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Mannschaft der UI [= Unterprima, Klasse 12]. Die Bezeichnung "Kommune" entstammt dem Vokabular der 68er Studentenbewegung

Lehrer gegen „Kommune UI“ 1967


Endlich war es wieder so weit. Die Lehrer hatten die Herausforderung der „Kommune UI“ zum Fußballspiel des Jahres angenommen. Alle Schüler und besonders die Lehrer waren gespannt auf dieses sportliche Großereignis. Nach anfänglichen Terminschwierigkeiten hatte man als Spieltermin den 26. Oktober festgelegt. Fast schien es, als sollte auch dieser Termin buchstäblich ins Wasser fallen. Denn mit Betrübnis musste man am Morgen hinnehmen, dass es regnete. Doch der Himmel lichtete sich noch morgens und der Schiedsrichter konnte die „Pater-Termathe-Gedächtnis-Kampfbahn“ für das Spiel freigeben. Spielbeginn sollte um 15.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit sein. Aber schon lange Zeit vor dem Anpfiff war das weite Rund der Kampfbahn bis auf den letzten Platz ausverkauft. Auf der Ersatzbank der Lehrer hatten diejenigen Platz genommen, die Trainer „Herrera“ [Anm.: alias Alfons Borgmann, späterer Schulleiter] „wegen Konditionsmängel“ nicht berücksichtigt hatte. Und man muss sagen, dass es sogar sehr viele Lehrer waren. So konnte man nur hoffen, dass Zeus, der ja schon immer den Denkern und Philosophen Rückendeckung gegeben hatte, auch diesmal den Lehrern mit seiner „Allmächtigkeit“ zur Seite stehen würde.

[…] fünf Neuerwerbungen hatte „Herrera“ für dieses wichtige Spiel verpflichtet. Dazu noch weitere sechs international hocherfahrene „Fußballrecken“! Dagegen konnte der Manager der Schüler nur lauter „Greenhörner“ auf dem Gebiet des Fußballs in diesen Kampf schicken. Die Namen dieser Spieler sagen uns nicht viel, da sie noch nie international ins Rampenlicht getreten sind. Doch dann ertönte der Anpfiff, und nun musste es sich entscheiden, welche Mannschaft die bessere taktische Einstellung mit ins Spiel bringen würde.

Auf beiden Seiten machte sich zunächst starke Nervosität bemerkbar. Doch mit längerer Spieldauer legte sich diese allmählich, und das Spiel zeigte mehr Farbe und Linie. Die Auswahl der „Kommune“ ging gleich zum offensiveren Fußball über und drängte die Lehrermannschaft in die Defensive. Anscheinend wollte man einmal Herr über die Lehrer werden, während in anderen Sportarten, d. h. Unterrichtsveranstaltungen, die Lehrer weitestgehend das Spielgeschehen bestimmen.

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Lehrerelf ca. 1969, fast noch genau so zusammengesetzt wie die hier beschriebene Mannschaft.
Mittleres Foto: Vorn B. Heinrichs, Referendar, F. Vorspel, Pater H. J. Dahmen.
Hinten Dr. H. Schrand, Referendar, E. Lücke, F. Swietlik, W. Hesse, B. Brinkbäumer, F. Rickert
Lehrerfrauen und -kinder
verfolgen interessiert bis belustigt
das Spielgeschehen

Aber immer wieder rannten sich die Stürmer der „Kommune“ in die verbissen kämpfende Abwehrmauer der Lehrer fest. Trotz der Offensive der Schüler konterten die Lehrer geschickt aus der Abwehr heraus. Die Mittelfeldspieler bedienten ihre Stürmer mit gekonnten Steilpässen. So war es nicht verwunderlich, dass sich das Spielgeschehen ganz im Zeichen beider Abwehrreihen abspielte. Daraus ergab sich dann, dass das schnelle Spiel auf beiden Seiten schon in der ersten Halbzeit stark an der Kondition der Akteure zerrte. Bei alledem, wurde aber auch nicht vergessen, zielstrebig zum Tor zu spielen. Doch die unkonzentrierten Schüsse aus den Reihen der „Kommune“ wurden alle eine Beute des hervorragenden Lehrertorwarts. Dagegen hatten die Lehrer einige große Torchancen. Erwähnt seien hier nur der kraftvolle Weitschuss P. Dahmens und die um Zentimeter verpasste Einschussmöglichkeit von Herrn Borgmann, alias „Uwe“ alias „Herrera“. Aber dann kam es endlich zu einem Tor. Nach einem Einwurf kam der Ball zum Mittelstürmer der „Kommune“, der völlig freistehend die Chance nutzte und eiskalt zum 1:0 für die „Kommune“ einschoss. Mit dieser Führung konnte die Schülermannschaft dann auch beruhigt in die Pause gehen. Der Schiedsrichter wurde ausgetauscht, und mit frischer Kraft ging es in die zweite Spielhälfte.

05 06
Die Lehrergladiatoren bei einem ihrer wöchentlichen Trainingsabende, 1969
Sofort startete die „Kommune“ wieder eine Offensive. Und wieder wurde klug aus der Deckung der Lehrer gekontert. Dieses Mal blieb der Erfolg für die aufopferungsvoll kämpfenden Lehrer nicht aus. Nach kurzem Zusammenspiel zwischen Herrn Heinrichs und Herrn Schrand, die man im Spiel mit Max und Moritz vergleichen könnte, schoss Herr Schrand aus der Drehung unhaltbar ein. Hiermit stand es nunmehr 1:1 unentschieden, und alles stand wieder offen. Jedoch währte die Freude der Lehrer nicht lange, denn schon eine Minute später kam ein Pass zu Rolf, dem Mittelstürmer der „Kommune“, der wiederum völlig freistehend zum 2:1 für die „Kommune“ einschoss. Die Raumdeckung, die die Lehrer praktizierten, wurde nicht mehr konsequent durchgeführt. Durch die erneute Führung der Schüler ließen sich die Lehrer aber nicht ihr Konzept aus der Hand nehmen und kämpften weiter. Bis dann schließlich Herr Swietlik, der Klassenlehrer der „Kommune“, nach einem groben Abwehrschnitzer in der „Kommune-Deckung“ heranspritzte und das Leder volley ins Tor beförderte und wieder ausglich.

Die Lehrer hatten nun ihre Kondition verbraucht. Und so war es nur noch eine Frage der Zeit, wann sich das nächste Tor für die „Kommune“ einstellen würde. Es ließ auch nicht lange auf sich warten. Der Ball kam zum Linksaußen der „Kommune“, der zwei Abwehrspieler der Lehrer hinter sich ließ und dann zum 3:2 Endstand für die „Kommune“ einschob. Auch die ermunternden Worte des Präsidenten (sprich P. Termathe) der Lehrersportvereinigung halfen nichts mehr. Die Lehrer hatten nicht mehr die Kraft, das Resultat zu ändern. Bliebe nur noch zu sagen, dass es ganz fraglos ein kampfbetontes, aber faires Spiel auf beiden Seiten war, bei dem auch die Zuschauer auf ihre Kosten gekommen sein dürften. Wir möchten es aber nicht versäumen, den Lehrern für diesen Fußballhochgenuss zu danken.

Eberhard Sundrup (Abitur 1970) in: "Die Brücke", Schülerzeitung der Kardinal-von-Galen-Schule, Ausgabe 1967