Lehrer gegen Schüler 1960


Es ist bekannt, dass selbst in einem „mauerumwehrten“ Kloster die Fußballbegeisterung hohe Wellen schlägt. Verwunderlich aber ist es, dass selbst ehrwürdige Gestalten in Talar und Kordel sich für diese Art Körperertüchtigung interessierten, ja sogar den Wunsch äußerten, selbst einmal diese Technik zu erproben Um aber eine Verbindung zwischen Weltlichkeit und Geistlichkeit zu knüpfen, beschloss man, diesen Fall dem Lehrerkollegium zur Prüfung zu übergeben. Wer nun meint, damit sei der Fall zu den Akten gelegt, täuscht sich sehr, denn nun wirbelte der Staub erst recht auf, da die Lehrer es sich nicht nehmen lassen wollten, auch in dieser Disziplin die Schüler „vernichtend zu schlagen“. Als Gegner suchten sie sich die Unterprima aus […]
Der Tag (Christi Himmelfahrt) naht, und schon Stunden vorher füllt sich das „Rademacherstadion“ mit brodelnden Volksmassen. Spannung drückt auf die Gemüter. Die Spieler laufen ein. P. Direktor gibt dem Schiedsrichter die letzten Hinweise, gibt den Anstoß und zieht sich dann auf den Spielfeldrand zurück. Nun „rast der Pöbel“.
Das Spiel verläuft bemerkenswert schnell und auf beiden Seiten fair. Bei den Spielern der älteren Generation macht sich häufig eine Tendenz zur Waagerechten bemerkbar, was nicht selten unbequeme Konsequenzen nach sich zieht. Trotz der großartig gestaffelten Abwehr heißt es bald 1:0 fur die Schüler.
In der Pause bietet P. Direktor ein bewährtes Mittel an: Senoussi [Anmerkung: Damals eine bekannte Zigarettenmarke]. St.-Ass. Rey klügelt eine neue Taktik aus, deren Effekt leider auch gegen Ende des Spieles nicht zu finden ist. Nach wechselvollem Glück müssen die Lehrer ein 7:4 hinnehmen, das, wenn man es recht betrachtet, durchaus akzeptabel ist, da zu bedenken ist, dass im Unterricht gewöhnlich die Schüler die Verlierer sind.
Bernhard Kampert (Abitur 1962) in: „Gruß aus Hiltrup“, Schülerzeitung der Kardinal-von-Galen-Schule, Ausgabe Juli 1960

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Lehrermannschaft bei Spielbeginn. Im Ordenshabit P. Direktor Termathe, der den Anstoß machen wird In der hinteren Reihe erkennt man P. Dr. Dephoff, P. Tönies (2./3.v.l.) und Alfons Borgmann (ganz rechts) Torwart P. Dr. Dephoff musste sieben mal "hinter sich greifen"