Menschenwürdiges Antlitz mitgestalten


Münster.
Mit einem feierlichen Pontifikalamt hat Bischof Reinhard Lettmann am Sonntag (06. 05. 2007) in Münster gemeinsam mit kirchlichen Würdenträgern aus Polen, Rumänien und Bosnien-Herzegowina die bundesweite Renovabis-Pfingstaktion eröffnet. Der Gottesdienst ist gleichzeitig Auftakt für die 15. Renovabis-Sammlung, bei der traditionsgemäß am Pfingstsonntag in allen deutschen Kirchen Kollekte für das Osteuropa-Hilfswerk gehalten wird. Im Mittelpunkt der diesjährigen Initiative steht das Leitwort „Einander Halt sein. Ehe und Familie im Osten Europas stärken“.
Eine farbenprächtige Ikone, die beim Einzug in den St.-Paulus-Dom zum Altar getragen wurde, machte das Anliegen bildhaft deutlich: Sie zeigte den Heiligen Benedikt, den Schutzpatron Europas, gemeinsam mit den beiden Slawen-Aposteln Cyrill und Methodius. Sinnbildhaft waren auch die Gaben, die Frauen in osteuropäischen Trachten neben Brot und Wein zur Gabenbereitung brachten: einen Kochtopf als Symbol für den Hunger nach Nahrung, ein Haus aus bunten Legosteinen als Zeichen der Sehnsucht der Menschen nach Heimat sowie Schulbücher als Symbole für den Hunger nach Bildung.
„Wir wollen mit der Pfingstaktion ein Zeichen der Solidarität zwischen den Menschen in West und Ost setzen, denn es gibt nach wie vor ein massives soziales Gefälle in Europa“, sagte Pater Dietger Demuth, Hauptgeschäftsführer von Renovabis, zu Beginn des Gottesdienstes, der auch vom Kölner Domradio übertragen wurde. Vor allem die Erblasten aus der Zeit des Kommunismus und die aktuelle gesellschaftliche und wirtschaftliche Lage in vielen Ländern Osteuropas wirkten sich destabilisierend auf die Familien aus. „Armut, Arbeitslosigkeit, Verzweiflung und Orientierungslosigkeit tragen zu immens hohen Scheidungs- und Abtreibungsraten bei.“ Die Solidaritätsaktion Renovabis, so Demuth, suche deswegen Familien in Not zu stützen, durch Beratungsstellen, psycho-soziale Betreuung in Krisensituationen sowie karitative und pastorale Angebote.

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Werbung für das KvG machte die KvG-Big-Band: Sie spielte auf der Eröffnung der diesjährigen Pfingstaktion von Renovabis am 5. Mai auf einer Bühne vor St. Lamberti in Münster. Bei strahlendem Sonnenschein überzeugte sie unter der Leitung von Andreas Klomfaß besonders durch ihr differenziertes Spiel und konnte im "Konzert der Großen" - die Big Band St. Mauritz und die Big Band Herten waren ebenfalls vor Ort - durchaus mithalten. Das zahlreiche Publikum dankte es mit Applaus
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Bedeutung der Familie
Der polnische Erzbischof von Lublin, Józef Zycinski, stellte die „Heiligkeit der Familie und die geistige Erneuerung Europas“ in den Mittelpunkt seiner Predigt. Jesus selbst habe durch sein Handeln und seine Wundertaten bezeugt, „wie wichtig ihm die Sorge um die Heiligkeit der Familien ist“. Sie zeige sich „in der Haltung von Altruismus, in der Achtung der Schwachen und Kranken und der Sorge um die Behinderten“. Zycinski forderte die Christen dazu auf, angesichts religiöser Gleichgültigkeit nicht den Mut zu verlieren, das „Antlitz Europas“ mitzugestalten. Die Menschen, die an dem Prozess der kulturellen Wende teilnehmen wollten, seien nicht einsam, „die diskrete Handlung Gottes schafft uns die Mittel, um seine Hoffnung und seine Liebe in die Welt zu bringen.“

Frühes Engagement
Bei der anschließenden Begrüßung der Gäste im münsterschen Rathaus spielte Generalvikar Norbert Kleyboldt auf die langjährige freundschaftliche Verbundenheit des Bistum Münster mit der rumänischen Diözese Iasi an: „Wir haben früh damit begonnen, Kontakte in Richtung Osten zu knüpfen und uns für diese Beziehungen einzusetzen“, sagt der Generalvikar nicht ohne Stolz. Auch Bischof Reinhard Lettmann machte bei dem Empfang noch einmal deutlich, dass ihm das erfolgreiche Ergebnis der Renovabis-Kollekte am Pfingstsonntag ein Herzensanliegen ist. Karl-Josef Laumann, NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, verdeutlichte, dass in vielen Ländern Osteuropas die Kirchen vor Ort die sozialen Aufgaben übernehmen müssten, die der Staat nicht ausfüllen könne. Dort leiste das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis eine „segensreiche Arbeit“ durch die Förderung solcher Initiativen. „Schon vor dem Zusammenbruch des Kommunismus Ende der 80er Jahre haben viele deutsche Katholiken die Kirchen im Osten engagiert unterstützt.“ Seitdem sei das Engagement weiter verstärkt worden. Die Menschen im Osten Europas bräuchten nachhaltige Hilfe durch verlässliche Institutionen wie Renovabis, die den Geist der christlich-katholischen Soziallehre atmeten. Noch vor zwei Jahrzehnten seien die Beziehung zwischen Ost und West von militärischen Aufrüstungsfragen geprägt gewesen, erinnerte Laumann: „Heute können wir die Zeit des Zusammenwachsens von West und Ost gestalten, durch politisches und soziales Handeln, vor allem aber getragen durch die vielen Kontakte der Menschen untereinander.“
Text: Karin Weglage, www.bistum-muenster.de, 06. 05. 2007