. 65 DM). Auf den Listen stand heute besonders viel, da ja morgen kein Geschäft geöffnet hat. So kauften wir z. B. 43 Packungen Milch mit je 1,5 l Inhalt, 50 Eier, 5 l Bowlenkonzentrat usw.
Nachdem wir uns ca. 100 mal verrechnet hatten, standen wir endlich an der Kasse, um für umgerechnet 510 DM einzukaufen. Nachher wurde noch an jedem Haus die dazugehörige Kiste abgeliefert. Ein sehr ausgiebiger Einkauf mit einem darauf folgend lecker gekochten Essen.
Yvonne Goroncy
Gottesdienst: Vorbereitung und Feier
Das unterwanderte Börsenspiel: Wer betrügt, fliegt - oder auch nicht
Wie jedes Jahr hatte Oberorganisator Heinz Braunsmann seinen zwar nicht brandaktuellen, aber doch zuverlässigen Atari-Computer mit auf die Insel gebracht. Mit dessen Hilfe wurden zufallsgesteuerte Teilnehmerlisten für die Fahrradralley, Klassenlisten, Top-Ten- und Top-Hundert-Hitlisten erstellt. Dieser kleine mit japanischem Hightec vollgestopfte Bursche war auch die Schaltstelle des Börsenspiels „Ameland 2001“.
Für Uneingeweihte eine kurze Erklärung: Jeweils drei Mitspieler konnten sich als Börsengruppe mit einem aussagekräftigen Namen anmelden (etwa als „Bill Gates Söhne“ oder auch als „Die Idioten“). Sie erhielten ein Startkapital von 200.000 Euro, um es möglichst gewinnbringend in verschiedene Aktien zu investieren. Täglich, manchmal bis zu dreimal täglich wurden die neuen Kurse von 55 ausgewählten Aktien publiziert. Informationen zu den Firmen und deren bisherige Aktienentwicklung gab es für jede Klasse in einem eigenen Börsenspielordner.
Also nix wie angemeldet: 3 Namen, Klasse und Gruppenname auf den Anmeldezettel. Vom Chef in den Atari eingegeben, druckte dieser gleich im Gegenzug den ersten Depotauszug. Jetzt die Köpfe zusammengesteckt und ausgehandelt, welche Aktien zuerst gekauft werden sollten. Das Gewünschte auf vorgedruckte Bestellzettel eingetragen, im Chefzimmer abgeben und ab in den Atari zur Datenverarbeitung. Meist zum Frühstück wurden in jeder Klasse die neuen Aktienkurse ausgehängt, und jede Gruppe erhielt ihren neuen Depotauszug.
Sportliche Aktivitäten, die hungrig machen
Ein Tag auf Ameland
- 8.30 Uhr: Frühstück innerhalb der Klassen
- 9.30-11.30 Uhr: Unterricht ebenfalls innerhalb der Klassen
- 12.00 Uhr: wegen des umfangreichen Nachmittagsprogramms vorverlegtes Mittagessen
- 14.00 Uhr: Treffen der drei Klassen vor den Jugendherbergen; 30 Minuten Fußweg zum Strand in Hollum
- ca. 14.45 Uhr: Beginn der Treckerfahrt zum anderen Teil der Insel
- etwa 1 1/2 Stunden später: Ankunft mit dem Trecker am Strand beim Naturschutzgebiet “Het Oerd“
- kurze Pause + Verzehr der mitgebrachten Kuchen
- etwa einstündige Wanderung zum Aussichtspunkt (höchster Punkt der Insel) am Ostende von Ameland
- gemeinsame Rückfahrt mit dem Trecker zum Strand nach Hollum
- erneut 30 Minuten Fußweg zurück zur Jugendherberge; Ankunft: ca. 18.30 Uhr
- 19 Uhr: Abendessen innerhalb der Klassen
- 19.30-20.30 Uhr: kurze Erholungspause, die hauptsächlich zum Stylen genutzt wurde!
- 20.30 Uhr: Beginn der Jahrgangsstufenparty!!!!!
Alena Fricke
Mit großem Hallo wurden erste Gewinne begrüßt oder auch kleine Verluste achselzuckend hingenommen, um anschließend zu beraten und voller Hoffnung neue Order im Atari-Chefzimmer abzugeben. Immerhin winkte der Gewinnergruppe ein Rundflug über Ameland. Mit zunehmender Dauer des Spiels meldeten sich immer mehr Gruppen an, und schließlich brach ein regelrechtes Börsenfieber aus.
Da wollten Mitarbeiter Christian, Karen und ich auch dabei sein, aber wir hatten unsere eigenen, bösen Pläne. Denn ein günstiges Schicksal spielte uns die zukünftigen Kursentwicklungen in die Hände. Diese waren ja nicht wirklich aktuell, sondern vom Börsenspielinitiator in mühsamer Kleinarbeit über den Zeitraum des vergangenen Halbjahres zusammengetragen und in den kleinen Atari eingegeben worden. Jedenfalls befand sich unter den Anmeldezetteln auch der von Anne, Tobias und Nicole, angeblich Mitglieder der 8c, die als „The Terrible Three“ („TTT“) mitmischen wollten.
Die Unterkunft: einfach, aber zweckmäßig
 
Abendliche Aktivitäten
 
Schon beim Eintippen dieser Gruppe wurde Heinz Braunsmann aufmerksam: „Das ist ja absolut ungewöhnlich, dass ein Kerl mit zwei Mädels eine Gruppe aufmacht“. Als diese dann gleich 1000 Stück der Microsoftaktien orderten, meinte er: „Wenn sie die bis zum Schluss behalten, haben sie eigentlich jetzt schon gewonnen.“ Au weia, jetzt hieß es aber ein wenig Zurückhaltung üben.
Damit die Schülerinnen und Schüler der anderen Gruppen nichts merkten, erklärten sich die wirklichen Mitglieder der anonymen Börsengruppe immer gerne bereit, die Börsenauszüge in den Klassen zu verteilen und dabei den Zettel von TTT heimlich an sich zu nehmen.
Wenn man die Kurse des nächsten Tages kennt, ist es nicht schwer, das eigene Startkapital schnell zu vermehren. Aber es ist verdammt schwer, das unter den wachsamen Augen von Heinz Braunsmann zu tun. Eines Tages saß er vor seinem Atari und sinnierte: „Jetzt haben die schon ein paar Mal Aktien gekauft und genau am richtigen Tag wieder verkauft, als ob sie die Kurse kennen würden. Wer ist das überhaupt?“ Ein anderes Mal: „Heute haben sie Porscheaktien gekauft. Die steigen morgen um 20 Euro. Wenn sie die dann verkaufen, ist was faul.“ Also nicht verkaufen und den fetten Gewinn sicherheitshalber lieber sausen lassen.
Kutterfahrt...
... und Fahrradtour
Eines Tages hatte sich der Ataribeherrscher tatsächlich aufgemacht, um Anne, Tobias und Nicole aufzuspüren und zur Rede zu stellen. Diese Vornamen waren sinnigerweise mehrfach vertreten, aber Klassenlehrer Fritz Rickert war sich sicher: „In meiner 8c sind die nicht.“ Nanu, Herr B. aus S. fragte ein wenig verdutzt seinen Mitarbeiter Christian nach der Gruppe. „Ach so, die“, meinte der verzweifelt um eine Ausrede ringende Mitbetrüger, „die kenne ich, glaube ich. Die sind aus verschiedenen Klassen und spielen auch noch in anderen Gruppen mit.“ Gut gesprochen, Christian, denn diese Antwort rief die spontane Anerkennung von Börsenguru Braunsmann hervor. „Das ist ja echt pfiffig von denen.“ Und die Bedenken waren erst mal zerstreut.
Schlimmer war, dass eines Tages der Depotauszug von TTT in die Finger von Mitspielern fiel, die sich angesichts der enormen Gewinne prompt beschwerten: „Die haben sicher eine Börsenzeitung mit den Kursen vom letzten Halbjahr. Die kaufen und verkaufen immer zum richtigen Zeitpunkt.“ Wieder hatte Christian die richtige Antwort zur Hand: „Wir wissen, wer das ist und beobachten die Gruppe schon eine ganze Weile. Wenn da was faul ist, werden sie disqualifiziert.“
Der Amelandaufenthalt näherte sich seinem Ende, das Börsenspiel auch. Heinz Braunsmann war mehrfach misstrauisch geworden, aber wirklich gemerkt hatte er nichts. Was sollten wir tun? Wir konnten schlecht den Rundflug gewinnen. Also mussten wir den Karren gegen die Wand fahren. Es war gar nicht so einfach, innerhalb kurzer Zeit soviel Verluste zu machen, dass die schrecklichen Drei die Hitliste der erfolgreichsten Börsenspielgruppe nicht mehr anführten. „Jetzt kaufen die so einen Mist“, kommentierte dann auch der Chef, „alles futsch und der Rundflug auch.“
Als wir abends in gemütlicher Runde zusammensaßen, haben wir natürlich gestanden. Den Spaß wollten wir uns nicht nehmen lassen. Der Projektleiter nahm's mit gelassenem Humor: „Jetzt wird mir einiges klar“.
Was wohl passiert wäre, wenn wir gewonnen hätten? Wer betrügt, fliegt - raus. Aus.
Christoph Speicher