Mehr als Grammatik und Übersetzen
Zweiter Platz beim Bundeswettbewerb Latein für Julia Tacke
Münster-Hiltrup. Gerade mal seit der sechsten Klasse Lateinunterricht und schon auf Bundesebene ganz vorn dabei: Julia Tacke belegte beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen im Fach Latein den zweiten Platz.
Am 19. Januar war die Prüfung auf Kreisebene im Paulinum in Münster. Sie umfasste die gesamte Bandbreite des Lateinischen. So wurde nicht nur „Klassisches“ wie Übersetzungs- und Grammatikarbeit den Prüflingen abverlangt, sondern es galt auch, Hörverstehens- und Vorlesekönnen unter Beweis zu stellen. Inhaltlich stand Gallien und die Sicht der Römer auf die Gallier im Vordergrund des Wettbewerbs.
Im Vorfeld galt es einen lateinischen Text fehlerfrei auf Tonträger aufzusprechen. Gerade das Hörverstehen bereitete Julia Tacke einige Probleme. Im Unterricht habe sie nie etwas Ähnliches gemacht. Dort stehe noch immer die Übersetzung an sich im Vordergrund, erläuterte sie.
Kein Problem dagegen stellte die Übersetzung für Julia Tacke dar: „Mit der Übersetzung bin ich schon ganz gut klar gekommen. Das hat mir Sicherheit gegeben, und ich bin ruhiger geworden.“
Im Feld der Teilnehmer gehörte sie zu den jüngeren. So wird sie im nächsten Jahr erneut die Gelegenheit haben, teilzunehmen. „Dann wird der erste Platz angepeilt“, hieß es eher scherzhaft, da das Niveau sehr anspruchsvoll ist.
mwb, Westfälische Nachrichten 13. 05. 2006 |
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Mit besonders guten Leistungen in Latein setzte sich Julia Tacke aus der Klasse 9b des Hiltruper Kardinal-von-Galen-Gymnasiums beim Bundeswettbewerb für Fremdsprachen durch: Sie belegte einen 2. Platz. Die Preisverleihung wird am 30. Mai in Recklinghausen stattfinden. Stolz sind auch Julias Lateinlehrerin Santa Bitter und Schulleiter Paul Thelosen.
Foto und Kommentar: Stefanie Witte, MZ 13. 05. 2006 |
Latein mal anders
Der Bundeswettbewerb Fremdsprachen 2006 in Latein begann für mich schon
im Herbst 2005, als mich Frau Bitter, meine Lateinlehrerin, darauf aufmerksam
machte. Sie meinte, ich solle die Gelegenheit beim Schopfe packen und mich
anmelden. Bereitwillig und neugierig registrierte ich mich im Internet. Von
da an ließ mich der Gedanke nicht mehr los, mich auch genügend
darauf vorzubereiten. Schon in der darauffolgenden Woche traf ich mich mit
Frau Bitter in einer 7. Stunde im ehemaligen Fahrschülerraum, um mich
in die lateinische Grammatik und Geschichte von der republikanischen Zeit
der Römer bis zum Mittelalter, in dem ja bekanntlich auch Latein gesprochen
wurde, zu stürzen.
Das Thema des Wettbewerbes war Gaius Julius Caesar und das von ihm eroberte
Gallien. Das könnte kompliziert klingen, doch wir lasen sowieso schon
Caesars „De bello Gallico“ im Unterricht, so dass ich über
einiges Vorwissen verfügte. Zu diesem 1. Treffen übersetzte ich
schon fleißig zwei Texte und las mich in ein Buch über das römischen
Leben ein, das mir Frau Bitter freundlicherweise zur Verfügung gestellt
hatte.
Doch die Zeit bis zum Wettbewerbstag, dem 19. Januar 2006, war lang, zu lang.
Erste Zweifel an meinem Können fingen an mich zu plagen. Zudem mussten
ja auch noch einige Arbeiten des Halbjahres vor den Weihnachtsferien geschrieben
werden. Das trug wesentlich dazu bei, meine Bedenken zu stärken. Ich
legte Frau Bitter meinen Entschluss, doch nicht mitzumachen, vor, doch sie
ließ nicht locker. So bekam ich für die Weihnachtsferien noch eine
extra Lektüre über Karl den Großen und ein Lexikon über
europäische Frühgeschichte, um mich ausreichend über die Kelten/Gallier
und das lateinische Mittelalter informieren zu können. Selbst meine Lateinarbeit
blieb nicht unversehrt. Seitdem prangt dort in fetter Rotschrift die Aufforderung
„Nimm bitte am Latein-Wettbewerb teil!“.
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Preisverleihung im Gymnasium Petrinum Recklinghausen |
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In den Ferien überlegte ich es mir noch einmal, und am Anfang des neuen
Jahres stand meine Teilnahme endgültig fest. Ehrgeizig lernte ich sämtliche
Vokabellisten und Grammatikzettel, las Asterix-Hefte und die geliehenen Bücher.
Nach den trotzdem erholsamen Ferien, dem Besprechen eines Tonbandes mit einem
lateinischen Vorlesetext über die Erziehungsweise „Karoli Magni“
und zwei weiteren Treffen mit Frau Bitter, die jeweils mit einigen Caesarübersetzungen
verbunden waren, stand plötzlich der entscheidende Prüfungstag vor
der Tür.
Pünktlich kurz vor 10 Uhr kam ich etwas aufgeregt als jüngste Teilnehmerin im Regierungsbezirk Münster am Münsteraner Gymnasium Paulinum an. Es stellte sich heraus,
dass ich auch die einzige war, die keinen kannte, zum ersten Mal teilnahm und damit auch die wenigste Erfahrung hatte. Doch als dann die ersten Aufgabenbögen ausgeteilt wurden, war jeder
auf sich allein gestellt. An erster Stelle der Prüfung stand eine Übersetzung von Caesar über „das Wesen der Druiden“, die ich meines Erachtens ganz ordentlich meisterte.
Danach folgten einige Übungen zum Thema „Wortergänzung“, „Satzverständnis“ und „Leseverständnis“, was sich schon ein wenig schwieriger gestaltete.
Als Nächstes stand der Aufgabenblock „Res et Verba“ auf dem Plan, der zum einen Strukturen (Grammatik und Stilistik) der lateinischen Sprache und das Weiterleben in den modernen
Fremdsprachen, zum anderen Gebiete wie Geschichte, Geografie, Archäologie, Mythologie, Kultur und Alltagsleben der Antike behandelte. Aufgaben waren hier zum Beispiel ein Gallierquiz, ein
Vergleich mit römischen Göttern, ein paar Fragen zur Romanisierung von Gallia Transalpina, Latein in unserem Alltag und weitere grammatikalische Fragen. Die letzte Aufgabe war das
Hörverstehen, was sich bei mir als äußerst problematisch herausstellte, da ich diesen Bereich auf Latein noch nie erprobt hatte.
Insgesamt dauerte die reine Bearbeitungszeit 2½ Stunden plus die jeweiligen Pausen zwischen den einzelnen Aufgabengruppen. In diesen Ruhepausen stellte sich heraus, dass ich gar nicht
so viel schlechter war als die anderen Anwesenden. Nach Abgabe der Tonaufnahmen war auch das Ende der Prüfung und eines interessanten Tages erreicht. Summa summarum hat sich der Tag
für mich gelohnt, weil ich mal den Eindruck einer solchen Prüfungsatmosphäre gewinnen und spüren konnte, sehr viel über Caesar und sein Gallien gelernt und dadurch
etwas mehr Spaß beim Erlernen der lateinischen Sprache bekommen habe. Ich finde, dass es sich auch für andere lohnen könnte, dies zu erleben. Also: ein Aufruf an alle, die ein
wenig Spaß an lateinischen Übersetzungen und römischer Geschichte haben, sich beim nächsten Mal (ab Juli 2006) anzumelden (damit ich nicht wieder als einzige das KvG
repräsentieren muss)!
Nach langem Warten war es dann aber auch schon soweit, dass am 30. 05. 2006
die Preisverleihung im Petrinum in Recklinghausen stattfand. Mit Bus und Bahn
und natürlich Frau Bitter kam ich nach einer Stunde Fahrt dort an. In der
Preisverleihung selbst wirkten einige hohe Herren mit, wie z. B. der Bürgermeister
der Stadt Recklinghausen, der Schulleiter des Petrinum, der Vorsitzende des
Ausschusses des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen und die Fachdezernentin für
Latein. Die Verleihung war schön vorbereitet und beinhaltete eine Klavierdarbietung,
drei weitere Musikstücke auf der Geige und die Vorstellung einer Gruppenarbeit,
die auch einen Preis gewonnen hatte. Nun, von den 641 Teilnehmern bin ich letztendlich
20. in NRW und Zweite (von dreien) in Münster geworden und habe sowohl
eine echt römische Münze aus dem 4. Jh. n. Chr. als auch 75 Euro gewonnen.
So hat sich die Teilnahme doch wirklich gelohnt!
Julia Tacke (9b), KvG-Jahrbuch 2005/06