Streicher-Ensemble „Mattinata“ expandiert und sucht weitere Verstärkung


Interessierten Beobachtern des Musiklebens am Kardinal-von-Galen-Gymnasium wird es nicht entgangen sein: Die Musik am KvG mit ihren zahlreichen Projekten und Aktivitäten steht in neuer Blüte. Bläserklassen am KvG, Galissimo, Big Band, alle zwei Jahre eine Musical-Produktion im Zusammenspiel der verschiedenen ästhetischen Fachbereiche. Was dabei schnell übersehen wird, ist ein bislang recht kleines Pflänzchen, das es zu wahren gilt und das durchaus noch ein paar Wachstumsschübe vertragen kann.

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Streicher-Ensemble beim Winterkonzert 2005

Vor mehr als drei Jahren hatte die junge Kollegin Anne Dortschy, selbst Streichmusikerin, die Idee, neben dem reichhaltigen Ensembleangebot für Bläser der Ensemblearbeit in der Schule einen weiteren Akzent hinzuzufügen. Mit ihrer Idee wandte sie sich an die Fachschaft Musik, und gemeinsam mit dem Verfasser dieser Zeilen entstand - zunächst klein und unscheinbar - die so genannte „Streicher-AG“. Ziel dieses Unternehmens war es zunächst, den Streichmusikern an unserer Schule ebenfalls die Möglichkeit zu geben, Ensembleerfahrungen zu sammeln. Diese sind - gerade für Streicher - von besonderer Bedeutung, da die Motivation für das Erlernen und Weiter-Lernen des Instruments wesentlich erhöht werden kann. Der junge Musiker/die junge Musikerin erfährt sich als Teil einer Gruppe, der innerhalb der Gruppe einen gewissen Stellenwert hat. So bekommt Musik in sozialer wie in motivationaler Hinsicht einen nachhaltigen Sinn. Man übt nicht nur für sich im stillen Kämmerlein zur Befriedigung des Elternwillens oder um Konflikte mit dem Instrumentallehrer zu vermeiden, sondern man übt und musiziert zielorientiert auf die Präsentation eines bestimmten Programms hin. Und auch diese Präsentation ist wichtig für die musikalische Entwicklung des Kindes, wenn dieses Kapitel auch gewiss nicht überstrapaziert werden darf. Im Ensemble, in dem man sich gegenseitig unterstützt und Mut zuspricht, ist diese „Hürde“ des Auftritts bedeutend leichter zu nehmen. Damit wird eine Lebenserfahrung möglich, die nachhaltige positive Auswirkungen für die Gesamtentwicklung des Kindes mit sich bringt.
Wichtige Garanten für eine kontinuierliche Arbeit waren in der Anfangszeit des Ensembles zunächst Schülerinnen und Schüler aus dem Bereich der Oberstufe, die neben den hier engagierten Lehrern Vorerfahrungen und Literaturanregungen mit in die Arbeitsgemeinschaft einbringen konnten. Immer wieder stand dieses kleine Ensemble allerdings kurz vor dem Aus. Insbesondere zu dem Zeitpunkt, als die Ensemble-Mitglieder der „ersten Stunde“ sich allmählich anschickten, ihr Abitur zu bauen.

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Streicher-Ensemble beim Winterkonzert 2007

Ein Glücksfall für die Fachschaft Musik und für die Streicher AG kam 2005 mit der Referendarin Eva Heitkamp an unsere Schule. Die junge Musikpädagogin - ebenfalls des Violinspiels mächtig - konnte quasi im fliegenden Wechsel die Ideengeberin Anne Dortschy ablösen und hatte ein Betätigungsfeld gefunden, auf dem es weiterhin viel zu tun gab.
Tröpfchenweise fanden sich neue potentielle Mitspieler in der nicht zu entmutigenden Gruppe ein. Bereits verloren geglaubte Ensemble-Mitglieder kehrten wieder zurück. Das Literaturangebot für das teilweise rumpfhafte Streicherensemble, in dem bis auf den heutigen Tag eine Viola fehlt, konnte durch Transkriptionen und Neuinstrumentierungen wesentlich erweitert werden.
Bei den bisher von diesem Streich-Ensemble absolvierten drei „traditionellen Winterkonzerten“ schien ein Großteil des Publikums ob der Existenz und der Spielfertigkeit dieses Ensembles relativ überrascht. Die Gruppe verstand es bisher, ihr Aufführungs- und Probenprogramm im Sinne eines abwechslungsreichen „Crossover“ zu gestalten. Von bekannten und weniger bekannten klassischen Ensemblestücken (z. B. Pachelbel-Kanon) über die Interpretation bekannter Film-Musiken („Pirates of the Caribbean“) bis zu bekannten Pop-Arrangements („Bridge over troubled water“, „Thank you for the music“) reichte dabei die Palette der Aufführungsliteratur.
Im zweiten Halbjahr des Schuljahres 2006/2007 expandierte dann der Klangkörper allmählich. Bereits im ersten Halbjahr hatte eine couragierte Flötistin (Sina Pankok) den Weg in das Streicher-Ensemble gefunden. Mit dem Halbjahreswechsel kamen dann u. a. erneut interessierte Schülerinnen der Oberstufe hinzu. Damit erweiterte sich die Literatur-Palette erheblich. Zudem erhielt durch die heterogene Altersstruktur das „Voneinander-Lernen“ innerhalb der Gruppe einen höheren Stellenwert. Allerdings: Dass immer noch kein Bratschist/keine Bratscherin den Weg in unser Ensemble gefunden hat, das mittlerweile unter dem Namen „Mattinata“ (= Ständchen) firmiert, schmerzt ein wenig; der Klang der Viola täte der Ausgewogenheit des Klangkörpers sicherlich sehr gut. Weitere Holzblasinstrumente wären in unserem Ensemble ebenfalls herzlich willkommen, eröffnen sie doch neue Spiel- und Klangmöglichkeiten für die kammermusikalische Arbeit.
Frank Bennemann, KvG-Jahrbuch 2006/07