Interdisziplinärer Studientag: „Hätte ich die Liebe nicht, so wäre ich nichts“ !? – aber was ist die Liebe?

Dass Liebe mehr als ein Gefühl ist, könnte als ein Ergebnis des diesjährigen Interdisziplinären Studientages der Q1 am KvG gelten. Thema und Fragestellung hatte der Apostel Paulus in seinem Brief an die Korinther geliefert und daraus wurde ein spannender Tag, an dem die Schülerinnen und Schüler über den Tellerrand schauen und sich mit verschiedenen Aspekten des Themas „Liebe“ beschäftigen konnten.
IMG_3802Bereits zum 13. Mal konnten auch in diesem Jahr interessante Referentinnen und Referenten gewonnen werden, die sich bereiterklärt hatten, ihre Expertise und ihre Zeit zur Verfügung zu stellen. Einen ganzen Tag lang widmeten sich die Oberstufenschüler – abseits vom regulären Unterrichtsbetrieb – in einem Wechsel von Vortrag, Workshops sowie Podiumsgespräch der Suche nach persönlichen Zugängen und Antworten rund um das facettenreiche Thema.
Der Künstler Sido konnte durch sein Lied mit dem schlichten Titel „Liebe“ zu Beginn das Feld zumindest aufspannen. Dass eben diese Liebe nicht leicht zu fassen ist, wurde dann auch bereits durch die kreativen Beiträge des Literaturkurses der Q1 deutlich: Liebe ist vielfältig, birgt Schönes wie Schweres.
Diese Vielfältigkeit konnte auch Andreas Häner (pro familia), der Hauptreferent dieses Tages, sehr anschaulich emotional sowie durch Zahlen belegt, verdeutlichen: er stellte gemeinsam mit den Schülern wesentliche Fragen: Wie halten wir es heute in unserer Gesellschaft mit dem Thema „Liebe“? Wir lieben unsere Kinder, unsere Umwelt und respektieren andere Lebens- und Liebesformen – aber setzen wir das auch konsequent um? Oder bleiben es Lippenbekenntnisse? So weitete Andreas Häner den Blick auf das Themengebiet. Die Auftaktveranstaltung hatte die an sie gerichteten Erwartungen voll erfüllt.

Auf die Suche nach Antworten in Bezug auf konkretere Fragestellungen konnten sich die Schülerinnen und Schüler im weiteren Verlauf des Studientages begeben. In sieben im Vorfeld frei zu wählenden Arbeitsgemeinschaften ergab sich die Möglichkeit, das Themengebiet „Liebe“ aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten:

  • Meinhard Schulte, Kunstlehrer am KvG, suchte mit den Schülerinnen und Schülern nach kreativen Zugängen zum Thema, indem sie Collagen über das äußere und das innere Erscheinungsbild von Liebe anfertigten.
  • Andreas Häner (pro familia) befasste sich mit der Liebe in Zeiten von Pornographie. Dabei wurden Mythen beleuchtet und den Fragen nachgegangen, ob und wenn ja wie die Sexualität in Beziehungen durch Pornografie beeinflusst wird und wie Liebe und Sexualität in Zeiten der Pornografie gelingen kann.
  • Norbert Wibertz (ehem. Leiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Bistums Münster), Konrad Schneermann (Priester und Schulseelsorger) sowie Martin Dankbar (AG LSBTI der GEW) bearbeiteten das weite Feld verschiedener Lebensentwürfe: Heute ist doch so gut wie alles möglich, von der klassischen Ehe, über die eingetragene Lebenspartnerschaft bis hin zum „Extrem“-Christen, der sein Leben ganz in den Dienst Gottes stellt. Welche Bedeutung hat dabei die Liebe?
  • Besonders wortgewandt ging es im Workshop des ehemaligen KvG-Schülers Jonas Dirker zu. „Ich also habe mich von meiner Freundin getrennt worden bin“ war der Titel seiner Poetry-Slam-AG, in der Texte rund um das Thema verfasst wurden.
  • Anke Papenkort von der AidsHilfe Münster e.V. ging gemeinsam mit Schülerinnen der Frage nach gelingender Sexualität und Liebe nach: Liebe und/ oder Sex? – Sex und/ oder Liebe? – war die Überschrift, unter der die Schülerinnen diskutieren und neue Perspektiven gewinnen konnten.

 

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  • Informationen aus erster Hand und regen Austausch ergaben sich im Workshop „Liebe ist nicht nur ein Wort“ geleitet von Moritz Gräper. Der Dozent an der evangelisch-theologischen Fakultät Münster und ehemaliger Freiwilliger in Johannesburg berichtete von seinen Erfahrungen und lud zum Gespräch über ehrenamtliches Engagement ein: Nächstenliebe als auch zum Teil harte Arbeit.
  • Dass das Thema Liebe auch digital angegangen werden kann, zeigten Kerstin Brinker und Oliver Auditor (beide Lehrer des KvG) in „Liebe Digital- What´s on your mind?“. Ein Workshop, der gerade in Zeiten von WhatsApp, Parship und Facebook höchste Bedeutung hat.
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IMG_3775Der dritte Teil des Studientages wurde hauptsächlich als Podiumsgespräch mit einigen der Referenten gestaltet. Mechthild Theilmeier-Wahner und Benjamin Fürst (Q1) führten durch das Gespräch mit den Gästen und konnten auf diese Weise nochmals die unterschiedlichen Perspektiven für alle anschaulich darstellen und auch zusammenführen. Dabei kamen zudem Fragen der Schülerinnen und Schüler zum Tragen, die zuvor anonym gesammelt worden waren: Kann man Liebe lernen? Gibt es Menschen, die nicht lieben können? Können Tiere lieben? Unterbrochen wurde das Gespräch immer wieder durch die Präsentation einiger Ergebnisse der Workshops, wobei vor allem die kreativen Beiträge beeindrucken konnten.

 

 

„Hätte ich die Liebe nicht, so wäre ich nichts“ – dass Paulus´ Ausspruch Geltung besitzt, ist eindeutig. Und wenn er die Schülerinnen und Schüler zum Weiterdenken anregen konnte, hat der Studientag 2016 seinen Anspruch voll erfüllt.